Lumsk - Det Vilde Kor


Review

Stil (Spielzeit): Norwegischer Folk (39:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Tabu (26.03.07)
Bewertung: Unbeschwert, schön und erfrischend. [6/10]
Link: http://www.lumsk.de/

Knut Hamsun: Literatur-Nobelpreisträger, Verfechter der deutschen Politik in beiden Weltkriegen, ein Bewunderer Adolf Hitlers, ideologisch nah am Nationalsozialismus angesiedelt und einer der bedeutendsten norwegischen Schriftsteller. Was Knut Hamsun mit LUMSK zu schaffen hat? Die gesamte Lyrik des Albums stammt aus seiner Feder.
Ich kann nicht beurteilen in wieweit sich seine politischen Ansichten auf sein Werk ausgewirkt haben, denn immerhin ist mein Norwegisch recht ausbaufähig, doch bleibt ein komisches Gefühl im Magen, ganz gleich welche Rolle Hamsun in Norwegen spielt. Fraglich ist es in meinen Augen alle Mal, doch wollen wir ein Ohr auf das werfen, was sich hinter dem malerischen Cover verbirgt.

Moderne Einflüsse spielen bei LUMSK seit jeher eine untergeordnete Rolle; das kommt dieses Mal noch erheblich deutlicher zur Geltung, als noch bei dem Vorgänger "Troll". Das Hauptohrenmerk liegt auf der hervorragenden und vielseitigen Stimme, den sanft fließenden klassischen Instrumenten und der bezaubernden Getragenheit. Die siebenköpfige Band hat auf jeden Fall ordentlich Ahnung und Talent. Die Texte sind ausnahmslos auf Norwegisch, was dem ganzen eine gewisse nordische Exotik verleiht, die ausnahmsweise spielerisch leicht und nicht unbändig schwer und brutal schmeckt.
Stücke wie "Lad Spilde Med Vaar Over Jorden" leben von der dynamisch und leidenschaftlich gespielten Violine und dem Klavier. Anschließend im sehr ruhigen "Duttens Vise" spielen außer dem Klavier keine Instrumente eine tragende Rolle und lediglich die glasklare, zwischen eiskalt und wohltuend warm schwingende Stimme Stine Mari Langstrands tanzt sicher über die traditionellen und eingängigen Melodien. Das viergeteilte "Svend Herlufsens Ord" bekommt auch kaum Errungenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts beigemischt - sieht man von dem elektronischen Bass, auf dem die vier überwiegend kurzen Stücke gebaut sind, einmal ab. Später mischt sich ein Stakkato aus elektronischen Gitarren ab und zu in die letzten beiden Stücke doch bewegt man sich trotzdem noch ein gutes Stück abseits moderner, regulärer und gefestigter Wege.
Trotz der zwölf Stücke kommt "Det Vilde Kor" gerade einmal auf knapp vierzig Minuten Spielzeit, was aber verhindert, dass die Stücke Längen haben oder gar zu nerven anfangen. "Skærgaardsø" liest sich nicht nur nett sondern ist auch der Titel des letzten Stückes, das noch einmal tief in die Stimmtrickkiste abtaucht und wie aus dem nichts einen Chor hervorzieht, der anschwillt, doch unter schaukelnden Streichern irgendwann abrupt abbricht und ein offenes Ende hinterlässt.

Ein seltsamer Zauber, der die zwölf Stücke umspielt lässt sich sicherlich nicht abstreiten, doch muss man sicher ein wenig Interesse für Norwegen, seine Kultur und natürlich seine traditionelle Musik mitbringen. Wer hier nämlich mit einer brettharten Splitterbombe gespickt mit doppelläufigen Bassdrums, schmetternden Gitarrenriffs und gutturalem Gesang rechnet wird garantiert bitter überrascht. Was hier bleibt ist die Sehnsucht nach Natur, Wald und Ruhe, denn LUMSK haben die drei Themen mit Stimme und Musik traumhaft erfasst.