Geschrieben von Donnerstag, 24 Juli 2025 11:19

Zum Abschied - Rest In Peace, OZZY OSBOURNE

Ozzy Osbourne live in 2009 Ozzy Osbourne live in 2009 Foto: Morten Skovgaard

Morten Skovgaard, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Ich gebe zu: Ich bin abgestumpft. In den letzten Jahren sind so viele große Musiker:innen gestorben, und für sehr viel mehr als ein Schulterzucken hat's bei mir meistens nicht gereicht. Der eine war Alkoholiker. Die andere alt. Und einige waren schon immer so weird, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es passiert. OZZY OSBOURNE war all das, bis ins Extrem. Und trotzdem macht sein Tod mich sehr betroffen.

OZZY OSBOURNE war besonders. Ja, der selbsternannte "Prince Of Fucking Darkness" hat mit BLACK SABBATH Musikgeschichte geschrieben und nachweislich den Heavy Metal erfunden. Aber er war kein Heavy-Metal-Klischee, keine larger-than-life Rock-n-Roll-Persona. Weder war er Nietenpapst wie Rob Halford noch sexuell aufgeladene Rock-Ikone wie Robert Plant. Er flitzte auch nicht theatralisch über die Bühne wie Bruce Dickinson oder machte den Akrobaten wie David Lee Roth.

OZZY war er selbst und hatte schon früh das seltsame Bühnengebaren mit dem überambitionierten Klatschen, das später immer erratischer wurde und dem sogar ein Song gewidmet wurde: "Clap Like Ozzy" von den SUICIDAL TENDENCIES. Etwas später kamen dann noch die irgendwie bärig hochgerissenen Arme dazu. Dann noch die Hippieklamotten der Siebziger, die bunten Strampler und Frisuren-Unfälle der Achtziger ...

OZZY wirkte oft ein bisschen zusammengewürfelt, spontan, daneben. Und immer zutiefst menschlich. Seine Stimme: natürlich ikonisch. Aber auch ein bisschen quäkig. Man hört, dass OZZY rein zufällig in diesen Job gestolpert ist. Und doch wird sein Gesangsstil kopiert bis zum Gehtnichtmehr.

OZZY war wohl immer schon etwas durchgeknallt, nicht erst, seit er sein Solokünstler-Image als Madman aufbaute. Angeblich ging er, als er bei BLACK SABBATH einstieg, mit einem Schuh an der Leine durch Birmingham spazieren. In den Achtzigern trieb das noch extremere Blüten, wie zahllose Anekdoten belegen.

Kokain, Alkohol und noch vieles mehr forderten ihren Tribut und wenn man sich Interviews und Auftritte des derangierten, aufgedunsenen Mannes mit dem irrlichternden Blick ansieht, scheint es schier unglaublich, dass OZZY gerade in dieser Zeit den Zenit seines Erfolgs erreichte. Er selbst erzählte, dass er sich an weite Teile dieser Phase gar nicht erinnern konnte – in einem der vielen Interviews, in denen er über sich selbst spricht, ohne sich zu überhöhen oder zu verklären. Eher verwundert darüber, welche Abgründe er in sich trägt.

Spätestens mit der MTV-Reality-Show "The Osbournes", die OZZY als pantoffelig-verwirrten Familienvater inszenierte, hätte das Image schweren Schaden nehmen müssen. Wenn es denn eins gewesen wäre. Doch OZZY war und blieb OZZY, privat genauso wie auf der Bühne, und so perlte der Quatsch an ihm ab wie an Teflon.

Stattdessen schaffte er das Kunststück, gleichzeitig der lustige Onkel und der King Of Heavy Metal zu sein. Dass er sowohl mit seinen Dämonen als auch mit seinen Gebrechen recht offen umging, hat vielleicht noch dazu beigetragen, dass OZZY von restlos allen gemocht wurde – ob nun Metalfan oder nicht.

Das Vermächtnis von OZZY OSBOURNE ist so groß wie kein anderes im Metal. Rest in Peace, Prince Of Darkness.

Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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