Johnny Cash - American V: A Hundred Highways



Stil (Spielzeit): Songwriter / Rock (42:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Island / Universal (30.06.06)
Bewertung: Pure Emotion (9/10)
Link: www.johnny-cash.de
Im September 2003 starb JOHNNY CASH, und die intensivsten Momente seiner unglaublichen Musikerlaufbahn werden dieser Tage mit "American Recordings V: A  Hundred Highways" veröffentlicht. Ein Album, das einen den Tränen nahe bringen kann, wenn man nur zuhört und sich ein klein wenig mit der Geschichte dahinter beschäftigt.

Cash wusste, dass diese Songs seine letzten werden würden. Nach dem Tod seiner Frau June Carter verschlechterte sich sein Gesundheitszustand besorgniserregend, und die Musik war die Stütze, auf die Cash sich nun zu hundert Prozent besann: „Er hätte am liebsten pausenlos gearbeitet", erzählt Produzent und Freund Rick Rubin. „Morgens, gleich nach dem Aufstehen, rief er normalerweise sofort den Toningenieur vor Ort an und berichtete ihm von seinem jeweiligen Gesundheitszustand. Unser zentrales Anliegen waren ausgezeichnete Gesangsaufnahmen. Johnny nahm dann immer einen Song auf, schickte ihn mir rüber, und ich bastelte dann an einem Track als Unterbau. Schließlich, gegen Ende der Aufnahmen, die zu den Alben der American-Series führten, kam er dann auch nach Los Angeles, und wir gingen das gesamte Material noch einmal zusammen durch. Er nahm dann z.B. noch einmal diejenigen Gesangs-Parts auf, die noch ein bisschen Feinschliff benötigten. Dieses Mal allerdings hatten wir nicht die Möglichkeit, den finalen Schliff gemeinsam zu machen."

Das eindrucksvollste Album der American-Serie besticht durch pure Atmosphäre. Man nimmt das Leiden wahr in der Stimme von Cash, man hört aber auch, wenn es ihm leicht von der Hand ging und er Kraft schöpfen konnte aus den Aufnahmen. So klingt beispielsweise „If You Could Read My Mind" wunderschön, aber zugleich auch unendlich traurig, denn Cashs Stimme bricht. Bei dem von Klavier und Streichern begleiteten „Love's Been Good To Me" werden hin und wieder sogar meine Augen für einen kurzen Moment feucht.  - Dabei ist "American Recordings V -  A  Hundred Highways" weit davon entfernt, Effekte erhaschen oder auf die Tränendrüse drücken zu wollen. Es sind einfach diese emotionsschwere Stimme und die klaren, sehr dezent und fast nur mit Gitarre und Tasteninstrumenten instrumentierten Songs mit ihren Texten über Liebe und Loslassen, die das Herz berühren.
Unter anderem schrieben Hank Williams, Rod McKuen oder Bruce Springsteen die Titel auf dem Album, doch auch zwei Eigenkompositionen von Cash sind darunter. „I Came To Believe" und „Like The 309" - der allerletzte Song aus seiner Feder, mit dem er sich auch Text-inhaltlich von seinen Zuhörern verabschiedet. 

So schließt eine Album-Serie mit einem Werk, das wesentlich dichter noch klingt, als die vier Vorgänger. Beinahe zerbrechlich und mit Sicherheit auf emotionaler Ebene unerreicht. Wer gedacht hat, nach Johnny Cashs unglaublich eindrücklicher Interpretation des NINE INCH NAILS-Songs „Hurt" kann nichts Intensiveres mehr kommen, wird hier eines Besseren belehrt. Danach heißt es erstmal tief durchatmen ...