R:I:P - ... Out to R:I:P all Nations!!!



Stil (Spielzeit): Death-Thrash-Power
Label/Vertrieb (VÖ): Twilight Zone (28.09.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.rawintensepower.com

"German premium metal”, ist das etwas seltsam anmutende Etikett, das sich R:I:P selbst auf die Instrumentenkoffer geklebt haben. Aber so verkehrt finde ich das letztlich gar nicht, selbst wenn mir bei Premiumqualität aus deutschen Landen durch die Werbung eher Autos, Bier oder Leberwurst nach Gutsherrenart suggeriert werden. Aber der Reihe nach… R:I:P sind ein Sidekick von einigen mehr oder weniger alten Bekannten. MIDNATTSOL verleihen hier mal ihre Rhythmusabteilung, Fabian Pospiech von REWSPAWN INC. ist für Shouts und Gesang zuständig und Björn Daigger (MAJESTY) dürfen wir am Brett bewundern. Verstärkt durch den im Metal noch nicht groß in Erscheinung getretenen Sven Daigger (wohl eine Art Bruder von Björn), Keyboards. Nun muss ich gestehen, bin ich von besagten Truppen entweder nicht sonderlich begeistert, oder aber sie sind mir (gemeint sind MAJESTY mit ihrem Melodic-True-Tralala) ein echtes Greul. (Falls so etwas mal auf 'ner Party gespielt wird, gieß ich schon mal unauffällig mein Bier in den Verstärker.)

Um so erfreulicher wie R:I:P von Anfang an aus dem Kreuz kommen. "…Out To R:I:P…" startet ohne Vorspiel mit einem thrashlastigen Überfallkommando, das auf die Zwölf zielt. Und genau trifft. Dann gibt’s einen appetitlichen Death-Metal-Schweden-Happen nach Göteborger Rezeptur. Das dritte Stück legt den Akzent auf Power im stampfenden Tempobereich. Von nun an geht’s munter so weiter: kein Stück kommt je ganz ohne alle Genreübergriffe aus, aber es werden die Schwerpunkte stets neu verlagert, so dass das Album permanent sein Gesicht wechselt, dabei aber eine durchgängige Identität wahrt. Wenn derlei Stile verschmolzen und nicht bloß hinter einander weg gespielt werden, dann braucht man stabiles Songmaterial, damit die Stücke an den Nahtstellen nicht in Ihre Bestandteile auseinanderbrechen. Und genau das ist neben den handwerklichen / stimmlichen Fähigkeiten der Musiker das große Plus von R:I:P; sie verstehen es wirklich, Songs zu schreiben. Songs, die ebenso abwechslungsreich wie homogen sind; bei denen sich fröhlich im Mid- oder Up-Tempo drauflos bangen lässt bis die Kopfhaut platzt, die zugleich aber auch aufmerksamen Kopfhörer-Genussmenschen nach dem x-ten Durchlauf noch diverse Feinheiten offerieren. --- Womit wir bei der ausgesprochen leckeren Produktion wären, die solche Einblicke erst möglich macht und bretthart daherkommt. Auch dafür zeichnen Björn Daigger und Fabian Pospiech verantwortlich. Wobei die Sangesleistung hier nochmal eine kurze positive Erwähnung finden soll. Die Stilvielfalt adäquat umzusetzen, verlangt nach einem entsprechend vielseitigen Sänger. Und Fabz. setzt diese Anforderung mit Bravour um. Die gegrunzte oder gebrüllte Aggression ist glaubwürdig, erreicht nie die Peinlichkeitsgrenze, die im Death auch gern mal überschritten wird, die melodischeren Sachen liegen in Stil und stimmlicher Ausstrahlung nach meinem Ohr in der Nähe von Hetfield und Peavy.

Will man unbedingt Schwachpunkte an dem Album ausmachen, dann sind da paradoxerweise zwei Stärken zu nennen. Studiotechnik und Abwechslungsreichtum. 1.) trifft es das Drumming. Da wurde für meinen Geschmack -- vorsichtig ausgedrückt -- etwas arg viel Aufwand getrieben. 2.) hält zwar kaum ein Album konstant sein höchstes Niveau und wohl immer favorisieren verschiedene Leute verschiedene Lieder eines Albums… Bei der Mischung die R:I:P hier vorlegen, scheint mir das aber komplizierter zu sein. Das Gute ist ja der Stilmix, der nicht nur das Album, sondern alle Stücke durchzieht und spannend hält. Aber dadurch, dass die Stücke immer andere Genre-Schwerpunkte setzen, erscheinen wohl jedem Hörer (je nach Präferenz) einige Stücke als (leichte) Ausfälle. So zwingt sich während der ersten drei Durchläufe vielleicht der falsche Verdacht auf, dass "… Out To R:I:P …" insgesamt zwar sehr interessant, aber nicht so richtig geil ist. Aber der Verdacht ist wie gesagt falsch. Je öfter der Teller rotiert, desto mehr entfalten auch jene Stücke ihr Potential, die aus der Ecke kommen, die man eigentlich nicht so mag. Also gebt dem Album bitte etwas Zeit...

Unter dem Strich bleibt ein Album bester deutscher Stahlschmiedekunst, German Premium Metal eben.