Geschrieben von Dienstag, 21 November 2017 12:55

Lionheart im Interview - "Ich hasse die modernen Hardcore Bands!"

Lionheart Lionheart

Die Erleichterung von Seiten der Fans ist groß. Nach der Trennung 2016 sind LIONHEART nun doch wieder zurück im Game. Gitarrist Evan Krejci und Jay Scott (Schlagzeug) verraten uns den wahren Grund für den Split und sprechen darüber, warum sie moderne Hardcore Bands so gar nicht ausstehen können.

Als Ihr Euch letztes Jahr entschieden habt, aufzuhören, begründetet Ihr die Entscheidung damit, dass Ihr inzwischen zu alt seid, Familien und Jobs habt. Jetzt – nur ein paar Monate später – seid Ihr wieder zusammen. Zählen die Trennungsgründe nicht mehr?

Evan: Wir werden in Interviews jetzt natürlich dauernd gefragt, warum wir jetzt doch wieder Musik machen. Das war halt einfach eine Fehlentscheidung, damit aufzuhören. Ich muss aber auch dazu sagen, Rob – unser Sänger – hat ja nie damit aufgehört, Musik zu machen. Er hat kontinuierlich Songs geschrieben und stellte dann fest, dass es keinen Sinn macht, ein neues Bandprojekt zu starten, weil die Musik nach LIONHEART klingt.

Okay, es war eine Fehlentscheidung. Bedeutet das denn jetzt, dass Ihr Eure regulären Jobs wieder an den Nagel gehängt habt?

Jay: Also, ich habe die ganzen Zeit immer gearbeitet. Es gibt, glaube ich, keinen Job, den ich nicht gemacht hätte. Mir war nur wichtig, dass sie mich über Wasser gehalten haben und es möglich war, zwischendurch auf Tour zu gehen. Jetzt – mit 28 Jahren – habe ich mich entschieden, wieder zur Schule zu gehen. Rob (Watson – Lionheart Sänger, Anm. d. Red.) geht an die Uni.

Jungs, worauf ich hinaus will, ist: Es gab ganz offensichtlich andere Gründe für Eure Trennung als die, die ihr genannt habt. Ist doch so, oder?

Evan: Wir waren einen Monat lang kontinuierlich auf Tour zusammen. Das war einfach zu viel. Wir wären uns fast an die Gurgel gegangen. Die Chemie stimmte einfach nicht mehr.

Jay: Das kennt man ja von Beziehungen. Manchmal braucht man einfach eine Pause, um über alles noch mal nachzudenken und dann ist man wieder zusammen.

Evan: Na ja. Wenn ich einer Frau sage, ich will sie erst mal nicht mehr sehen, dann heißt das eigentlich, dass ich sie NIE wieder sehen will und nicht nur einen Monat lang nicht … (lacht)

Jay: Okay, da hast du recht. In Beziehungen ist das anders. Da lässt man sich in der Zeit auch das Tattoo mit dem Namen der Freundin entfernen. (lacht)

Evan: Genau. Aber was die Band betrifft: Wir haben einfach gemerkt, es fehlt etwas, wenn wir keine Musik mehr machen und nicht mehr auf Tour gehen. Das ist wie eine Sucht, man kommt nicht davon los.

Jay: Das habe ich auch bei jedem Job gemerkt, den ich jemals gemacht habe – egal, wie geil der auch war, es kommt einfach nichts an dieses Gefühl heran, auf einer Bühne hinter meinem Schlagzeug zu sitzen und zu spielen. Das ist einfach mein Ein und Alles.

Das ging bei Euch zuletzt ja auch Schlag auf Schlag: Zack, neues Album raus und im nächsten Moment seid ihr schon auf Tour. Da könnte der ein oder andere jetzt denken, das ist ein Marketing Move.

Jay: Das Album war schon vor der Trennung so gut wie fertig. Wir haben bloß gedacht, dass wir es wohl nie veröffentlichen werden. Und das mit der Tour war Zufall – die Jungs von NASTY haben uns gefragt, ob wir Lust hätten, mitzukommen.

Evan: Wir haben erst gezögert, ob wir das wirklich tun sollten, weil wir einfach Angst vor der Reaktion der Leute hatten. Es ist uns wirklich unangenehm – erst die Trennung und dann sind wir plötzlich wieder da. Aber zum Glück reagieren die Fans bis jetzt positiv. Sie singen immer noch jeden Song mit.

Warum ist Rob eigentlich nicht zum Interview erschienen?

Evan: Der ist im Fitnessstudio, dieser Psycho. (lacht)

In dem Song „Cursed“ spricht er darüber, fünffach niedergestochen worden zu sein. Was war da los?

Evan: Das ist eigentlich eine alte Geschichte. Er hat uns die mal erzählt. Er ist mit 17 Jahren nach einer Show in Pennsylvania, wo er ja herkommt, niedergestochen worden.

Und wie kam es dazu?

Evan: Es ist einfach ein üble Gegend. Er hat sie uns mal gezeigt. Nachts gibt’s dort keine Straßenlaternen und es laufen dort sehr zweifelhafte Gestalten herum ...

In seinen Texten kommt auch öfter mal das Thema Depressionen vor ….

Jay: Ja, das ist so. Ich kenne solche Tiefpunkte auch. Wer kennt das nicht?

Evan: Rob ist einfach ein Storyteller. Aber alles, worüber er schreibt, ist das, was er wirklich fühlt und erlebt hat. Es ist das, was ihn beschäftigt. Das ist der Unterschied zwischen LIONHEART und der modernen Hardcore-Szene: Rob versucht nicht so zu tun, als wäre er ein harter Kerl, sondern er singt über realen Scheiß.

Er hat sich ja auch neulich in einem Interview darüber aufgeregt, dass es in der Hardcore-Szene nicht mehr viel Ehrlichkeit gibt.

Evan: Und damit hat er sowas von recht! Mann, ich darf gar nicht damit anfangen, dann rege ich mich nur wieder auf. Seit Jahren geht mir das schon auf den Sack. Ich hasse die moderne Hardcore-Szene!

Oh, das ist ja offenbar genau Dein Thema, Evan …

Evan: Ich will ja eigentlich nicht zu viel sagen, aber wenn ich mir diese neuen Bands ansehe – die sind einfach überhaupt nicht mehr authentisch! Die singen über Dinge, von denen sie gar keine Ahnung haben. Bei uns ist alles real. Das kann man gar nicht vergleichen. LIONHEART ist das, was ich unter echtem Hardcore verstehe.

Ein schönes Schlusswort. Danke für das Gespräch!

Manuela

Stile: Metalcore, Heavy Metal, Deathcore, 90s, Rock

Bands: Too Close To Touch, Eminem, Chelsea Grin, Boysetsfire, Ugly Kid Joe, Bring Me The Horizon, A Day To Remember, Parkway Drive