Seremonia - Ihminen

Seremonia - Ihminen
Finnougristen, aufgepasst: Sonst habt ihr ja nichts von eurem Nischenstudium, im Fall von SEREMONIA könnte das aber anders sein. Immerhin habt ihr einen Plan, worum es auf „Ihminen“ gehen könnte.

Mir und wohl auch 99,99 Prozent der sonstigen Hörer schallt nämlich nur Kauderwelsch entgegen, Finnisch ist eben für Uneingeweihte eine echt seltsame Sprache. Was dem Hörgenuss nicht schadet, im Gegenteil: Die Frau an SEREMONIAS Mikro klingt sowieso schon leicht entrückt bis wahnsinnig, die spezielle Sprache verstärkt diesen Effekt noch um ein Mehrfaches.

Musikalisch werden SEREMONIA vom Promozettel in die Retro-Okkult-Ecke gesteckt. Dem kann ich nur zaghaft zustimmen. Der Sound geht zwar in die Richtung, irre Orgeln und Querflöten passen natürlich zum Vibe der 70er-Jahre, und eine Frauenstimme lässt einen schnell in Richtung THE DEVIL’S BLOOD, GOLD, BLOOD CEREMONY etc. denken.

Doch im Gegensatz zum Perfektionismus der Szene-Vorreiter steht bei diesen Finnen ein roher, punkiger Aus-dem-Bauch-Ansatz, der in Verbindung mit dem Gesang Assoziationen zum Sound der Riot-Grrl-Szene weckt. Vielleicht ist es gerade dieses Ungestüme, das SEREMONIA deutlich düsterer, psychedelischer und gefährlicher klingen lässt als die Referenzbands.

Nur kürzer hätte „Ihminen“ (übrigens das zweite Album der Band) sein können. Zwar lässt die Qualität nicht nach, aber zum letzten Drittel hin nutzt sich der anfangs noch aufregende Punk-Doom-Metal-Mix ein wenig ab.