Blink-182 - California Tipp

Blink-182 - California
    Pop Punk/Alternative Rock

    Label: BMG/Warner
    VÖ: 01.07.2016
    Bewertung:8/10

    Blink-182 im Web


Manchmal ist eine Trennung der einzige Weg, um irgendwie weiter zu kommen. Um nach einem definitiven Schlussstrich einen Neuanfang wagen zu können. So auch bei BLINK-182, die vor einiger Zeit die schwierige Beziehung zu Tom DeLonge beendet haben und mit Matt Skiba (ALKALINE TRIO) einen Ersatz gefunden haben, um endlich ihr neues Album "California" fertig stellen zu können.

Natürlich gibt es immer verschiedene Sichtweisen, doch zahlreichen Interviews konnte man entnehmen, dass DeLonge die anderen zwei Drittel von BLINK-182, Mark Hoppus und Travis Barker, arg ausgebremst und seinen anderen Projekten hinten angestellt hatte. Das 2011 veröffentlichte, sehnsüchtig erwartete Comeback-Album "Neighborhoods" blieb weit hinter den Erwartungen der Fans zurück. Vielleicht war der wackelige Boden, auf dem die Band (erneut) stand, zu deutlich hörbar: DeLonges Idee, das Album nicht mit den anderen beiden Musikern im Studio einzuspielen, sondern sich Ideen und Aufnahmen per Email zuzusenden und daraus die Songs zu basteln, ging nach hinten los. Auch, wenn es einigen Fans nicht gefällt: Dass Hoppus und Barker die Reißleine zogen und ohne DeLonge weitermachen wollten, ist nicht nur verständlich, sondern für die weitere Zukunft der Band unabdingbar gewesen.

Denn: Das siebte Studioalbum "California" ist das Werk, das "Neighborhoods" hätte werden sollen. Es schlägt eine Brücke vom Sound der extrem erfolgreichen Phase Anfang der 2000er zum selbstbetitelten und letzten Werk vor dem Split. Selbstverständlich klingt das Trio, angetrieben von frischer Energie durch matt Skiba, erwachsener als vor 15 Jahren. Trotzdem haben sich die Mitglieder ihre jugendliche Unbeschwertheit bewahrt und scheinen bei den Aufnahmen der 16 Songs eine Menge Spaß gehabt zu haben. Nach dem missglückten "Neighborhoods" stehen wieder alle Zeichen auf flotten, energetischen Pop Punk mit geilen Hooks, denen einige melancholische, nachdenkliche und leicht experimentelle Nummern zur Seite stehen.

Der zweiminütige Opener "Cynical" führt mit ruhigem Beginn in die Irre, um dann richtig Fahrt aufzunehmen und BLINK-182 von ihrer allseits bekannten und beliebten Seite zu zeigen. Die erste Single "Bored To Death" geht ein wenig in die erwachsenere Richtung des selbstbetitelten Albums und macht alle Fans mit einem Ohrwurm-Chorus glücklich. "She's Out Of Her Mind" erinnert im positivsten Sinne an die Nummern des Durchbruch-Albums "Turn Off Your Pants And Jacket" und zeigt mit "Ohohoh"-Chören, dass Pop Punk auch im Jahre 2016 noch funktionieren kann, selbst wenn er von Mittvierzigern gespielt wird - genau wie "Kings Of The Weekend", "The Only Thing That Matters" und "Teenage Satellites".

Experimenteller wird es mit "Los Angeles", in dem Neuzugang Matt Skiba hörbar das kompositorische Ruder übernimmt. Die düster-melancholische Nummer bildet einen interessanten Kontrast zum fröhlichen Pop Punk, der mit "Sober" wieder Einzug hält und jeden Fan von Alben wie "Enema Of The State" und "Take Off Your Pants And Jacket" glücklich machen dürfte.

Und auch nachdenklichere Momente wie das geniale "San Diego", "No Future" und "Left Alone" bzw. ganz ruhige Stücke wie das von Mark Hoppus wunderbar gesungene "Home Is Such A Lonely Place", in dem Skiba für einen hörenswerten Kontrapunkt sorgt, und der entspannte, sehr melodische Titeltrack (ein vertonter Tribut an den Sonnenstaat Kalifornien, der vor dem geistigen Auge Bilder von endlosen Stränden, Surfern im Meer und einem kühlen Cocktail in der Hand aufkommen lässt) atmen den Geist früherer Veröffentlichungen.

"California" vereint das Beste von "Take Off Your Pants And Jacket" und "blink-182" und zeigt, dass die Pop Punker ohne Tom DeLonge offensichtlich besser dran sind - selbst, wenn man seine sehr speziellen Vocals das ein oder andere mal vermisst. Dafür macht Matt Skiba seine Sache sehr gut und harmoniert prächtig mit Hoppus.

Wer mit den "American Pie"-Streifen aufgewachsen ist und die Soundtracks, auf denen BLINK-182 mehr als ein mal zu hören waren, auswendig kennt, wird "California" lieben. Wer "Enema Of The State" und die beste BLINK-182-Scheibe "Take Off Your Pants And Jacket" rauf und runter gehört hat, wird "California" lieben. Wer einfach nur auf melodischen, poppigen Punk mit melancholischen Sprenklern steht und das perfekte Sommeralbum sucht, wird "California" lieben.