Volbeat - Seal The Deal & Let's Boogie

Volbeat - Seal The Deal & Let's Boogie
    Rock/Metal/Rockabilly

    Label: Vertigo
    VÖ: 03.06.2016
    Bewertung:7/10

    VOLBEAT im Netz


Mit mehr als 3,5 Millionen verkauften Platten weltweit und Headliner-Slots bei mehreren europäischen Festivals (darunter Rock am Ring/Rock im Park) sind VOLBEAT ganz oben in der Riege der erfolgreichen Rockbands angekommen. Mit "Seal The Deal & Let's Boogie" untermauert die im Mai wieder zum Quartett angewachsene Truppe ihren Status eindrucksvoll – zum Leidwesen von Fans der ersten Stunde.

Denen blutete schon angesichts der musikalischen Ausrichtung des vor drei Jahren erschienenen Vorgängers "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" das Herz. Die Vorwürfe, VOLBEAT würden immer massentauglicher klingen, gab es allerdings schon früher ("Fallen"). Tatsächlich klingen VOLBEAT nicht erst mit "Seal The Deal & Let's Boogie" deutlich geschliffener und radiotauglicher, als auf "Rock The Rebel / Meet The Devil" oder "Guitar Gangstarers & Cadillac Blood". Ein Schicksal übrigens, das das Quartett mit vielen anderen erfolgreichen Metalbands teilt und das auch ganz normal und nachvollziehbar ist, wenn man nicht ständig durch die "Ich hab die Band schon zu Demo-Zeiten gehört, da waren die noch richtig gut!"-Brille sieht.

Der flotte, mit knackigen Gitarren versehene Titeltrack, der sattsam bekannte, gefällige Opener "The Devil's Bleeding Crown", das grandiose THE GEORGIA SATELLITES-Cover "Battleship Chains" mit subtiler Country-Stimmung und "The Loa's Crossroad" mit Metal-Riffs und Dudelsack-Einsatz erinnern an die Frühphase der Band. Ihr Händchen für großartige Singalongs stellen VOLBEAT mit dem Ohrwurm "For Evigt" (feat. Johan Olsen) unter Beweis, das mit Western-Break inklusive Banjo-Einsatz mächtig Spaß macht. Oder der mit orientalischem Riffing und Twin-Leads versehene Stampfer "The Gates Of Babylon" und die coole Rockabilly-Nummer "Black Rose" mit "Uhhhs" und "Ahhhs" im Refrain, wobei DANKO JONES für einen rauen Kontrast zu Poulsens Vocals sorgt.

Weitere Höhepunkte sind die melodische Halbballade "Goodbye Forever", das der Harlem Gospel Chor (!) zu einer besonders gelungenen Nummer mit epischem Charakter macht, und das abwechslungsreiche "You Will Know". Auch "Let It Burn" und das TEENAGE BOTTLEROCKET-Cover "Rebound" (Punk meets Boogie) zaubern ein Grinsen ins Gesicht, reichen aber nicht an das Niveau der besten Album-Songs heran. Von "Marie Laveaue" und "Mary Jane Kelly" hingegen bleibt kaum was hängen.

Aufgenommen wurde "Seal The Deal & Let's Boogie" von den Gründungsmitgliedern Michael Poulsen (Vocals, Gitarre) und Jon Larsen (Drums) sowie Rob Caggiano, der seit 2013 mit an Bord ist und sich um die zweite Gitarre und den Bass kümmerte. Mittlerweile hat die Suche nach einem Nachfolger für Viersaiter Anders Kjølholm ein Ende: Seit Mai 2016 zupft Kaspar Boye Larsen, der bereits 2006 bei einigen Konzerten ausgeholfen hatte, den Bass. Produziert wurde das sechste VOLBEAT-Album von Jacob Hansen, Michael Poulsen und Rob Caggiano. Der Sound ist warm und kraftvoll, die Scheibe klingt besser als der Vorgänger.

Selbst wer VOLBEAT erst mit den letzten beiden Alben kennengelernt hat, könnte das Material auf "Seal The Deal & Let's Boogie" als eine Spur zu eingängig und pathetisch, zu sehr nach Schema "Fallen" gestrickt empfinden. Allerdings darf man nicht den Fehler machen, den Anspruch Michael Poulsens zu vergessen: zu unterhalten, Spaß zu verbreiten, mit sich im Gedächtnis festsetzenden Mitsing-Songs für eine gute Zeit zu sorgen. Der Frontmann schließlich ist der letzte, der der erhöhten Eingängigkeit auf Kosten von zurückgefahrener Härte widersprechen würde: Er selbst betonte in Interviews während des Entstehungsprozesses, dass sein Ziel im Gegensatz zu dem variablen Material auf "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" das Schreiben möglichst eingängiger Rocksongs sei.

So finden sich auf "Seal The Deal & Let's Boogie" eben zahlreiche Singalongs, beinahe schon aufdringlich-eingängige Mitsing-Melodien en masse und Akustikgitarren zur Untermalung von Refrains. Auch durch den ehemaligen ANTHRAX-Gitarristen Caggiano, der seine Herkunft bei einigen Riffs und Soli durchblicken lässt, schaffen es VOLBEAT aber größtenteils, gekonnt auf dem gefährlich schmalen Grat von Rock-Hymnen zum Mitsingen zu balancieren, die schnell als mit verzerrten Gitarren versehene Schunkelsongs enden können.