Axel Rudi Pell - Circle Of The Oath Tipp

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Stil (Spielzeit): Progressive Rock/Pop Rock (59:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Music Theories/Mascot (23.03.2012)
Bewertung: 8,5/10

axel-rudi-pell.de

Es ist schwierig, doch ich verkneife mir in der Einleitung dieser Rezension alles, was man zur beständigen Geschichte von AXEL RUDI PELL sagen könnte. Wer das Quintett um den titelgebenden blonden Gitarristen nicht kennt, scheint in den letzten 25 Jahren eh irgendwas falsch gemacht zu haben. "Circle Of The Oath" ist (natürlich) ein typisches PELL-Werk, das aber frischer, eingängiger und abwechslungsreicher als die direkten Vorgänger klingt.

Einen solch fabelhaften Einstand wie mit dem Doublebass-Hammer "Ghost In The Black", in dem sich Pell und Ferdy Doernberg ein erstklassiges Gitarren-/Keyboard-Duell liefern, haben AXEL RUDI PELL schon länger nicht mehr hin bekommen. Mit dem wunderbar eingängigen Midtempo-Track "Run With The Wind" reißt das Quintett weiter mit, Johnny Gioeli ist (wieder mal) in Topform. Der Sänger kann seit seinem Einstieg Ende der Neunziger auf jedem Album vollends überzeugen, auf "Circle Of The Oath" ergänzt seine warme Röhre die hochklassigen Songs aber noch besser als in der Vergangenheit. Ganz ungewöhnlich ist im unverkennbaren Melodic Metal-Sound der Band der Titeltrack, der mit bluesigen Akustikgitarren beginnt. Der hymnische Chorus wurde zwar mit orientalischen Details versehen, nach LED ZEPPELIN klingt der Song für meine Verhältnisse aber nicht. Trotzdem ist das mehr als neun Minuten lange "Circle Of The Oath" ein in solcher Form noch nie gehörter Ausflug in bluesigen Hard Rock. "Fortunes Of War" bringt danach die Essenz von AXEL RUDI PELL kurz und knackig auf den Punkt, während das getragene, erhabene "Bridges To Nowhere" mit hintergründigen Keyboards die epische Seite der Band zeigt.

Noch nie zuvor ist mir aufgefallen, wie wichtig Doernbergs Keyboards für den Gesamtsound sind, ohne dass sie Songs zukleistern. Überhaupt ist das Zusammenspiel von Pell, Doernberg, Gioeli und Krawczak traumwandlerisch gut, selbst Mike Terranas Drums klingen individueller und nicht so gleichförmig wie sonst. Außerdem ist die Produktion nicht so klinisch und kühl wie sonst ausgefallen, sondern macht ordentlich Druck. Mit "Lived Our Lives Before" ist nur eine einzige Powerballade enthalten, und "World Of Confusion (The Masquerade Ball Pt. II)" unterstreicht wie bereits der Titeltrack, dass die zehnminütigen Epen extrem kurzweilig und besondere Highlights sind. Zu Beginn ein schwerer Stampfer, nimmt der Song in der zweiten Hälfte richtig Fahrt auf und bringt "The Masquerade Ball" zum Abschluss. Selbst "Before I Die" und "Hold On To Your Dreams", die als gute, aber nicht wirklich zwingende ARP-Standards durchgehen, können dem Album kaum etwas von seiner Qualität nehmen.

"Circle Of The Oath" ist nach einigen guten, aber in Stil und Melodie zu festgefahrenen Scheiben wieder eine ganz reife Leistung des Wattenscheider Maestros und seiner Mitstreiter.