Geschrieben von Mittwoch, 20 September 2017 12:59

70000Tons of Metal - Nützliche Hinweise für frische Kreuzfahrer

Mit dem öffentlichen Verkaufsstart für die 70000tons of Metal 2018 ist es an der Zeit, der ein oder anderen Landratte ein paar hoffentlich nützliche Tipps an die Hand zu geben, um aus dem zugegeben teuren Erlebnis das Beste rauszuholen. Zuerst ist da die am häufigsten gestellte Frage zu beantworten: "Lohnt es sich?, "Ja!". So, und nun auf zu den metallischen Urlaubstipps.

70000TONS OF METAL 2018 BadgeBuchen und Packen

Bevor es los geht, gibt es nicht viel, das nicht offensichtlich wäre. Die Kabine ist eigentlich recht egal. Man ist nur da, um Bett und Bad zu benutzen und die hat es in jeder Kabine. Die Auswahl im öffentlichen Verkauf ist allerdings mittlerweile so weit eingeschränkt, dass sich eine Diskussion über die weiteren Vor- und Nachteile der Kategorien hier erübrigt.

Beim Packen gelten Karibik-Regeln: Pass, Sonnencreme, Badehose. Alles andere dient nur noch dem gesteigerten eigenen Komfort oder dem der Mitmenschen. Ach, und für die Empfindlichen vielleicht doch ein oder zwei Pullover, das Pooldeck kann nachts etwas frisch werden. Und auch wenn es gleich offensichtlich werden wird, noch mal explizit der Hinweis, dass sich eine frühe Anreise lohnt!

Florida

Wer Zeit mitbringt, kann sich schon vorab in Florida gut beschäftigen. Vom Kennedy Space Center über Disney World und das Universal Resort, die Everglades, die Keys bis hin zu geführten Delfin- oder Manatee-Touren (nicht mit beiden Händen anfassen, ansonsten sind das echt zutrauliche Kuscheltiere) oder einfach die für europäische Verhältnisse in der Regel auch im Februar schon recht sommerlichen Strände hat Florida einiges zu bieten. Insgesamt kann man sich vor und nach der Kreuzfahrt ein paar Wochen abwechslungsreich beschäftigen – abhängig natürlich von der verfügbaren Zeit und dem eigenen Budget.

Vor der Kreuzfahrt ist auf der Kreuzfahrt. Oder so?

Entgegen der Homepage-Info startet die Kreuzfahrt nicht am 1. Februar, sondern am 29. Januar mit den traditionellen Pre-Partys. Wie in diesem Jahr finden sie auch 2018 im Clevelander Hotel am Ocean Drive in Miami Beach statt. Ab Montag gibt es dann drei Abende, um die anderen Kreuzfahrer kennen zu lernen, den nahe gelegenen Strand zu erkunden und dem traditionell überraschend guten Karaoke zu lauschen.

Für erfahrene Kreuzfahrer ist dies auch der Ort, um alte Freunde zu treffen und sich bei viel Alkohol auf den neuesten Stand zu bringen, bevor es am Donnerstag ernst wird. Für frische Kreuzfahrer sind die Partys die die erste Anlaufstelle, um neue Freunde zu finden und in die Kreuzfahrtfamiile aufgenommen zu werden. Nicht drücken, wir sehen uns da!

Wann geht's aufs Schiff?

70k poolDie offizielle Homepage der Kreuzfahrt unterstreicht recht häufig, dass das Boot in Ft. Lauderdale ablegt und nicht in Miami, es scheint da also offensichtlich gelegentlich Probleme zu geben. Also zum Hafen von Ft. Lauderdale, nicht nach Miami fahren.

Bei der idealen Zeit fürs Boarding gibt es unterschiedliche Ansichten, einig sind sich die Schulen der Früh- und Spätkommer allerdings darin, dass man vermeiden sollte anzukommen, wenn die Schlagen lang sind oder das Schiff weg ist. Ob das eher früh morgens, kurz nach Öffnung des Boardings, oder gegen Mittag kurz vor Schluss optimal ist, ist aber immer wieder Thema heißer Debatten. Also einfach pünktlich sein, die Schlangen sind, wie sie sind.

Die Gepäckkontrollen sind nicht so streng wie am Flughafen, es wird euch nichts auseinander genommen, allerdings solltet ihr es trotzdem vermeiden, verbotene Gegenstände (dazu zählen auch Speisen und Getränke) im Gepäck zu haben. Durchleuchtet wird alles.

Beim Einchecken bekommt ihr auch endlich eure Karte. Neben dem Schlüssel zu eurer Kabine ist sie auch das einzige akzeptierte Zahlungsmittel an Board. Der Fernsehkanal, über den ihr euer Konto sehen könnt, ist um jeden Preis zu vermeiden.

Das Wichtigste zuerst: Wo gibt es Bier?

Bei Getränken an Board (und auf den Pre-Parties) sind die amerikanischen "Biere" bitte großräumig zu umgehen. Außer man steht auf Wasser, in dem irgendwann mal Biergläser gespült wurden – in dem Fall bitte gerne zugreifen. Ansonsten kosten alle alkoholischen Getränke an Board etwa das gleiche. Preisleistungssieger beim Bier – und auch geschmacklich recht brauchbar – ist Fosters in der Öl-Dose, an heimischen Sorten gab es die letzten Jahre Becks zu finden, die aktuelle Karte spricht allerdings von Paulaner Weißbier. Blue Moon Belgian Ale ist bei den Importbieren zu empfehlen und neu auf der Karte scheint Red Stripe aus Jamaica zu sein.

Um zum Thema "fast alles kostet das gleiche" zurück zu kommen: Für den Preis von Bier bekommt man auch die meisten Schnäpse und damit im Prinzip auch die gängigen Schnaps- und Softdink-Mischungen. Cocktails sind etwas teurer, aber trotzdem eine bedenkenswerte Alternative, wenn man auf das Wirkung/Kosten-Verhältnis schaut.

Essen und Trinken?

Man verdurstet und verhungert definitiv nicht, wenn man nicht zahlen will. Alle Restaurants, vom Café über die Pizzabude bis hin zum fast rund um die Uhr geöffneten Buffet und zum formalen Speisesaal inklusive Karte und Bedienung, sind voll im Preis enthalten. Lediglich für eine kleine Anzahl Spezialitätenrestaurants zahlt man drauf, allerdings verläuft man sich in die auch nicht zufällig.

Kohlensäure- und alkoholfreie Getränke in Bechern sind ebenfalls im Preis enthalten. Für alle, die etwas mehr Auswahl bei den alkoholfreien Getränken haben möchten – oder planen, viel Schnaps mit Zucker zu trinken – empfiehlt sich ein Getränkepaket. Neben einem Sammelbecher bekommt man so zum Festpreis so viel kohlensäurehaltiges Zuckerwasser, wie das Herz begehrt (oder aushält). In der nächsten (allerdings etwas gründlicher vor Kauf durchzurechnenden) Ausbaustufe gibt es dann zusätzlich Wasser in Flaschen, ideal zum Transportieren und Hamstern gegen den Kater, Kaffeespezialitäten (Filterkaffe ist zum Glück alkohol- und kohlensäurefrei) und alkoholfreie Cocktails. Auch das kann sich lohnen.

So viele Bands und so wenig Zeit ...

70k rhapsodyMit 60 Bands, die jeweils zwei Shows spielen und dem von ANNIHILATORs Jeff Waters organisierten All-Star-Jam gibt es in den vier Tagen auf See 121 Gelegenheiten, sich Metal auf die Ohren zu geben. Der wichtigste Hinweis ist daher: organisiert sein, sich aber nicht zu viel Stress machen. So oder so trefft ihr hauptsächlich Entscheidungen bezüglich dem, was ihr verpasst, nicht dem, was ihr seht.

Besonders beachten solltet ihr allerdings die für den Cripper Award nominierten Bands. Der Kampf um den nach der deutschen Thrashband benannten Preis um die beste Band, die vorher keiner kennt, bietet in der Regel viele positive Überraschungen.

Nützliche Organisationswerkzeuge sind entweder die morgendlich verteilten Programme mit der Running-Order des Tages und ein Stift, oder die – inoffizielle – 70000tons Bands App, die es für Android und iOS gibt. Die App bietet neben Updates zu neuen Bands auch eine Funktion, Bands zu markieren und Alarme für Shows, Meet-and-Greets und Kliniken der Bands zu bekommen.

Die meisten Shows füllen sich in der Regel erst mit dem ersten Ton, wer also seine Band aus der ersten Reihe sehen will, hat fast immer mit Anwesenheit 15 Minuten vor Konzertbeginn mehr als genug Luft.

Die meisten Bands mischen sich gut unters Publikum – das ist die Zeit für ein Bier, ein nettes Gespräch und die meisten haben auch nichts gegen Fotos, wenn das Timing und die Situation stimmen. Für Autogramme gibt es die Signing-Sessions. Für einen Großteil der Bands ist die Kreuzfahrt selbst die Bezahlung, also außerhalb der Arbeitszeit bitte ein bisschen Rücksicht und vielleicht ein Bier für die fleißigen Menschen.

Dinge, die man getan haben sollte

70k Pool2Konzertechnisch bietet das Pooldeck den größten Unterschied zu dem, was man sonst auf Konzerten und Festivals ohne Weiteres erleben kann. Da sind zum einen die Whirlpools. Zwei neben der Bühne – eine interessante Perspektive und teilweise Ort unterhaltsamer Interaktionen mit den Bands – und einen zentral vor der Bühne. Mindestens ein Konzert in einer der heißen Wannen zu erleben, sollte dringend auf die Todo-Liste.

Auf dem Pooldeck hat man in der Regel auch die Möglichkeit, ein Konzert von hinter der Bühne zu sehen. Wer also schon immer wissen wollte, wie laut eine Horde Metalfans Richtung Bühne brüllen kann und wie ein Meer auf Pommesgabeln für die Musiker aussieht, hat hier Gelegenheit.

Das Programm für den All-Star-Jam wird in der Regel vorher bekannt gegeben. Außer, dass man in der Regel keinen Fuß auf den Boden bekommt, wenn man nicht rechtzeitig – sprich viel zu früh – da ist, gibt es eigentlich keinen Grund, ihn zu verpassen. Gleiches gilt für den Belly-Flop-Contest, der traditionell ebenfalls am letzten Tag auf See stattfindet.

Auch das Karaoke an Bord ist eine Empfehlung. Die ersten Tage noch etwas dünn, stolpert man doch gelegentlich über den ein oder anderen talentierten Fan oder die Metalgröße, die sich gesanglich ausprobiert.

Landgang

Der Tag an Land ist immer etwas zwiespältig – einerseits ein mehr als nötiger Ruhetag, andererseits eher Touristenfalle, als sinnvolle Ergänzung. Ob sich die buchbaren Programmpunkte lohnen, überlasse ich jedem selbst, aber in der Regel ist der Tag am besten mit freiem Entspannen am Strand genutzt. (Meinen persönlichen Plan, wieder die Sonderangebote des Spas auf dem Schiff zu nutzen, verschweige ich hier wohl lieber ... Termine sind begrenzt.)

War das alles?

Trinkgeld ist im Getränkepreis inbegriffen, allerdings gibt es keinen schnelleren Weg, an der Lieblingsbar mit Namen angesprochen zu werden und "das Übliche" zu bekommen – in großzügiger werdenden Mischverhältnissen –, als gelegentlich mal etwas nach oben zu runden.

Merch ist etwas haarig. Das 70000tons Merch bekommt man recht problemlos an verschiedensten Ständen auf dem Schiff, Band Merch, teilweise in exklusiven 70000tons Variationen, bekommt man nur am großen Merchstand. Nachdem eine Verschlimmbesserung mit Nummern im letzten Jahr zu noch längeren Wartezeiten als sonst geführt hat, ist die Frage, wie es in 2018 geregelt ist, noch unbeantwortet. Der einzige Tipp ist, entweder früh da sein – also deutlich vor Öffnung früh – oder sich später gemütlich mit den Resten zufrieden geben.

Ansonsten ist die Hauptregel der Kreuzfahrt: Mit möglichst vielen Menschen reden und mit möglichst vielen trinken. Unfreundliche Menschen zu finden, ist auf dem Boot extrem schwer.

Wer Fragen hat oder weitere Tipps, ist herzlich eingeladen, die Kommentarfunktion zu benutzen. Wer zum Kreuzfahrer bekehrt wurde, kann mir gerne eine Mail schreiben, bevor er bucht, vielleicht springt das ein oder andere gemeinsame Bier raus.

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