Geschrieben von Robert Dienstag, 13 April 2010 22:10
The Peacocks - Interview mit Sänger und Gitarrist Hasu zum Album "After All"

Das Schweizer Trio THE PEACOCKS ist mittlerweile seit 20 Jahren im Rockabilly Zirkus dabei. Die Band scheint von Album zu Album stärker zu werden und punktet vor allem durch ihren Stilmix: Neben Rockabilly vermischen sich Punk, Psychobilly, Rock und sogar etwas Ska in ihrem Sound. Kürzlich erschien mit „After All“ das neue Werk, wie schon der Vorgänger auf dem Label People Like You. Sänger und Gitarrist Hasu stellte sich unseren Fragen.
Ihr habt gerade eine kleine England Tour hinter euch, wie ist es euch ergangen?
England ist eigentlich schon seit geraumer Zeit ganz cool. Wir waren bestimmt schon 20 Mal drüben auf Tour, und haben uns ein zwar kleines, aber feines Publikum erspielt. Ich sag mal, im Schnitt kommen da 100 Leute unter der Woche, am Wochenende oder in gewissen Städten wie London halt mehr. Und die Leute verstehen Englisch und können deswegen mitsingen. Was wir oft bemängeln, ist die fehlende "Gastfreundschaft" für Bands, sprich kein Bier oder Essen oder Hotel usw. Das ist aber auch schon länger nicht mehr sooo schlimm. Bier gibt es immer, Essen manchmal, sonst halt buy-out und Pennplatz. Da haben wir halt mittlerweile ein Netzwerk aufgebaut und wissen oft schon, wo und bei wem wir unterkommen. Uns erging es gut, und damit war es eine gute Tour.
Wie sind die neuen Songs angenommen worden?
Wir spielten so fünf bis sechs neue und das war kein Problem, die wurden sehr gerne gehört.
Wenn ihr die Shows auf euren vielen Touren in vielen Ländern vergleicht, wo spielt ihr am liebsten?
Am liebsten da, wo viele Leute kommen, 'ne coole Bar vorhanden ist, wo die Zuschauer im Anschluss an unser Konzert noch gemütlich und zu guter Musik ein paar Biere zwitschern, der Schlafplatz gleich nebenan liegt, das Essen lecker war, der Veranstalter ein lustiger Musikfreak und nicht Geschäftsmann ist, die Stadt 'nen gut sortierten Plattenladen hat und die Leute kommunikativ aber nicht nervig und aufdringlich sind.
Wo habt ihr noch nie gespielt und wollt das dringend mal nachholen?
Australien? Zumindest kriegen wir sehr oft Anfragen von Leuten, die uns da gerne sehen wollen. Brasilien würde ich auch gerne mal hin.
Gibt es irgendeine Band, mit der ihr noch einmal zusammen spielen wollt?
Neben all den Bands, mit denen wir schon unterwegs waren und Freunde geworden sind, sag ich mal Gaslight Anthem oder Against Me. Und zwar weil ich deren Musik mag und ich ausprobieren möchte, ob deren Publikum auch unser Zeugs gut findet - was ich mir vorstellen kann.
Gibt es Unterschiede zwischen den Shows in eurer Heimat und in Deutschland?
Na ja, eigentlich nicht so wirklich, zumindest haben wir nie den Eindruck.
Kommen wir zu eurem neuen Album „After All”. Was habt ihr denn so alles hinter euch, auf was genau bezieht sich der Albumtitel?
Zum einen gibt es einen Song auf der Platte, der so heißt. Der setzt sich so ein wenig ironisch mit dem Thema auseinander "Bands, die es schon länger gibt und die immer noch das Gefühl haben, wichtig und gut zu sein", bzw. dass man als solche Band das Publikum halt irgendwie bescheißen kann. Jetzt alles aufzuzählen, was wir hinter uns haben, wäre einfach zu viel, aber bei mehr als 1000 Gigs an den unterschiedlichsten Orten gebe es viel zu erzählen. Es ist ja nicht so, dass wir eine Band sind, deren Karriere so gradlinig steigend ist. Sprich, wir spielen mal irgendwo vor 500 Leuten und dann am nächsten Tag vor 80. Da passiert immer wieder was Neues. "After All" bedeutet aber auch: Endlich ist das Album draußen, nach all den Wirren mit unserer Plattenfirma, bzw. deren Vertrieb, die es im vergangenen Jahr gab und die aller Nerven ganz schön strapaziert haben.
Insgesamt haben 15 Songs den Weg auf das Album geschafft. Warum habt ihr so viele Lieder ausgewählt, wenn doch vielen anderen Bands zehn oder gar weniger Songs reichen? Wie ist „After All“ entstanden?
„After All“ ist eine ziemliche "Aus dem Bauch heraus"-Platte. Ich hatte jeweils 'ne Idee und war mir irgendwie sicher, dass die gut ist. Ich kann mir vorstellen, dass die anderen beiden Peacocks manchmal gar nicht wussten, wie der Song am Ende klingen wird, aber ich hatte das Endprodukt jeweils schon in meinem Kopf.
Habt ihr im Vergleich zu den vergangenen Aufnahmen und Alben etwas verändert?
Oh ja, wir wollten zumindest das Grundgerüst aus Gitarre, Schlagzeug und Bass so direkt und rasch wie möglich live einspielen. Dabei haben wir meist die erste Idee genommen und nicht lange rumexperimentiert. Auch Fehler, die nicht sofort zu hören sind und dementsprechend nicht stören, haben wir auf der Scheibe gelassen. So klingt das Ganze frisch und munter, fast so, als wären wir eine neue, junge Band.
Wenn ihr „After All“ mit dem Vorgänger „Touch & Go“ vergleicht, wo seht ihr die größten Unterschiede?
Ich denke, „After All“ ist ein wenig straighter, frischer bzw. lockerer ausgefallen. Dazu klingt das neue Werk irgendwie roher, aber doch gemütlich. Wir sind froh, dass uns das Album so gelungen ist.
Euch gibt es nun gute 20 Jahre. Wenn ihr die Zeit Revue passieren lasst, hättet ihr im Nachhinein gerne etwas anders gemacht?
Im Prinzip wäre es vielleicht besser gewesen, wir hätten früher schon alles auf die Karte Musik gesetzt und nicht noch Zeit mit Ausbildungen, die uns eh nie mehr was bringen, vertändelt. Sonst? Es ist immer schwierig zu sagen, ob etwas anders besser gelaufen wäre, denn wir sind, was wir sind - und hätten wir dies und das anders gemacht, wären wir vielleicht jetzt nicht hier.
Was habt ihr als nächstes vor?
Och, das Übliche, Konzerte spielen, weitermachen und vor allem Aufpassen, dass uns die Freude am Ganzen nicht irgendwann flöten geht.
Hasu, Danke für das Interview!
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