Eisbrecher - Sünde

Stil (Spielzeit): tanzbarer, düsterer Rock (55:52)
Label/Vertrieb (VÖ): AFM/Soulfood (22.08.08)
Bewertung: 5,5

Link: http://www.eis-brecher.com

Vor einigen Jahren habe ich in einem Laden die MEGAHERZ-CD „Kopfschuss“ erworben. Auch, wenn ich diese mittlerweile nicht mehr besitze, fand ich die Scheibe ziemlich gut; vor allem das tolle „Freiflug“ hatte es mir angetan. Schon damals war allerdings erkennbar, dass Sänger Alexx Wesselsky nicht gerade ein begnadeter Texter ist. Mit seiner neuen Band EISBRECHER, die schon seit 2002 existiert und bereits bei ihrer dritten Veröffentlichung angekommen ist, hat sich daran leider wenig geändert. Über die Texte kann man auch bei dieser Veröffentlichung in vielen Fällen entweder lachen oder weinen.

Nach wie vor ziehen sich mäßige lyrische Ergüsse und platte Reime wie „Ich bin so lustlos / So schwach und schutzlos / Ich schaff es nicht mehr aufzustehen“ oder vorhersehbare Phrasen wie „Ich hab dich heimlich angesehen / Du bist so jung und wunderschön / Ich hab dir einen Kuss vermacht / Dann hab ich dich zu Bett gebracht“ wie ein roter Faden durch die Musik, die im Grunde eine Mischung aus tanzbaren Beats, monotonen Riffs, Industrial, Techno, Gothic und Rock darstellt. Ganz schlimm wird es bei „This Is Deutsch“, in dem mit allen möglichen (und unmöglichen) Begriffen um sich geworfen wird und die Musik ganz nahe an klebrigen NDW-Vorbildern ist. Die Keyboardmelodie in den Strophen von „Heilig“ erinnert mich viel zu sehr an SISTERS OF MERCY und bietet zudem noch die kultige Textzeile „Und knie dich nieder“.
Immer, wenn ich in einem Platteninfo etwas von erotischem, dunklem Songwriting lese, überkommt mich ein Schaudern – so auch bei „Sünde“.

Glücklicherweise ist aber längst nicht alles schlecht, was den Weg auf EISBRECHERs drittes Album gefunden hat. Der potenzielle Singlehit „Kann denn Liebe Sünde sein“, „Herzdieb“ (bei dem Alexx endlich mal aus seinem monotonen Groll-Gesang hervorbricht) und das überraschend deftige „Die durch die Hölle gehen“ sind eindeutig gute Songs, von denen es auf „Sünde“ aber schlicht zu wenige gibt. Zumindest mir geht der stellenweise arg technisierte und Rock- oder gar Metal-freie Tanzsound ziemlich schnell auf den Zeiger, wenn zwischendurch nicht mal ein paar Gitarren braten.

„Sünde“ vereint ein paar Tracks, die in einer Düsterdisco mit Sicherheit für volle Tanzflächen sorgen werden, bietet aber ansonsten nur wenig hochklassiges und viel durchschnittliches Material. Eine richtig und durchgehend überzeugende Mischung aus Rock und tanzbaren Elementen klingt anders.