Galar – De Gjenlevende Tipp

Galar – De Gjenlevende
    Epic Folk/Black Metal

    Label: Dark Essence/Soulfood
    VÖ: 27.03.15
    Bewertung:9/10

    Homepage


Da sind sie wieder. Die beiden Norweger von GALAR haben vor fünf Jahren ihr letztes Lebenszeichen von sich gegeben, das mir und vielen anderen sehr gefiel. Mit „De Gjenlevende" ist die dritte Scheibe ein Sechs-Song-Album, das die „Überlebenden" beschreibt, die dem Winter entfliehen wollen und sich unter der Frühlingssonne transformieren.

Sanft werden die Saiten angeschlagen, ein dunkler Streicher gesellt sich kurz hinzu, da wird es schon laut. Organischer Sound bringt einem die ersten Stakkato-Riffs und Blastbeats nahe, ohne dass man es als aggressiv empfinden würde. Mit den kreischenden Vocals erhöht sich dann doch ein wenig der Blutdruck. Der charakteristische Klargesang mischt sich ein und bringt als erstes ein folkloristisches Element mit ins Spiel.
Nachdem der Opener innerhalb von neun Minuten spielerisch nordische Tragik mit drastischen Emotionsausbrüchen verknüpft, wird dieser Faden weitergesponnen. Das engagierte Streicher-Quintett agiert im folgenden Epos-Teil höchstens im Hintergrund, während häufig die schwarze Keule mit wunderbaren Riffs geschwungen wird.

Die Klavier-Variationen zu Beginn von „Bøkens Hymne" erinnern mich daran, wie Pachelbels Kanon mit seinen meditativen Wiederholungen Geschichte geschrieben hat. Spannend ist die Weiterführung, die über Blastbeats und ein Hornquartett zur Gesamtkomposition mit Klargesang führt. Um das Experimentieren nicht zu überstrapazieren enthält der Song die bekannten Zutaten, die er prima kombiniert.

Ein wenig Licht („Ljós") sieht man im vierten Track, der ein elegisches Zwischenspiel mit Klavier, Streichern und Bläsern darstellt. Magisch klingt es, als ob man durch die norwegischen Wälder wandert und überall Trolle hinter den Wurzeln wohnen.
„Gjeternes Tunge Steg" bietet neben einigem Geholze auch wieder die wunderbaren Passagen zweistimmigen Gesangs, die das Gemüt auf eine Traumreise schicken. Hier wird es auch überraschend symphonisch, mystische Klänge der Orchestermusiker unterbrechen nach zwei Dritteln des Songs die Aggression. Danach übernehmen die Gitarren die Harmonien der Streicher und weiter geht's.

Das Abschlussstück fährt nochmals alles auf, was GALAR zu bieten haben. Dissonanzen verschwimmen mit Wohlfühl-Harmonien im Chorgesang zur Akustik-Klampfe. Ruhige Lead-Melodien unterlegt mit kraftvollen, aber ruhig pulsierenden Drums führen den Song Richtung Ende. Violinen-Töne komplettieren schließlich den Sonnengesang „Tusen Kall Til Solsang Ny".

Wie angekündigt, ist „De Gjenlevende" durchaus härter als sein Vorgänger. Aber die Mischung harschen Black Metals mit Folklore und klassischen Instrumenten funktioniert genial in den ausführlichen Kompositionen von GALAR.