Geschrieben von Montag, 13 Oktober 2008 18:03

Alghazanth – Interview mit Drummer Gorath Moonthorn




 

 

 

 

Trotz der relativ kleinen Einwohnerzahl fördert Finnland eine Unzahl an musikalisch versierten Bands zutage. Natürlich spreche ich hier von meist harter, dunkler Musik, die aber auch in anderen Landen Gehör findet. Wir haben der Truppe ALGHAZANTH, die mit ihrem melodiösen Black Metal schon einige Scheibchen produziert haben, einmal auf den Zahn gefühlt.

Servus! Wie geht’s euch? Gibt es schon Schnee in Finnland?

Salve. Uns geht’s ganz gut, danke der Nachfrage. Es gibt hier aber noch keinen Schnee; nächsten Monat werden wir vielleicht den ersten zu Gesicht bekommen. Sonst ist hier grade Herbst und es ist halt ein bisschen düster. Allerdings ist das auf seine Art auch sehr schön.

Anfang Juni hat euer neues Album „Wreath Of Thevetat“ die Welt erobert. Wie war das Medien-Echo? Seid ihr zufrieden damit?

Ja, wir sind durchaus zufrieden. Es gab nicht sehr viele Interviews mit ausländischen Medien, aber einen Haufen an Rezensionen des Albums im Internet. Ich weiß jetzt nicht genau, was in allen Magazinen ablief, aber hier in Finnland, muss ich sagen, war ich mehr als zufrieden. Wir kamen sogar auf das Cover des Miasma Magazins (finnisches Blatt für die härtere Metal-Szene) mit einem vierseitigen Interview dazu. Das ist etwas, was uns vorher noch nicht passiert ist.

Darf ich fragen, was der Titel des Albums bedeutet? Ich konnte es nicht herausfinden.

Das ist ein bisschen komplexer, muss ich zugeben. Ich persönlich bevorzuge vielschichtige Titel, da sie für jeden mehr Raum lassen, es individuell zu interpretieren. Kurz gesagt ist der Titel eine Metapher für das Streben nach einer Art Gottheit, welche in einem schlummert oder schon erwacht ist, angezogen von der ‚Nachtseite’ der Existenz.
Thevetat war König von Atlantis, und ihm war die Fähigkeit angeboren, Meister der Magier dieses Reiches zu sein, um diese auf den ‚Linken Pfad’ zu führen. Das Wort „wreath“ weist auf die Überlegenheit und Dominanz hin, und im Kontext des ganzen Titels symbolisiert es die Legende, die Thevetat hinterlassen hat für diejenigen, die ihm auf die Schattenseite folgen wollen.

Wo wir gerade dabei sind, kannst du vielleicht kurz etwas zu dem Inhalt der Lyrics sagen oder ein paar Beispiele geben?

In den Texten des Albums sind ziemlich viele verschiedene Themen versteckt, wie die eigene Initiation, mit dem Geist in eine Sache einzutauchen, satanische Hingabe, das Ende aller Existenz und so weiter. Die Gegenstände der Lyrics variieren ziemlich stark, aber was sie alle verbindet, ist der Klang, in dem sie geschrieben sind.
Wie auf den Vorgängeralben ist auch das Neue eine Zusammenfassung dessen, was mir durch den Kopf ging und was für Erfahrungen ich gemacht habe, als wir an dem gesamten Material für das Album arbeiteten. Songtexte schreiben ist meine Art, meine Gedanken zu verarbeiten und ein Kanal, um mein Glaubenssystem in einer abstrakten Art und Weise darzustellen. Damit kann ich mehr Sinn in mein verborgenes Ich bringen. Und diese dunkle, geheimnisvolle Seite von mir findet ihre Wurzeln in dem fruchtbaren Boden des Satanismus; das ist es, worauf alle Texte basieren. Die Farben mögen variieren, aber das Gemälde bleibt das gleiche.

Sommerzeit ist Live-Zeit. Wart ihr auf den Bühnen von Festivals oder einer Tour? Oder was habt ihr in dieser Zeit gemacht?

Wir haben in diesem Sommer nur einen Gig gespielt, und das war in dem Afterparty Club des Tuska Festivals zusammen mit ENOCHIAN CRESCENT und HORNA. Der Sommer ist für uns als Band immer eine eher inaktive Zeit (wenn man mal den letzten Sommer außer Acht lässt, in dem wir das meiste dieses Albums aufgenommen haben), so dass wir unser Hauptaugenmerk darauf richten, als zahlende Gäste Festivals beizuwohnen. Wir tendieren immer mehr dazu.
Ich meine, der Sommer ist solch eine hektische und übermäßig energievolle Zeit, in der es schwierig ist, sich vollständig auf Dunkles oder Böses zu konzentrieren, wenn alles um dich herum vor Positivität nur so strahlt und die Natur und Menschen ach so ‚lebendig’ sind. Das passt aber auch in gewissem Sinne, um eine Balance zu bekommen. Deshalb ist Dekadenz der Hauptbegriff für unser Lager in der Sommerzeit.

Als ich ein paar Infos über ALGHAZANTH herausfinden wollte, habe ich bemerkt, dass ihr kein Profil bei MySpace habt. Ihr bestätigt das auch auf eurer Homepage. Warum ist euch das wichtig?

Wir wollen ganz einfach kein Teil dieses MySpace-Phänomens sein, weil wir es als unnötig und unbrauchbar für uns ansehen. Die Leute können ja ganz einfach auf unsere Webseite kommen, wo sie alle Infos finden, die neuesten News und sie können unsere Songs per Stream in dem Player der Seite anhören. Warum sollen wir also zusätzlich einen MySpace-Account haben? Der einzige ‚Bonus’ wäre unerwünschte Werbung und solcher Kram. Also, was bringt’s?
Der Grund, weshalb wir ein Statement auf unserer Webseite haben ist der, dass es eine unautorisierte MySpace-Fanpage gibt, die die Leute missverständlicherweise als offizielle Seite sehen und immer wieder versuchen, uns darüber Nachrichten zu schicken. Deshalb wollten wir diese Sache klären.

Alle Mitglieder von ALGHAZANTH sind auch noch in anderen Bands involviert. Ist das nicht schwierig, so zwischen den Bands zu springen?

Das stimmt so jetzt nicht. Nur ich und Goat Tormentor (v./b.) sind neben dieser noch in anderen Bands. Thasmorg (g.), Grimort (g.) and Ekholm (synth.) spielen nur in ALGHAZANTH.
Die andere Band, in der ich bin, probt nur ein- bis zweimal im Jahr, und wir spielen keine Gigs mit dieser Truppe, so dass es nicht meine Arbeit mit ALGHAZANTH in irgendeiner Weise ‚stört’.
Goat Tormentor ist ziemlich beschäftigt mit seiner anderen Band, da sie ziemlich oft und ausführlich touren und häufige Einzelkonzerte haben. Das ist allerdings kein Problem für uns, denn wenn er mit den Aktivitäten der anderen Band beschäftigt ist, proben wir oder schreiben neues Material ohne ihn. Natürlich kann einen das behindern, wenn man in zwei Bands ist und beide live spielen wollen, aber das ist nicht das größte Problem mit ALGHAZANTH, da wir ohnehin nicht sehr viele Gigs spielen. Da gab es nur einmal den Fall, dass wir einen Gig absagen mussten, weil Goat Tormentor mit seiner anderen Band zeitgleich in Deutschland unterwegs war. So kann man sagen, dass das keine komplizierte Situation für uns ist.

Da ihr also teilweise noch in anderen Bands mitmacht, stellt sich mir die Frage, ob ihr von den Verdiensten eurer Musik leben könnt? Oder habt ihr noch andere Jobs zum Überleben?

Selbst wenn wir alle in sagen wir drei Combos, die ALGHAZANTH ähnlich sind, spielen würden, könnten wir keine Monatsmiete von den Einnahmen eines ganzen Jahres bezahlen. Das sollte als Hinweis genügen, wie „wohlhabend“ man werden kann, wenn man in einer Band zockt, die solche Randgruppen-Musik macht, haha! Vielleicht haben wir das Ganze auch nicht richtig kapitalisiert...
Aber mal ernsthaft, es gibt wirklich keine Möglichkeit, mit solcher Art von Musik den Lebensunterhalt zu bestreiten, und deshalb haben wir natürlich alle normale Jobs. Natürlich wäre es genial, wenn man sich darauf konzentrieren könnte, was man am liebsten macht, aber das ist in unserem Fall eben nicht möglich. Aber das ist auch perfekt so, denn so gehen Geld und Kunst getrennte Wege. Weißt du, man ist so auch keinem Zwang ausgesetzt, kreativ sein zu müssen, um leben zu können.

Da ihr nun vielfach beschäftigt seid, wie läuft das ab, wenn ihr neue Songs schreiben wollt?

Selbst wenn wir richtig beschäftigt wären, was wir grundsätzlich nicht sind, wäre es nur eine Sache der Prioritätensetzung. Du kannst immer Zeit finden für das, was dir wirklich wichtig ist.
Was den konkreten Komponier-Prozess betrifft, so nimmt dies nicht so viel Zeit ein. Wenn die Inspiration kommt, schafft man am meisten. Ich persönlich setze mich nicht einfach an den Schreibtisch und beginne, Texte zu schreiben. Ich mache das besser irgendwo in passenden Momenten. Dann muss ich nur noch das Rohmaterial in eine ordentliche Fassung bringen wenn ich nach Hause komme oder wenn ich einen geeigneten Platz dafür finde. Was die Musik betrifft, läuft es eigentlich immer gleich ab: Erst kommt jemand mit einem Haufen Riffs an oder einer Anfangs-Version eines Songs von zu Hause, und wir vervollständigen das Ganze im Proberaum.

Welche musikalischen Pläne habt ihr für das nächste Jahr?

Wir werden weiter an neuem Material für unser sechstes Album arbeiten, und wir spielen hier und da ein paar Gigs. So machen wir hauptsächlich das, was wir schon die ganze Zeit machen. Das hält uns am Leben und es macht uns Spaß.

Vielen Dank für das Interview! Gibt es noch etwas, was du loswerden willst? Hier ist noch etwas Platz dafür.

Danke für das Interesse und eure Unterstützung! Die Leser da draußen, die noch nicht mit einem ALGHAZANTH-Album in Berührung kamen, möchte ich eindringlich bitten, sich in die Klangwelt von „Wreath Of Thevetat“ zu begeben. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ihr dort finden werdet...
Ecrin Saitan!

http://www.alghazanth.com