Spektr - BW Vs. Technicolor



Stil (Spielzeit): Surf/Indie/Elektro/(33:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Tocado Records/Radar (27.07.08)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.spektrscope.com/

SPEKTR sind eine außergewöhnliche Band. Nicht nur das Artwork der neuen Scheibe „BW Vs. Technicolor“ ist umwerfend (eine alte Videokassette, auf der VSH steht, und die gerade aus ihrem Pappschuber gezogen wird). Nein, auch die Musik der fünf Herren aus dem Staate Dänemark ist sehr außergewöhnlich und vor allem gewöhnungsbedürftig. 
Das instrumentale Spektrum, dass auf „BW Vs. Technicolor“ vertreten ist, umfasst Gitarren, Banjo, Keyboards, Schlagzeug, Percussion, Glockenspiel, Harfe, Violine, Orgel, Bass, spanische Gitarre, Mandoline, Klavier, ein Brass-Ensemble, einen Mädchen Chor, verschiedenste Formen der elektronischen Stilmittel sowie eine Vielzahl an anderen Instrumenten. 
Man ahnt bereits, in welche Richtung man sich mit dieser Scheibe bewegt. 

Nicht umsonst nennen die Dänen auf die Frage nach ihren Einflüssen gerne Namen wie Stanley Kubrick, Sergio Leone, Guillermo del Toro, Steven Spielberg und sogar Dennis Hopper. Kurzum: Diese Scheibe ist etwas für die Cineasten unter uns. 
Allen anderen dürfte es vermutlich schwerfallen, sich mit SPEKTR anzufreunden. SPEKTR selbst beschreiben ihren neuen Longplayer als einen „Retro-Nu-Soundtrack“ und es fällt tatsächlich schwer, einen festen Stil der Filmfreunde festzumachen, unterscheiden sich die Darbietungen auf „BW Vs. Technicolor“ untereinander doch stark. 
Eingespielt und produziert hat es die Band selbst, sowohl in Dänemark, als auch in den Staaten. Was vielleicht auch auf das Komponieren der 13 Songs eingewirkt haben könnte. Denn man ließ sich ganz bewusst von den Werken ganz großer Regisseure beeinflussen und versuchte, diese spezielle Ästhetik der Filme in ein anderes Medium zu transportieren: Den Indie-Surf-Elektro-Soundtrack. Oder um es mit den Worten der Band zu sagen: „A Now-Soundtrack for Then. The lost art of soundtrack composing.“ 

Allerdings ist dies, wie bereits erwähnt, für all diejenigen die sich nicht mit Film bzw. Filmgeschichte beschäftigen, relativ schwere Kost. Auf Gesang wird komplett verzichtet, das Intro „Spektroscope Jingle“ besteht lediglich aus einem George Lucas-Synthesizer, der klingt, als würde man einen Spät-70er-Jahre Film ankündigen. Mit dem „Bronson Beat“ bestätigt sich dies dann auch: Funkige Beats treffen auf psychedelische Arrangements und dudeln versponnen vor sich hin. Eine Huldigung an die schmuddelligen 70er Jahre Action Filme (Charles Bronson eben), aber auch geradezu prädestiniert für Tarantino's und Rodriguez' „Grindhouse“-Feature. 
Die meiste Zeit ist Surf jedoch die hauptsächlich Marschrichtung, sofern man eine ausmachen möchte. Der Titelsong „BW Vs. Technicolor“ entfaltet dann in der Mitte sogar Tim Burton-mäßige Gruselatmosphäre mit jeder Menge Hui-Buuh Rumgeheule, um dann in todtragische Streicher überzugehen, die zweifelsohne an die Werke des großartigen Sergio Leone erinnern. Und „That Goat Legged Fella“ hört sich zu Beginn noch an wie der Soundtrack zu Sam Mendes' „American Beauty“, um kurz darauf dann zu einem Song zu werden, den man auch in „Reservoir Dogs“ hätte wiederfinden können. Mit „Um 13 Uhr schnappt die Falle zu“, haben die Jungs sogar einen Song wie „Dark Night“ von TITO & TARANTULA mit an Bord, mit dem sie sich wahrscheinlich ebenso für die Verwendung in „From Dusk Till Dawn“ qualifiziert hätten. 

Das dies nicht nur überaus viel des Guten, sondern auch sehr psychedelisch und nicht zuletzt auch eigenwillig ist, liegt auf der Hand. Trotz allem ist „BW Vs. Technicolor“ eine innovative Platte, die Filmfreunden besonders gefallen dürfte.