Idle Class - The Drama's Done

Idle Class - The Drama's Done

Irgendwie hatte ich IDLE CLASS anders in Erinnerung ... Richtiggehend überrumpelt fühle ich mich vom räudigen Gesang in „Essence of Every Fight" und es dauert seine Zeit, bis ich mich in den chaotisch wirkenden Stil wieder eingehört habe. "Stop and go" ist das Motto von IDLE CLASS, das macht es dem Hörer praktisch unmöglich, mal kurz wegzuhören, da man schnell den Anschluss verlieren kann.


Bei der EP fand ich den wechselnden Gesang sehr natürlich, jetzt auf Albumlänge sind mir die vielen Chöre und wechselnden Stimmen zu viel und nicht mehr so richtig nachvollziehbar. IDLE CLASS wollen sehr viel transportieren und hauen schon im ersten Song eine wahre Flut von Sing-A-Longs und Melodien raus, dass man als Hörer eigentlich schon bedient sein könnte. Man hört deutlich auf „The Drama's Done", dass IDLE CLASS eine Liveband sind, die wahrscheinlich grinsend, gröhlend, nassgeschwitzt direkt mit den Fans durch den Abend feiern. Zündet live sicherlich tierisch, aber auf Platte ist mir das (diesmal) zu viel.

Sein tägliches Workout spart sich definitiv der Drummer, der rasant und abwechslungsreich durch die Titel trommelt und definitiv ganz genau weiß, was er tut. Die meisten Gitarrenmelodien sind richtig schön, werden allerdings von der Schnelligkeit und dem dominanten Gesang regelrecht niedergetrampelt. „Han Shot First" versucht sich an einem schönen Intro, sobald man das realisiert hat, ist es auch schon vorbei und wir finden uns wieder mitten im zackigen Tanz.
„Pass On The Bottle" und „Defiant Kids" sind nicht ganz so tolldreist und deutlich nachvollziehbarer, so klingen die Münsteraner wieder nach abwechslungsreichem, energetischem Punk und nicht nach Chaos. Beeindruckend ist wirklich, dass IDLE CLASS so krass authentisch singen, dass man tatsächlich denkt, es hängt ihr Leben davon ab und sie würden für jeden ihrer Songs sterben. Blockaden beim Text schreiben kennt die Band definitiv auch nicht, denn hier wird ein wahres Füllhorn an Lyrics über uns ausgeschüttet. Man beachte die Ironie, dass die Band sich nach einem Stummfilm benannt hat...

Woran liegt es also, dass mir die EP „Stumbling Home" so viel besser gefallen hat, als der vorliegende Longplayer? Glühende Leidenschaft höre ich weiterhin, eine eigene Note haben IDLE CLASS definitiv auch... Ich denke, es liegt an der Schnelligkeit und den teilweise zu krassen Wechseln, auf Albumlänge ist das leider relativ anstrengend und einfach „ein kleines Stück" drüber. Ein paar Takte weniger oder zumindest schnelle Instrumentalparts und nicht alles so überladen mit Texten ohne Ende und mir würden viele Lieder auf „The Drama's Done" besser gefallen... und vielen anderen Hörern wahrscheinlich schlechter. Ich persönlich sehe den „Wald vor lauter Bäumen nicht". Für Freunde von schnellem Punk Rock, die gerne die volle Dröhnung an Melodie wollen und sehr gerne (Arm in Arm mit dem Kumpel) mitsingen möchten, ein Tipp!