Matthias R

Lamb_Of_God_1

19.02.2010 - Konzertabende, an denen ich von keiner der auftretenden Vorgruppen bis dato je etwas gehört hatte, sind mittlerweile selten geworden. Meistens sind mir zumindest die Bandnamen ein Begriff. Doch nicht so heute, was mit Sicherheit auch an der Zugkraft des Headliners LAMB OF GOD und der Größe der Location liegen dürfte. So haben sich die Arschtritt-Qualitäten der Amerikaner hierzulande wohl immer noch nicht weit genug herumgesprochen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum der heutige Veranstaltungsort, die relativ kleine Club-Disko Zapata in Stuttgart-Bad Cannstatt, nicht ausverkauft werden konnte. Zumindest war noch wenige Tage vorher ein ausreichendes Kartenkontingent bei den bekannten Vorverkaufsstellen verfügbar.


05-MachineHead

Dies würde kein normaler Abend werden, so viel war bereits vor Beginn der Veranstaltung klar. Denn ursprünglich sollten sich neben MACHINE HEAD, dem Hauptact des Abends,  auch noch die Bands ALL SHALL PERISH und vielmehr HATEBREED ein Stelldichein in der Stuttgarter Schleyerhalle geben. Erstere wurden im Vorfeld komplett aus dem Lineup der „The Black Procession“-Tour gekegelt, wobei mir die Gründe hierfür nach wie vor unbekannt sind. Die Absage von HATEBREED kam jedoch aus heiterem Himmel erst wenige Tage vor Tourbeginn. Sänger Jamey Jasta musste sich einer Zahn-OP unterziehen, weshalb die ersten drei Haltestellen der schwarzen Prozession – namentlich Stuttgart, Wiesbaden und Hamburg – ohne die Hardcore-Metal-Legenden angesteuert werden mussten.
Stattdessen holte man kurzerhand CALIBAN als Ersatz mit an Bord, die sich bis vor Kurzem ebenfalls unter den Fittichen von Roadrunner Records befanden. Aus vier Bands wurden somit nur noch drei, und aus HATEBREED wurden CALIBAN.


27.01.07 - Der große Tag ist gekommen, auf nach Wiesbaden! Scheiß auf Wind und Wetter, heute wird gerockt! Noch dazu, wenn man ein Interview mit dem Gitarristen Joel Stroetzel führen darf, auf das ich an dieser Stelle verweisen möchte. Dies sollte ursprünglich am 29.01. auf dem Konzert in Stuttgart stattfinden. Aufgrund der erneuten Rückenverletzung von Gitarrist Adam Dutkiewicz wurde dieses jedoch abgesagt, um am gleichen Tag die Show in London nachholen zu können. Als Aushilfsgitarrist konnte man Peter Wichers (Ex-SOILWORK) engagieren. 


11.05.2007 - Eines war bereits vor Beginn des ausverkauften Konzertes im Wiesbadener Schlachthof klar: dies würde für viele Konzertgänger und Fans der Post-Hardcore-Band aus Newark (Delaware, USA) ein denkwürdiger Abend werden. Schließlich war zu diesem Zeitpunkt ihre Auflösung längst beschlossene Sache - und die Bandmitglieder wären schon lange in ihrem wohlverdienten Urlaub, oder sie hätten sich bereits ihren neuen Projekten gewidmet, wenn sich Gitarrist Josh Latshaw nicht während der eigentlichen Abschiedstour Ende vergangenen Jahres bei einem metertiefen Sturz auf einer Baustelle lebensgefährlich verletzt hätte. Diagnose: Genickbruch und ein Lungenkollaps. Die weiteren Shows wurden mit einem Ersatzgitarristen fortgesetzt. Doch so wollte man das Kapitel BOYSETSFIRE natürlich nicht beenden. Gerüchte besagten, dass es noch zu ein paar letzten Konzerten kommen könnte, die im März von Josh auf der Bandhomepage bestätigt wurden, der sich mittlerweile wieder auf dem Weg der Besserung befand. Eine letzte Europatour sollte es geben, sowie eine finale Show in Trocadero (Philadelphia, USA). Das Konzert in Wiesbaden war nun der Auftakt.

Gegen 19:30 Uhr begann der Auftritt der ersten Supportband des Abends, THE BLACKOUT ARGUMENT. Der deutsche Fünfer konnte von Beginn überzeugen und bot Emocore vom Feinsten. Mit ihrem eine gute halbe Stunde dauernden Programm wusste die Band durchaus zu begeistern, auch wenn sie nur wenigen Leuten im Publikum ein Begriff gewesen sein dürfte. Zurecht dankte es ihnen die Menge in den Pausen mit viel Applaus. Der Abend fing also bereits stimmungsvoll an.
Der zweite Supportact, DEAR TONIGHT, traf ebenfalls mit seiner Mischung aus Hardcore und Punk den Geschmack des Publikums, auch wenn der Stil der New Yorker Jungs bei Weitem nicht so eingängig ist, wie der ihrer Vorgruppe. Mittlerweile war auch die Halle so gut wie gefüllt. Der Auftritt von DEAR TONIGHT war erneut nach einer weiteren guten halben Stunde vorüber und der Hauptact des Abends an der Reihe.

Gegen 21:30 war es dann soweit, BOYSETSFIRE betraten die Bühne, nachdem das Publikum zuvor bereits diversen Bandmitgliedern beim Stimmen ihrer Instrumente zusehen durfte. Ihr Opener "Release the Dogs" definierte zugleich das Motto dieses Abends: Lasst die Hunde los! Und kaum waren die erstmal losgelassen, ging es in der Menge vor der Bühne auch schon mächtig hoch her. Ein wahrlich treffender Einstieg also. Die ersten Bierbecher flogen auf die Bühne und tränkten mit ihrem Inhalt den Boden, was Sänger Nathan jedoch nicht allzu lustig fand. Immerhin hatte sich Gitarrist Josh eben erst von seinem Genickbruch erholt, nicht auszudenken, wenn er in einer solchen Bierlache ausgerutscht wäre.
Doch eine freundliche Bitte an die Fans reichte, und es ward kein weiterer fliegender Becher mehr gesehen.

Es folgte ein bunter Mix aller Hits ihrer letzten drei Alben. Auf neuere Songs wie "Requiem", "Final Communiqué", "Walk Astray" oder meinen persönlichen Favorite "Empire" musste das Publikum genauso wenig verzichten wie auf ältere Songs. Angefangen von "My Life In The Knife Trade" oder "Still Waiting For The Punchline" vom 2000er-Album "After The Eulogy", mit dem ihnen damals der große Durchbruch gelang, über "Handful Of Redemption" vom Nachfolger "Tomorrow Come Today". Aber es gab auch das eine oder andere weniger bekannte Stück zu hören.
In den Pausen hielt sich Sänger Nathan dieses mal mit politischen Äußerungen zum aktuellen Weltgeschehen zurück, stattdessen ergriff auch "Sorgenkind" Josh einmal das Wort. Angesichts des nahenden Endes gab es viele Danksagungen, aber auch eine Ankündigung, bei dem einige Fans hellhörig geworden sein dürften: Das ganze Konzert über waren Kameraleute im Einsatz, um das Geschehen in Bild und Ton festzuhalten. Genauso wird es wohl auch noch bei den kommenden Gigs sein. Im Anschluss an die Tour wird daraus eine umfangreiche DVD gebastelt, die es dann irgendwann zu kaufen geben wird. Womöglich war das der Grund, warum sich manch ein Fan umso mehr ins Zeug gelegt hat, denn die Stimmung im Publikum war wirklich atemberaubend, genauso wie deren Energie das ganze Konzert über. Ich habe selten erlebt, dass es vor der Bühne so hoch hergeht, wie es bei BOYSETSFIRE der Fall war, und das vom ersten bis zu den letzten beiden Liedern an. Diese wurden von Nathan Gray wie immer bereits im Voraus angekündigt mit dem Hinweis, dass danach keine Zugaben mehr folgen würden. So ist das halt nun mal, wenn man der Hardcore-Schiene auch bis zum Schluss treu bleiben will. Übel nimmt es ihnen niemand, schließlich dauerte der Auftritt auch so schon am Ende über ein eineinhalb Stunden. So lange spielen viele Bands nicht einmal inklusive aller Zugaben! Auch der deutsche Bassist Robert Ehrenbrand sagte endlich einmal ein paar Worte in seiner Muttersprache, viel mehr als ein "Viel Spaß bei den letzten beiden Liedern" kam aber nicht heraus. Schade eigentlich, wenn man schon vor heimischem Publikum spielen darf.
Das letzte Lied war wieder einmal und fast schon standesgemäß "After The Eulogy" vom gleichnamigen Album. Davor gab es, wer hätte es anders gedacht, noch "Rookie" zu hören, was aus der Riege der BOYSETSFIRE-Tophits noch fehlte. Besonders beim letzten Lied wurden in der Crowd nochmal alle Kraftreserven mobilisiert, um der Band einen würdigen Bühnenabgang zu bescheren. Das Vorhaben ist gelungen, so viel ist sicher.

Macht's gut Jungs, und vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal unter neuem (oder gerne auch dem alten) Namen wieder...


 
04.06.2007 - Nach ihren beiden Festival-Auftritten beim Lieberberg'schen Doppelpack Rock am Ring/Rock im Park am Wochenende machten sich KILLSWITCH ENGAGE nun endlich zu ihrer großen "Nachhol-Tour" durch Europa auf. Die Entschädigung für all die Anfang des Jahres ausgefallenen Gigs, als Gitarrist Adam D. sich einmal mehr schwer verletzt hatte (Bandscheibenvorfall). Die Tour wurde damals mit Ersatzgitarrist Peter Wichers (Ex-SOILWORK) fortgesetzt. Seinen Part hat zu Beginn der Festival-Saison Pat Lachman (Ex-DAMAGEPLAN) übernommen, da Adams Gesundheitszustand wohl immer noch nicht stabil genug und das Risko einer erneuten Verletzung zu groß ist. Das nicht ganz ausverkaufte Konzert in Stuttgart stellte den Auftakt der "Nachhol-Tour" dar, es folgen noch diverse Shows in Großbritannien und Frankreich, bevor es dann Ende Juni wieder zurück in die USA geht.

Slayer

9.11.2008 - Ein denkwürdiger Tag sollte das für mich werden, denn heute würde ich das erste SLAYER-Konzert meines Lebens besuchen. Und hoffentlich nicht das letzte, soviel schon mal vorweg. Warum ich mir dieses Vergnügen erst im stolzen Alter von 26 Lenzen gönne? Tja, bisher wusste ich mit SLAYER ehrlich gesagt nicht allzu viel anzufangen. Klang für mich alles zu eintönig und vielleicht auch etwas angestaubt, als dass ich mich dafür hätte begeistern können. Daher waren es heute auch eher die Vorgruppen (namentlich TRIVIUM, AMON AMARTH und MASTODON), die mich - Achtung, es folgt ein Wortspiel - in die für den heutigen Abend umgetaufte Stuttgarter Slayer-Halle lockten. Und wenn man dann noch dazu ein paar alten Thrash-Metal-Ikonen beim Bearbeiten ihrer Instrumente zuschauen kann, warum nicht?!


Review

Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt werden wir von Tourmanager Mike am Hintereingang des Wiesbadener Schlachthofs begrüßt und hereingebeten. Mit uns sind noch zwei Presse-Kollegen am Start, die sich Bassist Mike D’Antonio vorknöpfen dürfen. Wir werden in den Catering-Raum geführt, wo wir an einem kleinen Tresen Platz nehmen sollen. Es sind zahlreiche Biergarnituren aufgebaut, an denen unter anderem BRING ME THE HORIZON, die erste Vorband des Abends, gerade ihr Abendessen einnehmen. Mike kommt als erster, mit einer Flasche Licher Pilsner leicht in der Hand, und nimmt bei unseren Kollegen Platz. Auch Drummer Justin Foley kann ich erspähen. Kurz drauf erscheint auch schon unser Interview-Partner, Gitarrist  Joel Stroetzel.  Er ist sichtlich gut aufgelegt, freundlich und stellt sich als ein wirklich sehr angenehmer Gesprächspartner heraus.