Geschrieben von Montag, 29 Juni 2020 12:50

Ein Abend mit AMARANTHE: Listening-Session zum neuen Album "Manifest"

Bild: Nuclear Blast Bild: Nuclear Blast

24.05.2020, irgendwo im Internet – Das schwedisch-dänische Modern-Metal-Sextett AMARANTHE stellt über vier Monate vor der geplanten Veröffentlichung sein neues Album "Manifest" der Presse vor. BYE war für euch dabei und berichtet von einem ungewöhnlichen Musikabend irgendwo in den Tiefen des Internets.

Drei Tische, warmes Licht, ein kleines Banner – an diesem Abend ist alles anders. Wo sich sonst eifrig Print- und Online-Journalisten über das eben Gehörte austauschen und sich Bands auf einen ausgewachsenen Interview-Marathon vorbereiten, herrscht drückende Stille. AMARANTHE sind allein, nur ein Moderator huscht hin und wieder in den Fokus der Kamera. Die Pre-Listening-Session zum neuen Album "Manifest“ ist dank Covid-19 ein besonderes Erlebnis.

Zwar bleibt der direkte Kontakt an diesem Abend aus, Interaktion gibt es dennoch. Die von Nuclear Blast zusammengeschusterte Online-Plattform bietet ein Chatfenster, in welchem die Journalisten Fragen stellen dürfen, während nebenher das neue Album als Stream durchläuft. Die Weiterleitung der Fragen durch den Moderator funktioniert hervorragend, kritische Rückfragen und Nachhaken sind unter den gegebenen Umständen aber kaum möglich.

Entsprechend steht vor allem der erste Eindruck im Zentrum des Abends. Dabei ist das neue Werk für AMARANTHE nicht weniger als eine Standortbestimmung geworden. Nach dem komplizierten Label- und Managementwechsel heißt es für die schwedisch-dänische Band nun: Alles auf Anfang! Da passt der Albumtitel wie die Faust aufs Auge, wie Band-Leader Olof Mörck erklärt. "Manifest“ ist ein Statement, ein Abbild der Band in ihrer heutigen Beschaffenheit.

Amaranthe Manifest

Das spiegelt sich auch im Artwork der Scheibe wider. Mit dem sechsten Studioalbum bewegt sich das Sextett weg von der poppigen Selbstdarstellung, welche fast alle bisherigen Werk der Band zierte. Stattdessen gibt es das Logo der Band, welches als monumentaler Bezugspunkt in den Abendhimmel einer dystopischen Stadt ragt. Das verspricht einiges für das Album, welches nach einer kurzen Einführung zum ersten Mal der Medienwelt präsentiert wird.

Das Album – im Norden nichts Neues

Umso überraschender, dass "Manifest“ wenig bis gar keine Eingewöhnung erfordert. Der harte Opener "Fearless“ geht gleich in die Vollen und knüpft genau da an, wo der Vorgänger "Helix“ aufgehört hatte. AMARANTHE vereinen auf dem neuen Werk dieselben Tugenden, die Fans von ihnen gewohnt sind – entsprechend glänzen nicht nur der Opener, sondern auch die nachfolgenden "Make It Better“, "Scream My Name“ und "Viral“ mit poppigen Hitrefrains und dem typischen dreistimmigen Gesang.

Eine Weiterentwicklung des bandeigenen Sounds lässt sich so höchstens im Detail ausmachen. "Manifest“ wirkt düsterer als seine Vorgänger und lässt verstärkt Filmscore-Elemente einfließen. Da wird in "Archangel“ mit klassischen Elementen geliebäugelt und für das überraschend experimentell geratene "BOOM!1“ auch einmal die Industrial-Keule ausgepackt. Frei nach dem Motto „Never change a winning system“ haben die sechs Musiker jedoch den Kern ihrer Musik weitestgehend unangetastet gelassen.

Das wird vor allem Fans der Stunde Null freuen, klingen AMARANTHE in ihrer Essenz doch genauso wie auf ihrem Debütalbum – mit der Ballade "Crystalline“ ist sogar ein Nachfolger für den Fanfavoriten „Amaranthine“ an Bord der Tracklist. Damit bestätig sich jedoch auch die Befürchtung des Autors: Das Sextett tritt auch mit seinem sechsten Studioalbum weiter auf der Stelle. Denn während die Hallen immer größer werden, scheinen die musikalischen Ambitionen der Band weiterhin zu stagnieren.

Für Fans ist das nicht schlimm, schließlich scheint "Manifest“ genau das geworden zu sein, was sich die Band selbst immer gewünscht hat. „That‘s us stepping up“, meint Bassist Johan Andreassen kurz vor Ende der Übertragung und fasst damit die Gefühlslage nach dem ersten Durchgang zusammen. "Manifest“ ist zu 100 Prozent AMARANTHE in ihrer bis dato geschliffensten Fassung. Das mag die Kritiker ärgern, für Fans dürfte der 02. Oktober 2020 allerdings eine der besten Pop-Metal-Scheiben des Jahres parat halten!

"Manifest" Tracklist

1. Fearless
2. Make It Better
3. Scream My Name
4. Viral
5. Adrenaline
6. Strong (feat. Noora Louhimo)
7. The Game
8. Crystalline
9. Archangel
10. BOOM!1
11. Wake Up And Die
12. Do Or Die

"Manifest" wird am 02. Oktober 2020 von Nuclear Blast veröffentlicht werden.