Geschrieben von Donnerstag, 08 Januar 2009 00:00

Devian - Interview mit Sänger Erik 'Legion' Hagstedt

Wenn DEVIAN von ‚deviant' ableitbar ist, heißt es etwa ‚von der Norm abweichend'. Da sich in dieser schwedischen Metal-Truppe unter anderem ehemalige Mitglieder von MARDUK tummeln, würde ich sagen, dass der Name in gewisser Weise zutrifft, denn für den Ottonormalverbraucher ist diese Musik doch zu hart. Uns ist jedoch nichts zu hart, und so könnt ihr hier Neues erfahren über alte Beziehungen, das zweite Album von DEVIAN und warum Metal-Hörer irgendwie anders sind.

Hi Legion, wie geht's euch? Versinkt ihr im Schnee?

Hey! Hier ist alles super, danke. Wir hatten letzten Freitag [19.12.2008] unsere Releaseparty, die echt irre war. Wir verbrachten eine Stunde und fünfundvierzig Minuten auf der Bühne, und die Party danach hörte erst sieben Uhr morgens auf und fing drei Stunden später wieder an, hahaha. Ich war ein lallendes Wrack, als ich am Samstagabend um acht ins Bett ging. Das war eine tolle Sache!
Schnee haben wir im Moment nicht, wo ich gerade die Fragen beantworte. Wir hatten schon ein paar weiße Tage, aber jetzt sieht es wieder aus wie im Herbst... verdammt!

Als du vor ein paar Jahren MARDUK verlassen hast, wolltest du da zuerst aus der Musik aussteigen, oder gab es da sofort die Idee zu einer neuen Band?

Um die Wahrheit zu sagen: Ich kann mich gar nicht richtig daran erinnern. Ich wollte wirklich aus der Band austreten und eine Pause machen. Aber manchmal musst du dich dann auf etwas völlig anderes konzentrieren, um wieder einen klaren Geist zu bekommen; ich hatte da keine Kreativität für Musik übrig. So steckte ich all meine Energie ins Tattoo-Stechen und Herumhängen in der Bikerszene, da dort überall klasse Jungs sind, die einen ähnlichen Spirit haben wie Metalheads. Allerdings wusste ich, dass ich wieder etwas machen wollte, und die einzige Person, mit ich etwas machen wollte, war Emil [Emil Dragutinovic, Ex-Drummer von MARDUK]. Deshalb blieben wir in Kontakt und verfeinerten unsere Ideen, bis man aus ihnen etwas Gescheites machen konnte.

Hast du noch Kontakt zu deiner alten Combo?

Nein. Wenn ich zufällig Morgan oder Devo treffe [Morgan "Evil" Steinmeyer Håkansson, Magnus "Devo" Andersson, Gitarrist und Bassist bei MARDUK], sage ich natürlich ‚Hallo'. Ich habe auch letzten Sommer mit Mortuus [Daniel "Mortuus" Rosten, aktuell Sänger bei MARDUK] zusammen einen getrunken, denn er ist ein wirklich cooler Typ. Ich wünsche Ihnen allen das Beste für die Zukunft.

In dieser kurzen Zeit eurer Existenz hat sich der Bandname schon von ELIZIUM in DEVIAN gewandelt. Warum?

Ja, richtig. Emil kam mit dem Namen ELIZIUM an, und zu der Zeit passte das auch. Aber so wie sich die Musik geändert hat, so auch der Name, wobei wir außerdem festgestellt haben, dass einige andere Bands schon diesen Namen verwenden und wir ihn ändern wollten, bevor wir von einem Label genommen werden. Ich wollte uns „Ninewinged Serpent" nennen, aber damit war keiner einverstanden, haha. Ich hatte noch einen alten Song herumliegen, der „Devian" hieß und aus dem bisher nichts wurde, und als ich das vorschlug, fanden die anderen den Namen cool und so nahmen wir ihn.

"God To The Illfated" ist schon euer zweites Album. Habt ihr da ein paar alte Ideen realisiert, die ihr auf Lager hattet, oder seid ihr einfach schnell und kreativ?

Wir haben noch ganze Bibliotheken mit alten Riffs, die wir eines Tages noch verbraten können, was wir dieses Mal aber nicht machen mussten. Alles lief ziemlich schnell, und jeder von uns steuerte etwas von seiner kreativen Seite bei, wodurch die Songs ziemlich flott entstanden sind. Wir haben sogar schon wieder fünf Stücke für die dritte DEVIAN-Scheibe. Wir wollen es so halten, wie es die großen Acts der alten Zeit getan haben, wie z.B. BLACK SABBATH oder IRON MAIDEN, bei ihrer Intensität der Touren und den Veröffentlichungen. Heute gibt es so etwas wie in der alten Schule nicht mehr.

In deinen Worten: In welche Richtung hat sich DEVIAN musikalisch vom ersten zum zweiten Album entwickelt?

Dieses Mal ist alles besser auf den Punkt gebracht, würde ich sagen. Wir wissen besser, wer wir sind und wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Durch ‚Trial and Error', eine Menge Proben und da wir uns immer besser kennen, haben wir die Songs in immer bessere Songs verwandelt.
Wir haben uns dazu entschieden, dass wir keine Band sein wollen, bei der man sagen kann: „Oh, die haben aber einen Wahnsinns-Schredderer an der Gitarre" oder was auch immer, scheiß drauf. Wir wollen eine Band sein, die in erster Linie dem Zuhörer einen mächtigen Metal-Arschtritt gibt und Spaß macht, während wir nicht schlechte Riffs mit einem Drum- oder Gitarren-Clinic vertuschen wollen, wie andere das machen. Technik ist nur dazu gut, um Emotionen zu übersetzen, die du in deiner Musik ausdrücken willst.

Was bedeutet der Titel eures aktuellen Albums ('God To The Illfated')? Hat das etwas mit dem Inhalt im Allgemeinen zu tun?

Ja, es ist ein guter Überbegriff für alles auf der Platte. Es geht um entfesselte Kräfte, Schönheit im Hässlichen, Ausgestoßenes, das nicht mehr zurückkehrt, und das Wagnis anders zu sein, ohne sich dafür zu entschuldigen. Wie die Metalszene eben ist: Sie ist ein Hafen für merkwürdige Geister, doch sie ist auch der größte Sündenbock für empörte Politiker und clevere Chefs des Gemeinwesens, die einen Namen suchen für das, was in der Gesellschaft falsch ist und bekämpft werden muss.
„SLAYER treiben ein Kind in den Selbstmord", „MARILYN MANSON bringt ein Kind zum Amoklaufen in der Schule", ja sicher. Wo waren denn die Eltern, diese Vollidioten?! Wenn wir also alle die vom bösen Schicksal Verfolgten (‚illfated') sind, ist die Musik des Metal unser Gott, es ist die Kraft, die uns durchfließt, zusammenschweißt und das Feuer schürt. Das ist eine offene Meinung dazu, die du gerne übernehmen kannst; das ist es eben, worüber ich gerne schreibe.

Ihr kombiniert verschiedene Stile in eurer Musik. Wie würdest du sie einer Person beschreiben, die euch vorher noch nie gehört hat?

Metal. Wir mögen es nicht, Metal in diese und jene Nischen einzuteilen. Der Hauptgrund meines Ausstiegs bei MARDUK war, dass wir dahindümpelten in einem selbst gebauten Gefängnis des Songwritings. Wir lassen uns jetzt nur inspirieren von dem, was uns bewegt. Und das sind eben Teile von allem, was wir gerne hören und spielen.

Das neue Jahr liegt vor uns. Was strebt ihr in den nächsten zwölf Monaten an mit DEVIAN?

So viel Touren wie möglich und das nächste DEVIAN-Album aufnehmen. Wenn wir noch das Konzept hinsichtlich der Musik, Texte und Layout ausweiten und verbessern können, das wäre super.

Vielen Dank für das Interview. Gibt es noch was zu sagen?

Schöne Ferien euch allen! Seasons bleedings haha!

Link: http://www.devian.se