Opeth - Ghost Reveries


Opeth - Ghost Reveries
Stil (Spielzeit): Avantgarde-Death-Metal (66:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner/Universal (29.08.05)
Bewertung: Das schaffen nur Opeth! (9/10)

www.opeth.com

Von Opeth etwas anderes als ein Meisterwerk zu erwarten, wäre völlig vermessen. So versetzt einen auch das mittlerweile achte Album „Ghost Reveries“ in völlige Ekstase, ausgelöst durch die perfekte Symbiose aus Brachialität, Eleganz und Melancholie. 
Stellte der Zeit versetzt erschienene Doppelpack „Deliverance“/“Damnation“ – erstes tödlich hart, das Schwesteralbum balladesk und ergreifend – die beiden Extreme der begnadeten Musiker dar, so ist das neue Sahnestück wieder eine richtig Runde Angelegenheit geworden. Unglaublich packende Growls auf Death-Metal-Rifftepichen ausgelegt führen dich an der Hand zu engelsgleich gesungenen Clean-Parts, deren Ambivalenz schon immer den Reiz aller Opeth-Werke ausgemacht hat. Mastermind Mikael Akerfeldt beherrscht die Kunst der fragilen Melodien besser denn je, wie er in der souligen Akustiknummer „Hours Of Wealth“ gottgleich beweist. 
Alles wie gehabt könnte man jetzt denken, doch auch „Ghost Reveries“ hat wie seine Vorgängerwerke seinen ganz eigenen Charakter. So klingen Opeth diesmal stellenweise verdammt rockig, erdig und spacig, was vor allem am fünften und neuen Bandmitglied Per Wiberg (Ex-Spiritual Beggars) liegt, der durch sein arschcooles Orgel- und Pianospiel einigen Parts von „The Baying Of The Hounds“, „Benath The Mire“ oder „Atonement“ im Ganzen einen gewissen Sixties-Psychedelic-Touch verleiht. 
Dass die schwedischen Avantgardisten trotz dieser neuen Komponente immer noch progressiv und im positiven Sinne eigenbrötlerisch zu Werke gehen, versteht sich bei vier Songs über zehn Minuten von selbst. „Ghost Of Perdition“, „Reverie/Harlequin Forest“ und „The Grand Conjuration“ sind musikalisch leidenschaftliche und vielfältige Abenteuer, die sowohl Fans von Morbid Angel, als auch von Tool, Anathema und Porcupine Tree (obwohl Steve Wilson diesmal nicht Produzent war) zum kollektiven Headbangen beziehungsweise Schwärmen bringen werden.  
„Ghost Reveries“ offeriert nämlich ein edles Feuerwerk an Ideen: große Gefühle, beißende Riffs bis zarte Gitarren, rockiges Orgelspiel, breaklastige Beats, träumerisches Piano, verzaubernde Solos, unheimliche Atmosphären und Vocals, die von biestig bis elegisch reichen - Nicht so melodisch wie „Still Life“, einen Tick weniger düster als „Blackwater Park“ aber trotzdem wieder Opeth in Reinkultur mit frischem Sound und neuen Ideen. Musik, die in dieser Form bis heute absolut einzigartig ist und dem Metal-Genre einen ganz neuen Sinn gibt. Ich wünsche dieser Band mehr als jeder anderen den lang ersehnten Durchbruch.