Ghost - Prequelle Tipp

Ghost - Prequelle
    Rock

    Label: Spinefarm Records
    VÖ: 01.06.2018
    Bewertung:8/10

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GHOST haben einen beispiellosen Aufstieg hinter sich. Gerade einmal zehn Jahre alt, darf sich die Band um den schwedischen Mastermind Tobias Forge schon damit brüsken, das wohl meisterwarteteste Rockalbum des Jahres 2018 zu veröffentlichen. Ein unverkennbarer Sound, eine spektakuläre Bühnenshow und das nötige Quäntchen Mystik haben der Truppe eine rasch wachsende Fanbase geschaffen, welche GHOST auf die größten Bühnen der Welt katapultiert hat. Und dank des neuen Albums "Prequelle“ ist ein Ende des Hypes noch lange nicht in Sicht.

Zeitreise in die 80er

Denn "Prequelle“ knüpft nicht nur konzeptuell, sondern auch in der Qualität an die Vorgängeralben an. Und das, obwohl sich GHOST bezüglich der Experimentierfreudigkeit so weit aus dem Fenster lehnen, wie noch nie. Das neue Album strotzt nur so vor Querverweisen zur gesamten Popgeschichte des letzten Jahrhunderts und versteht es meisterhaft, seinen klassischen Heavy-Metal-Ansatz mit dem Pop der 80er-Jahre zu verweben. Das Ergebnis sind fetzige Discohits wie die Singleauskopplung "Dance Macabre“ oder das sphärische "Witch Image“, deren Melodien kaum noch aus dem Gehörgang zu entfernen sind.

Wer jetzt aber direkt die Kommerzkeule auspackt, missversteht. Zwar mag die neue Musik aus der Feder von Tobias Forge deutlich massentauglicher ausgelegt sein, als noch die Vorgänger, doch zeigt sich der Schwede dadurch schlicht und ergreifend konsequent in seinem Schaffen. Wie einst DAVID BOWIE hat Forge den Charakter seines neuen Alter Ego "Cardinal Copia“ perfekt in seiner Musik zum Ausdruck gemacht. Dass dabei auch noch Songs von so hoher Qualität herausspringen, unterstreicht nur die Fähigkeiten des Schwedens, der es geschafft hat, diesen hervorragenden Mix mit dem altbekannten GHOST-Feeling zu ummanteln. "Prequelle" klingt altbekannt, aber auch taufrisch.

Ein fader Beigeschmack

Doch trotz der meisterhaften Umsetzung bleibt am Ende ein fader Beigeschmack. "Prequelle“ ist unter dem Strich einfach viel zu kurz. Zwar kommt das Werk dank der instrumentalen Stücke "Miasma“ und "Helvetesfönster“ auf gute 41 Minuten, doch zieht man die beiden zugegebenermaßen eher unnötigen Stücke von der Gesamtlaufzeit ab, steht nur noch eine halbe Stunde Hörvergnügen zu Buche. "Prequelle“ wirkt stellenweise wie eine EP, welche künstlich aufgeblasen wurde, um schließlich als volles Album verkauft zu werden. Und ja, das Saxophonsolo in "Miasma“ reißt tatsächlich vom Hocker, unbedingt gebraucht hätte es zwei überlange Instrumentalstücke – vom unnötigen Intro "Ashes“ ganz zu schweigen – aber nicht. 

Doch letztlich fällt dieser Umstand nicht allzu sehr ins Gewicht, besticht "Prequelle“ doch vornehmlich durch die angesprochene konzeptuelle Meisterleistung. Das Album präsentiert sich als perfektes Beispiel dafür, wie sich die erfolgreiche Neuinterpretation eines identitätsstiftenden Soundbildes anzuhören hat. "Prequelle“ schockiert und fasziniert mit seinen ABBA-ähnlichen Pop-Rockern, lässt allerdings auch seine angestammten Fans nicht außen vor. Schließlich würden sich andere Metalbands immer noch einen Arm abhacken, nur um Songs wie "Rats“ oder "Faith“ in ihrem Repertoire haben zu dürfen.

Mit "Prequelle“ haben sich GHOST endgültig in der internationalen Rockspitze etabliert und dürften wohl bald am Klassikerstatus von AC/DC und Co. kratzen.

Tracklist

1.  Ashes
2.  Rats
3.  Faith
4.  See the Light
5.  Miasma
6.  Dance Macabre
7.  Pro Memoria
8.  Witch Image
9.  Helvetesfönster
10. Life Eternal