Anaal Nathrakh - In the Constellation of the Black Widow




Stil (Spielzeit): Industrial Black / Death / Grind ( 34:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Records / Plastic Head (29.06.09)
Bewertung: 9 / 10


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Wer von dem Projekt von V.I.T.R.I.O.L. (Dave Hunt, voc; auch BENEDICTION) und Irrumator (Mick Kenney, git/b/prog) noch nie etwas gehört hat, der assoziiert mit der Chiffre ANAAL NATHRAKH vermutlich erst mal eine ernste Durchfallerkrankung. Oder Schlimmeres.

Der Kenner weiß, sie sind schlimmer. Musikalisch ist das Gemisch aus Industrial Black Metal / Death / Grind auf seinen Nenner gebracht: genial brachial.

Fraglich natürlich, ob man der akustischen Apokalypse gewachsen ist. Die Zauberworte, die man zwar nicht sagen muss, deren Bedeutung man aber zu schätzen wissen sollte, um sich den Zugang zu dem Gemetzel zu eröffnen, lauten: D-I-S-T-O-R-T-I-O-N & SSSSSPEEEED.

Nahezu jedes Geräusch wird hier durch den Verzerrer gezerrt. Die Gitarren, der Gesang (solange er sich auf hysterisches Pig-Squealing, Death-Growling und schwarzes Kreischen und andere Abartigkeiten beschränkt, und das tut er die meiste Zeit), das mit hoher bis höchster Schlagzahl aus dem Rechner herausbrechende Machinen-Drumming... all das hat vermutlich nur den einen Zweck: dich an die Wand zu nageln. Was den beiden auch spielend gelingt. Wer will, kann den Exzess darüber hinaus natürlich zu echter Kunst erheben...
Was umso leichter fällt, weil V.I.T.R.I.O.L. diese ohrwurmigen Refrains im Beinahe-Klargesangsmodus einstreut. Ungebrochene Schönheit, die in der Raserei wie ein Fremdkörper wirkt... (Räusper!) gleich einem Smaragd, eingelassen in einen Block aus Stahlbeton.

Was sich aber / auch an ANAAL NATHRAKHs viertem Album ganz gut zeigt: Extreme Metal ist eben das: extrem. Und A.N. waren schon früher bis an eine der Grenzen des mit aller Gewalt Machbaren vorgedrungen; ernsthaft steigerungsfähig war und ist das wohl nicht.

Insofern stellt sich die Frage, warum jemand, der schon die Vorgänger hat, sich auch noch „In the Constellation of the Black Widow" anschaffen muss. --- Außer der Hinweis auf die Sammlungskomplettierung fällt mir da nichts ein. --- Dabei fällt das Album keinesfalls gegenüber „Hell is Empty, All the Devils are here" oder „Eschaton" ab; im Gegenteil: Hartgesottenen, die zu Fans werden wollen, ist dieses Hammerteil als Einstiegsdroge mindestens so sehr zu empfehlen wie die Vorgänger. Mindestens. Und Die Hards natürlich auch.

Aber, trotz der sehr hohen Benotung (dieselbe, die ich genannten anderen Alben auch gegeben hätte)... unbedingt gebraucht hätte ich das nicht. Dafür metzelt man auf dem extremen Niveau, dann doch zu gleichmäßig.