Gotthard - Domino Effect




Stil (Spielzeit): Hard Rock (58:19)

Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast / Warner (27.04.07)

Bewertung: 7,5/10

Link: http://www.gotthard.com

Nachdem die Schweizer Vorzeigerocker von GOTTHARD der Welt mit tollen Scheiben wie „Gotthard“, „Dial Hard“ und „G.“ zeigten, wo der Tobleronehammer hängt, wurden sie mit ihren nachfolgenden Releases immer zahmer und sanfter, was zwar auch seine Abnehmer fand, aber dem geneigten Rockfan nicht wirklich in den Hintern trat.
Parallelen zu den SCORPIONS taten sich auf, als immer mehr gute, aber auch zum Teil auch extrem schnulzige Balladen den Weg ins Radio und die Charts ebnen sollten. 

Glücklicherweise besannen sie sich bereits auf dem Vorgänger „Lipservice“ ihrer härteren Wurzeln, und konnten mit erdigen Rocknummern UND einigen schönen Balladen begeistern. 
Die Mischung macht es eben, und wahrscheinlich wegen der mehr als guten Kritiken machen sie nun mit „Domino Effect“ genau da weiter, wo sie mit „Lipservice aufgehört haben. 

Bereits der Opener „Master Of Illusion“ der mit seinem Eröffnungsriff ziemlich AC/DC-lastig rüberkommt, macht klar, dass die Schmusephase definitiv hinter der Band liegt. 
Natürlich sind auch auf „Domino Effect“ einige Balladen vertreten, und sie wären auch schlecht beraten, diese ganz aus ihrem Repertoire zu streichen, denn Sänger Steve Lee hat einfach eine zu vielseitige Stimme, um diese Bandbreite nicht auch zu nutzen.
 Das Hauptaugemerk liegt aber zum Glück auch hier wieder in den Rocknummern, die einem zum Teil mal wieder richtig im Ohr hängen bleiben, und nicht mehr loslassen wollen . 
Der Titeltrack „Domino Effect“ zum Beispiel ist mit einem so dermaßen ohrwurmmäßigen Refrain versehen, dass man sich einfach nicht dagegen wehren kann, ihn beim zweiten Durchlauf schon mitzusingen. Ebenso verhält es sich bei „The Oscar Goes To…“ und „The Cruiser (Judgement Day)“, die sich als Hard Rock Nummern in bester GOTTHARD Tradition entpuppen, welchen mit krachenden Gitarren und der einfach genialen Stimme von Steve Lee die alten Zeiten mehr als aufleben lassen. 

Von den vier Balladen unter den 14 eingespielten Tracks (die Limited Edition enthält noch einen 15. Track mit dem Titel "Can't Be The Real Thing"), gefällt mir persönlich „Falling“ am besten, da der Text einen irgendwie mitnimmt, und auch die Melodie perfekt mit den Lyrics harmoniert. 

Allerdings muss ich jetzt auch sagen, dass der weitere Schritt nach vorne ausgeblieben ist.
„Domino Effect“ ist ein starkes GOTTHARD Album, keine Frage. Aber sie bleiben damit auf dem Level von „Lipservice“, und kommen an diesem Album auch erstmal nicht vorbei. Aber das alleine reicht eigentlich schon aus, um von einem guten bis starken Release zu sprechen, denn alles ist besser als ein Schritt zurück in die Kuschelecke. 
Bei zwei Tracks, nämlich dem bereits erwähnten Opener „Master Of Illusion“ sowie bei „Heal Me“, macht Gitarrist Leo Leoni überhaupt gar keinen Hehl daraus, dass AC/DC zu seinen Haupteinflüssen gehört, was mich aber, trotz der Tatsache dass ich die Intro-Riffs irgendwie schon mal gehört habe, nicht wirklich gestört hat. 

Fazit: GOTTHARD haben mit „Domino Effect“ ein ziemlich starkes Album eingespielt, dass aber den Vorgänger „Lipservice“ meines Erachtens nicht toppen kann, aber zumindest auf dem selben hohen Level liegt. 
Und das ist heutzutage ja auch nicht jeder Band vergönnt, den selbst angelegten hohen Level mit zwei aufeinander folgenden Alben zu halten. 
GOTTHARD Fans kaufen die Scheibe eh, Fans, die sich nach den ersten drei Alben der Band mit ihrer Kaufbegeisterung zurückgehalten haben, können durchatmen und sich wieder auf krachende, erdige Rocker und auf schöne, gefühlvolle Balladen in der angemessenen Menge und in bester GOTTHARD Manier freuen