In Love Your Mother – The Great Ape Project

In Love Your Mother – The Great Ape Project
    Hard-Grind-Math-Core

    Label: Dr. Music Rec./Membran
    VÖ: 10.10.14
    Bewertung:8/10

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Ansprechend schlicht gehalten ist das Cover des Debütalbums eines Schweizer Trios, das sich um die böse Welt sorgt, vor der die drei Jungs von ihrer Mutter gewarnt wurden. Dementsprechend gibt es in den Lyrics der 17 Songs einiges zu entdecken, jedoch nur so viel, wie in eine halbe Stunde hineinpasst.


Fieses Riff – brutal – laut – da kommt ein Breakdown – heftiges Geschrei – oh, das Stück ist schon zu Ende. Nach nur 30 Sekunden. Das dritte ist dafür sieben Mal so lang.
Man wird in kaltes Wasser geschmissen, und wer zunächst IWRESTLEDABEARONCE oder PSYOPUS assoziiert, liegt gar nicht so falsch. Zumindest am Anfang der Platte, denn die Masse an Dissonanzen verdreht einem das Hirn.
Sogleich wird es aber in besagtem längeren Song dramatisch gemächlich. Klarer Gesang schraubt die Stimmung herunter in die Melancholie, während die Harmonien zum Mitsummen anregen. Dieser Song heißt übrigens „We're Gonna Dance Till Everyone Is Naked And Fallen Apart". Das Video dazu:



Im Folgenden werden vertrackte Sweeps angewendet, zwischendurch groovt es prima und es wird mathematisch, als ob MESHUGGAH ihre Fangarme ausgestreckt hätten. Dabei darf man sich nicht zu eng an Schemata irgendwelcher Art halten. Es ist eher Offenheit in jede Richtung angesagt, wodurch Strukturen verschwimmen, vorgetäuscht oder zermalmt werden.

„Wish Me An Ocean Part I" beginnt mit heftigstem Geprügel und bekommt ein nettes Solo eingebaut, das sich fast nach einem Bach-Bourree anhört. Wie gesagt, man muss offen sein für vieles. Solche Klassik-Anleihen gibt es in „... Part II" nur wenig, dafür kommt im nächsten Stück ein Klavier zum Zug, das von merkwürdigen Tönen im Hintergrund begleitet wird.

„Signs Of A Real Life" ist einer der Songs, die sich auch wie ein Song anfühlt. Nachvollziehbare Riffs, Hardcore-Geschrei und flottes Drumming lassen einen die normale Seite der Burschen erleben.
In „The Disco Fish" wird tatsächlich ein Tanzbeat angeboten. Faszinierend finde ich in „Inhale", in welchem Tempo neoklassische Kadenzen zu dem harten Stoff dazugebastelt werden. Das Singer-Songwriter-Geschrammel am Ende ist Geschmackssache, aber in aller Verrücktheit ist es jedenfalls auch passend.

Also, wer einfaches Geholze sucht, ist hier falsch. Auch Freunde von Album-Strukturen oder Wiedererkennung durch Wiederholung sind hier eher fehl am Platz.
Mir gefällt der Freigeist, die Uferlosigkeit, gefangen im Instrumentarium, doch so explosiv im Ausdruck, dass einem der Hut hoch geht und erdachte Grenzen gesprengt werden. Wer zum Beispiel THE DILLINGER ESCAPE PLAN mag, dem könnte die krasse Mucke der Schweizer gefallen. Hut ab.