Evocation – Illusions Of Grandeur

Evocation Illusions Of Grandeur

Stil (Spielzeit): Death Metal (42:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (21.09.12)
Bewertung: 7,5/10

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Vor knapp zwei Jahren drehte sich mit „Apocalyptic" meine erste EVOCATION-Scheibe auf meinem Plattenteller. Erfreut über frischen Wind im alten Gewand fand dieser Silberling den Eingang in den Raum der immer wieder hörbaren Elchtod-Machwerke. Auch wenn die Band aus der Nähe von Göteborg in den letzten einundzwanzig Jahren ihre Höhen und Tiefen bzw. Auszeiten erlebt hat, liefern sie hier und heute ihr viertes Album ab, welches in Bezug auf das Label einen deutlichen Sprung gemacht hat.

Einmal geräuspert und los geht's. EVOCATION brauchen nicht lange, um in ihren Todesreigen einzusteigen. Klassisch schwedische Schule mit schon zu Beginn hymnisch anmutendem Chorus wird von den Nordmännern gezockt, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Stampfend wandert die Horde in „Divide And Conquer" durch die Tundra und ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass Johann Hegg mitmachen würde. Es liegt allerdings längst nicht nur an den Vocals, dass mir hier AMON AMARTH einfällt. Die großen, bärtigen Brüder des schwedischen Todesbleis kommen mir beim wiederholten Hören an diversen Stellen von „Illusions Of Grandeur" in den Sinn. Ich habe auch ab und zu „Versus The World" eingelegt und die Gemeinsamkeiten des Klangs sind einfach nicht von der Hand zu weisen. Daher überrascht es auch keineswegs, dass der AMON AMARTH-Sänger persönlich in dem achten Song sein Organ erhebt.

Soundtechnisch lässt sich nix herummäkeln. In einer schönen Mischung aus altem Dreck, der die Drums gut wummern lässt und modernem Druck, der die letalen Riffs gut zur Geltung bringt, gibt's was auf die Ohren. Tonnenschwer wiegen die Klänge in „Crimson Skies", die sich nach brutaler Langsamkeit in ein flottes Festlied verwandeln, das von hübschen Doppel-Leads bemalt wird. Der anschließende Kracher „Into Submission" ist dann der Song, der unter anderem von Herrn Hegg besungen wird und nicht nur dadurch die Klangfarben dessen Band annimmt.

EVOCATION spielen Death Metal – schwedischen Death Metal – nicht mehr und nicht weniger. Manche würden ihn eventuell „melodisch" nennen, da es doch die ein oder andere schmeichelnde Harmonie gibt, aber er ist auch grob genug, um dieses Adjektiv wegzulassen. Das bedeutet aber auch, dass auf „Illusions Of Grandeur" ein wenig die Sahnehaube fehlt. Klasse gespielt und produziert brettern die Skandinavier durch eine knappe Dreiviertelstunde Todesblei, das mit schönen Grooves und hartem Geballer die Brücke zwischen Alt und Neu schlägt.
Ein Manko ist für mich einerseits, dass mich diese Platte zu oft an die schon erwähnten Kollegen erinnert. Andererseits ist die Gewürzmischung klassisch ohne künstliche Zusätze gewählt, die jedoch ein bisschen mehr Spannung vertragen könnte, so dass sich zum Beispiel ein Hit herauskristallisieren würde.
Damit soll der vierte Silberling keineswegs untergebuttert werden, denn wer sich gerne gut gemachtes nordisches Todesblei ohne verrückte musikalische Ornamente anhört, der ist bei EVOCATION genau an der richtigen Stelle.