Nickelback - Here And Now

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Stil (Spielzeit): Alternative Rock/Metal/Hard Rock (39:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner (18.11.11)
Bewertung: 7/10
nickelback.com

Drei Jahre nach "Dark Horse" melden sich NICKELBACK wieder zurück. "Here & Now" ist bereits das siebte Studioalbum der einstigen Alternative Rock-Sensation, die schon längst dort ist, wonach Tausende von Bands vergebens streben: Im Mainstream. Schon seit einiger Zeit ist das Quartett sehr weit vom ursprünglichen, energetischen Alternative Rock wie auf "The State" entfernt. Harter Stadionrock, Country-Anleihen und eine gehörige Portion Pop machen auch "Here & Now" zu einer teils schmalen Gratwanderung zwischen melodischem Mainstream-Rock und großem Balladen-Kitsch.

Der Einstieg gerät mit "This Means War" gewohnt knackig und hart, wobei man das letztgenannte Wort im NICKELBACK-Kosmos sicher nicht zu inflationär gebrauchen darf. Immerhin klingen die Gitarren fett, und wenn Chad Kroeger will, kann er auch richtig wütend klingen. Das folgende "Bottoms Up" ist genauso simpel und eingängig wie der Großteil der restlichen Songs, der Chorus klingt jedoch äußerst uninspiriert. Die intensive Ballade "When We Stand Together" dürfte mit ihrer halbakustischen, allzu radiotauglichen Ausrichtung und dem bedrohlich nah am Kitsch vorbei schrammenden "Wir müssen alle zusammen stehen, die Welt ist schon schlecht genug" einer der kontroversesten NICKELBACK-Songs überhaupt sein. Nach anfänglichem Zweifel kann ich der melancholischen, nachdenklichen Hymne sehr viel abgewinnen. Allerdings kann ich auch gut verstehen, wenn man die Nummer selbst als eingefleischter NICKELBACK-Fan hasst.

Mit dem flotten "Midnight Queen" und dem schleppenden Midtempo-Stampfer "Gotta Get Me Some" mit knackigen Riffs und typischen Vocals von Kroeger wird wieder an Härte zugelegt, bevor mit der Ballade "Lullaby" auch diejenigen etwas anfangen sollten, denen "When We Stand Together" zu cheesy ist: Eine vom Piano getragene und dezent orchestrierte Nummer von allererster Güte, mit Melodie, Herz und Gefühl. Man muss schon ein Eiszapfen sein, um von einem solchen Song nicht berührt zu werden. Auch "Trying Not To Love You" ist ein weiterer ruhiger und guter Song, der für Herzschmerz sorgt, ebenso "Holding On To Heaven". Wer nicht auf Balladen steht, ist hier also an der falschen Adresse. Allerdings würde man sich dann auch keine NICKELBACK-Scheibe holen... Mit dem locker-luftigen, von der Atmosphäre her etwas an "This Afternoon" erinnernden "Don't Ever Let It End" beweisen NICKELBACK am Ende erneut ihr Händchen für lebensnahe Hymnen mit einer ganz eigenen Atmosphäre.

Viel sehr gutes, nur wenig durchschnittliches Material, eine gute Mischung aus ruhigen Tracks und relativ hartem Material: NICKELBACK machen bis auf ein paar Kleinigkeiten auch auf ihrem siebten Studioalbum alles richtig. Ein wenig zu routiniert, zu berechenbar und endgültig im Mainstream angekommen zwar, aber in diesem Bereich immerhin klasse. Wer Wert auf anspruchsvolle, nicht ständig nach Schema F arrangierte Musik legt und sich den Klang alter NICKELBACK-Tage wieder herbei sehnt, ist mit "Here And Now" allerdings denkbar schlecht bedient.