Deftones - Saturday Night Wrist


Review

Stil (Spielzeit): Alternative-Metal

Label/Vertrieb (VÖ): Maverick/Warner (27.10.06)

Bewertung: Deftones, wie man sie liebt (9/10)

Link: www.deftones.com
www.myspace.com/deftones

 
An dieser Platte wären die DEFTONES, die All-Time-Faves von weltweit Millionen Alternative-Hörer, beinahe zerbrochen. Sänger Chino Moreno, ein schwieriges Kind in einer noch schwierigeren Band voller gegensätzlicher Sturköpfe, warf mitten im Aufnahmeprozess zu „Saturday Night Wrist“ das Handtuch. Unzufrieden mit seiner eigenen Leistung und Produzent Bob Ezrin (Pink Floyd, Kiss) trat der sensible Weirdo die Flucht aus der kreativen Sackgasse an und tobte sich mit seinem experimentellen Projekt Team Sleep in semi-elektronischen Trip-Rock-Gefilden aus – nicht nur im Studio, sondern auch live in den Clubs. „Und was ist jetzt mit dem neuen DEFTONES-Album?“, fragten sich viele Fans eine halbe Ewigkeit lang voller Ungewissheit; seine ungefragten Bandkollegen: stinkwütend.
Doch nach der beunruhigenden Funkstille bekundeten alle fünf Sacramento-Boys bei einem internen Treffen ihre vereinende Liebe zu den DEFTONES. Chino was back! Und er beendete das schleichende Ende der Band mit der vielleicht besten Gesangsleistung seines Lebens. „Saturday Night Wrist“ ist ein typische DEFTONES-Album geworden, jedoch längst nicht so schwerfällig wie der selbstbetitelte Vorgänger, sondern voller genialer Melodien und umwerfender Momente. Die superbe Vorab-Single „Hole In The Earth“ ließ bereits erahnen, dass dieses Album das dynamischste in der Geschichte des Fünfers werden würde. Tight, aber fließend, hart aber intelligent, wunderschön aber auch todtraurig – so lässt sich das neue Werk treffend beschreiben. Ein Düstertrack wie „Beware“ eröffnet dem Hörer die dunkelsten Dimensionen, die die DEFTONES zu bieten haben, versöhnt aber mit entspannten, dennoch schrägen Harmonien, um ihn am Ende mit einem bitterbösen Metal-Riff wieder zu entlassen. Nur ein Beispiel für die schizophrenen Stimmungswechsel innerhalb der traumhaften 12 Songs auf dieser Platte. Und auch vermeintlich softere Stücke wie „Cherry Waves“ und „Xerces“ sind Perlen von Songs. „Saturday Night Wrist“ ist hörbar das Ergebnis von Hassliebe, die so fruchtbar ist, dass man vor dieser Band den größten Respekt aussprechen muss.