Geschrieben von Montag, 20 Mai 2019 22:19

Waste Of Space Orchestra im Interview: "Die Leute haben mit Ehrfurcht zur Bühne geschaut"

Das WASTE OF SPACE ORCHESTRA ist speziell für das ROADBURN FESTIVAL entstanden und besteht aus den beiden finnischen Bands ORANSSI PAZUZU und DARK BUDDHA RISING. Die einmalige Show gibt es jetzt als Studioversion, man kann also auch zu Hause mit offener Kinnlade dasitzen und staunen, was für eine finstere, intensive und progressive Achterbahn „Syntheosis“ geworden ist. Wir haben Bassist Toni Hietamäki (Stammband: ORANSSI PAZUZU) und Vokalist/Gitarrist Vesa Ajomo (Stammband: DARK BUDDHA RISING) ein paar Fragen dazu gestellt.

ORANSSI PAZUZU und DARK BUDDHA RISING: Beide Bands kommen aus Finnland und beide erforschen die dunkleren Seiten harter Musik. Ich nehme an, dass ihr euch schon vor dem Projekt WASTE OF SPACE ORCHESTRA kanntet. Wie war eure Beziehung und wie hat sie sich durch das Projekt verändert?

Toni: Wir sind seit Jahren befreundet. Einige Zeit, nachdem beide Bands ihre Debüts veröffentlicht hatten, trafen wir Vesa und begannen, zusammen abzuhängen. Das führte zu Jam-Sessions und irgendwann fragten uns die Jungs von DARK BUDDHA RISING, ob wir mit ins „Wastement“ einziehen wollen – das ist unser gemeinsames Proberaum-Kollektiv samt Studio.

Wie ist die Idee einer speziellen Performance beim ROADBURN FESTIVAL entstanden? Wart ihr daran beteiligt?

Toni: Walter, der Mann hinter dem Roadburn-Festival, hatte gefragt, ob wir für das Festival eine Auftragsarbeit rund um das Wastement-Kollektiv machen wollen. Nachdem wir mit ein paar Ideen rumgespielt hatten, entschieden wir uns, dass beide kompletten Bands daran beteiligt sein sollten. Da es auch um Visualisierungen der Story ging, haben wir noch Kalle Erik Kosonen für ein begleitendes Video beauftragt.

Wie war es, in diesem großen Kollektiv zu arbeiten, vor allem im Vergleich zu euren Stammbands? Gab es ein Mastermind, oder war der Prozess eher demokratisch?

Toni: Der Prozess war ziemlich demokratisch. Mein Job war es, alles in eine gemeinsame, musikalisch und künstlerisch einheitliche Richtung zu steuern, die wir mit dem Konzept und der übergeordneten Dramaturgie schon ausgearbeitet hatten. Tatsächlich hatte jeder großen Einfluss darauf, wie das ganze Ding letztlich klingen würde. Einer meiner liebsten Aspekte des Albums ist, wie jeder der Gruppe es hinbekommen hat, seine Fingerabdrücke darauf zu hinterlassen. So ist es eben nicht nur die Vision eines einzelnen oder einiger weniger Personen.

Wie ist das Konzept von “Syntheosis” entstanden?

Toni: Zuerst spielten wir mit ein paar rohen, konzeptuellen Ideen herum, in welche Richtung es gehen soll. Das nahm ich als Basis für eine Dramaturgie und ein kurzes Skript. Das wurde das Konzept und steuerte im Laufe des Prozesses bestimmte Aspekte unserer Truppe an die richtigen Stellen.

Also stand das Konzept vor der Musik fest?

Toni: Technisch gesehen ja. Aber es gibt auch Elemente der Musik, die vorher schon einfach so entstanden waren und nachher ihren Platz gefunden haben.

Wie lange habt ihr gebraucht, das Material zu schreiben und zu proben?

Vesa: Dafür haben wir mehr oder weniger acht Monate gebraucht.

Erzählt mir von der Performance beim ROADBURN FESTIVAL. Wie war’s?

Vesa: Direkt vor der Show war die Atmosphäre ein bisschen angespannt, wir waren nervös. Aber das geht alles vorbei, sobald du auf die Bühne kommst und den Verstärker anstellst: Dann gibt es keinen Ausweg mehr, du kannst nur das tun, was von dir erwartet wird. Wir hatten ziemlich viel geprobt, ich persönlich konnte daher einfach die Reise genießen. Das war jedenfalls einer dieser Gigs, die ich nie vergessen werde. Für uns alle hat das die gemeinsame Basis gestärkt und uns gezeigt, wozu wir in der Lage sind.

Wie waren die Reaktionen des Publikums?

Vesa: Während einer Show schaue ich nicht großartig ins Publikum. Aber wenn ich mal geschaut habe, habe ich eine volle Halle gesehen, die mit einer Art Ehrfurcht auf die Bühne und die Leinwand geschaut hat. Ich denke, den meisten hat die Show gefallen.

ORANSSI PAZUZU und DARK BUDDHA RISING sind düster und auf gewisse Art bedeutsam benannt. WASTE OF SPACE ORCHESTRA klingt eher, als wäre es nicht ganz ernst gemeint … Oder hat der Name eine Bedeutung, die ich nicht verstehe? 

Vesa: Kommt drauf an, wie du den Namen interpretierst. Also, wenn du „Space“ als das Universelle des Alls oder so siehst. Der Ausdruck „waste of space“ begleitet uns schon eine ganze Weile. Er ist die Essenz unseres Proberaum-Kollektivs und dessen, was wir dort kreieren. Man kann den Namen eben auf ganz unterschiedliche Arten interpretieren.

War von Anfang an klar, dass es auch eine Studioversion von “Syntheosis” geben wird?

Vesa: Nein, aber es wurde uns während des Entstehungsprozesses schnell klar, dass es sein muss. 

Gibt es eine Chance, „Syntheosis“ noch einmal live zu sehen?

Vesa: Wir werden „Syntheosis“ noch einmal beim Sideways Festival in Helsinki performen (vom 6. Bis 8. Juni 2019, Infos gibt’s hier – Anm.d.Red.). Weitere Pläne gibt es nicht.

Wollt ihr als WASTE OF SPACE ORCHESTRA oder in einer anderen Konstellation eurer Bands noch mehr Musik machen?

Vesa: Das wird die Zeit zeigen. Allerdings hat „Syntheosis“ so viel Spaß gemacht, dass mir kein Grund einfällt, es nicht zu tun.