Samsara Blues Experiment - Waiting For The Flood Tipp

Samsara Blues Experiment - Waiting For The Flood
    Heavy-Rock, Blues, Psychedelic, Stoner, Sludge

    Label: Electric Magic Records
    VÖ: 14.11.2013
    Bewertung:8/10

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„Vier Songs nur? Das muss ´ne EP sein!“, so der erste Reflex beim Blick auf die Tracklist. Weit gefehlt. Die Berliner Psychedelic-Rocker SAMSARA BLUES EXPERIMENT ziehen den Hörer auf ihrem dritten Full-Length-Album „Waiting For The Flood“ knapp 50 Minuten lang in mächtige Klanglandschaften aus Bluesrock, Sludge und psychedelischem Chaos.
Und das braucht erfahrungungsgemäß seine Zeit, weshalb keiner der vier Tracks die 10-Minuten-Marke unterschreitet. Im Vergleich zum Vorgängeralbum gibt es kaum großartige Neuerungen, die Berliner scheinen ihren Sound aber auch bereits mit der ersten Platte gefunden zu haben.

Zum Einstieg swingt man sich mit ‚Shringara‘ erstmal langsam ein, gut Ding will schließlich Weile haben. Mit zunehmener Länge nimmt der Song jedoch reichlich Schwung auf und reißt einen mit wie eine Welle, auf die die trockene Cover-Landschaft schon so lange zu warten scheint. Sobald SBE in heftige Sludge-Gefilde abdriften, klingen an einigen Ecken Südstaaten-Truppen wie CORROSION OF CONFORMITY oder EYEHATEGOD durch. Hier präsentieren sich SBE aber insbesondere gesanglich wie gewohnt deutlich zurückgelehnter.

‚Waiting For The Flood‘ ist deutlich bluesiger und erinnert sofort an ZODIAC- und ROTOR-Großtaten. Die Songstrukturen sind ohnehin aufgeweicht bis nicht vorhanden, dennoch klingt der Titelsong eingängiger als ‚Shringara‘. In dem experimentellen Gezocke schimmern jedoch immer wieder Quasi-Refrains durch, wenige kurze Zeilen in äußerst angenehmem und geschickt zwischen bedächtig und harsch pendelndem Gesang, die im Vergleich zu den Melodien überraschend eingängig sind.

Allerfeinste Blues-Soli gibts auf dieser Scheibe unzählige, wer es aber so ausufernd wie möglich braucht, der bekommt spätestens bei ‚Don’t Belong‘ seine Vollbedienung. Dieser Zwölfminüter ist an sich etwas gefühlsduselig, fast schon weinerlich klagend, packt einen aber dennoch, wenn er gegen Ende noch mal etwas aufs Gas drückt.

Das Alleinstellungsmerkmal, das SBE aus dem Wust des auch hierzulande florierenden Psychedelic-/Heavy-Rock-Kosmos herausstechen lässt, sind die orientalischen Klänge. Insbesondere die indische Raga-Musik, die auch auf den vorherigen Veröffentlichungen zu finden ist, scheint es den Jungs angetan zu haben. Zudem finden sich sowohl in den Songtiteln als auch den Texten Anspielungen auf die indische Kultur, die von Sänger Christian Peters mittels Sitar wunderbar untermalt werden.  

Eine wahre Achterbahnfahrt ist hingegen ‚Brahmins Lament‘, bei dem sich langsame Passagen mit heftigen, fuzzigen Eruptionen abwechseln. Der Song beschließt das Album mit allem, was den Sound der Jungs ausmacht.

Mit „Waiting For The Flood“ schaffen SBE ein Heavy-Rock-Album, das seicht beginnt, sich aber immer wieder aufbäumt, zu einer Sludge-Walze aufschiebt und dessen Gesang einen in einen tiefen Strudel aus Gefühlen zwingt, wozu sicherlich auch die erdige Produktion beiträgt. Man wähnt sich fast in der auf dem Cover dargestellten Wüste, weit ab jeglicher Zivilisation. Für mal eben zwischendurch ist das sicherlich nichts, wer sich aber etwas Zeit nimmt, um in diesen Klangkosmos einzutauchen, der wird gepackt, durchgemülmert und schließlich begeistert wieder ausgespuckt.