Gotthard - Bang! Tipp

Gotthard - Bang!
GOTTHARD sind mit 14 Studio- und Livealben eine feste Größe in der Szene. Am Anfang der Karriere haben die Schweizer mächtig gerockt, um sich dann mal kurz im Balladen- und Mainstream-Dschungel zu verirren. Glücklicherweise haben sie aber auf den richtigen Pfad zurückgefunden. Nach dem tragischen Tod ihres Sängers Steve Lee war ziemlich schnell klar, dass sie nach einer angemessenen Zeit der Trauer wieder durchstarten.

Das Einstiegsalbum des neuen Sängers Nic Maeder, tiefsinnigerweise auch „Firebirth" benannt, konnte überzeugen, auch wenn Nic noch unter einer Art Welpenschutz stand. Diesen hätte er aber gar nicht gebraucht, denn der Mann schafft es, in die doch großen Fußstapfen von Steve zu treten, dem GOTTHARD-Sound aber trotzdem zumindest live seinen musikalischen Stempel aufzudrücken. „Bang!" ist jetzt das Album, auf dem sich Nic auch beim Songwriting mehr einbringen konnte und das GOTTHARD nach etlichen Liveshows in der neuen Besetzung als homogen eingespielte Einheit zeigt. Für die Produktion zeichneten Gitarrist Leo Leoni und Charly Bauerfeind (u.a. SAXON, BLIND GUARDIAN und HELLOWEEN) verantwortlich.

Gotthard Bandfoto 1Mit dem Titelsong „Bang!" hauen die Eidgenossen einen trockenen Rocker in bester GOTTHARD Tradition raus, und auch wenn es vielleicht Einbildung ist, habe ich den Eindruck, dass Nic wesentlich entspannter singt, als noch bei seinem GOTTHARD Debüt „Firebirth". Der Song an sich hätte auch gut auf einem der ersten drei Alben der Band vertreten sein können und ist für mich trotz der eher ungewöhnlichen Boogie Grooves vom Sound her so eine Mischung aus modern und "back to the roots".

Das gilt auch für das fette „Get Up' N Move". Das sind GOTTHARD, wie man sie aus den ersten Jahren ihrer Karriere kennt: knackig, kernig auf den Punkt gerockt. „Feel What I Feel" ist ein moderner Midtempo-Rocker, der für mich perfekt auf „Lipservice" gepasst hätte. Bis hierher habe ich das Gefühl, dass GOTTHARD tatsächlich versuchen, die Highlights ihrer kompletten Schaffensphase auf einem Album zu vereinen. Direkt im nächsten Song strafen mich die Jungens Lügen, denn die Ballade „C'est La Vie", die durch Akkordeonbegleitung und die leichten Streichereinsätze eine ganz besondere Stimmung verbreitet, klingt mehr als frisch und up to date.

„Jump The Gun" ist mit den tiefer gestimmten Gitarren ein wahres Groovemonster und fährt einem sofort in die Glieder. „Spread Your Wings" ist mir im Intro etwas zu verfrickelt, weiß aber durch clever platzierte Tempiwechsel zwischen Chorus und Refrain zu gefallen, ohne in der Weise zu begeistern wie die bisherigen Tracks. Dafür hauen sie dem Hörer mit „I Won't Look Down" wieder einen monumentalen Stampfer um die Ohren, der es in sich hat. Mit derselben Art fetter Riffs und treibenden Beats kann „My Belief" punkten. Das sind GOTTHARD wie man sie kennt – knochentrockene Riffs, gepaart mit einer geilen, eingängigen Melodie. Dass Leo Leoni und Freddy Scherer zu einem der besten Gitarrenduos der Szene gehören, ist kein Geheimnis. Wer das nicht glaubt, dieser Song ist der Beweis. Und hier ist nicht nur das Solo ein Burner, sondern die komplette Gitarrenarbeit.

Danach ist wieder Feuerzeug- bzw. Handydisplay-Balladen-Zeit. „Maybe", gesungen im Duett mit der amerikanischen Sängerin Melody Tibbits, ist eine wunderschöne Ballade. Und das GOTTHARD für Songs dieser Art ein Händchen haben, ist ebenfalls bekannt. Zum Glück haben sie es auf „Bang!" nicht übertrieben und eine gesunde Mischung gefunden. „Red On A Sleave" ist für mich dann erneut eine Art Zeitreise, denn der Song erinnert mich wieder an die ersten Alben der Schweizer. Hier wird wieder ohne Schnörkel einfach nur gerade nach vorne gerockt.

Gotthard Bandfoto 2„What You Get" ist dann wieder eher ein Song aus der „Lipservice" und „Domino Effect" Zeit, melodiös und wuchtig, mit einem genialen Refrain, der live mit Sicherheit ein Mitgröler wird. Für das Gitarrensolo gibt es erneut einen Kniefall und einen tief gezogenen Hut von mir. Und typischer als das nachfolgende „Mr. Ticket Man" könnte dann kein GOTTHARD Song rocken. Der Song dürfte ebenfalls live besonders gut zünden. Zum Gitarrensolo sag' ich jetzt nichts mehr, außer: ganz großes Kino.

Das wundervoll orchestrierte und über zehn Minuten lange „Thank You" wurde von Gitarrist Leo Leoni in Gedenken an seine verstorbene Mutter und als Hommage an alle Mütter dieser Welt geschrieben. Ich denke das, was er damit bezwecken wollte, geht voll auf, denn der Song geht musikalisch wie textlich sowas von unter die Haut.
Nebenbei stellt „Thank You" auch den längsten Song der GOTTHARD Historie dar. Und ich hoffe inständig, dass der Song nicht als Radio Version beschnitten und verunstaltet wird, denn er wird sich nur in der vollen Länge erschließen.

Fazit: GOTTHARD haben mit „Bang!" ein gewohnt und fast erwartet starkes Album veröffentlicht und zeigen sich eine ganze Ecke eingespielter als noch auf „Firebirth". Nic Maeder ist jetzt endgültig in der Band angekommen und versteht es, den Songs einen modernen Touch zu verpassen, ohne dabei die alten Trademarks der Band außer Acht zu lassen. Für mich klingt „Bang!" homogener und vielfältiger als der ebenfalls starke Vorgänger und stellt damit definitiv einen weiteren Schritt nach vorne dar.

Die Findungsphase zwischen Sänger und Band scheint erfolgreich abgeschlossen zu sein. Und mit einer Spielzeit von über einer Stunde und dreizehn Songs bekommt man auch ordentlich value for the money. An meine persönlichen Highlights (und das ist wirklich rein subjektiv) „Gotthard", „Dial Hard" und „G." kommt aber auch „Bang!" nicht ganz heran. Das Werk stellt jedoch eine moderne Mischung aus fast allen GOTTHARD Alben und den neuen, aktuellen GOTTHARD dar. Neun von zehn Toblerone-Riegel für ein ganz starkes und vielschichtiges Hard Rock Album.


Tracklist von „Bang!":
01:Bang! (3:57)
02:Get Up 'N Move (3:56)
03:Feel What I Feel (4:18)
04:C'est La Vie (4:14)
05:Jump The Gun (3:43)
06:Spread Your Wings (5:37)
07:I Won't Look Down (4:20)
08:My Belief (4:38)
09:Maybe (4:31)
10:Red On A Sleave (3:58)
11:What You Get (4:59)
12:Mr. Ticket Man (3:34)
13:Thank You (10:56)

BANG! -TOUR 2014
08.04.2014 (NL) Zoetermeer, De Boerderij
09.04.2014 (BE) Vosselaar, Biebob
11.04.2014 (CH) Zürich, Volkshaus
23.05.2014 (AT) Steinach am Brenner, Under the Bridge Festival
13.06.2014 (CH) Murten, Stars of Sounds
21.06.2014 (CH) Hinwil, Rock the Ring
19.07.2014 (SE) Stockholm, Väsby Rock Festival
26.09.2014 (CH) Schupfart, Schupfart Festival 2014
15.10.2014(IT) Rome / Orion
16.10.2014(IT) Milan / Alcatraz
17.10.2014 (FR) Marseille / Le Moulin
20.10.2014 (FR) Lille / Le Splendid
21.10.2014 (FR) Paris / Le Trabendo
22.10.2014 (FR) Lyon / Ninkasi Kao
24.10.2014 (ES) Bilbao / Santana 27
25.10.2014 (ES) Madrid / t.b.a.
26.10.2014(ES) Barcelona / Bikini
30.10.2014 (DE) Regensburg, Airport Obertraubling
31.10.2014 (DE) Ulm, Ratiopharm Arena
01.11.2014 (DE) Balingen, Volksbankmesse
03.11.2014 (DE) Berlin, Huxley's Neue Welt
04.11.2014 (DE) Bremen, Aladin
05.11.2014 (DE) Hamburg, Markthalle
07.11.2014 (DE) Köln, Essigfabrik
08.11.2014 (DE) Oberhausen, Turbinenhalle
09.11.2014 (DE) Langen, Neue Stadthalle
11.11.2014 (DE) Nürnberg, Rockfabrik
12.11.2014 (DE) Würzburg, Posthalle
14.11.2014 (AT) Wien, Gasometer
15.11.2014 (DE) Kaufbeuren, Allkart Halle
20.11.2014 (DE) München, Tonhalle
13.12.2014 (DE) Karlsruhe, Knock Out Festival
...weitere Daten folgen!