Geschrieben von Sonntag, 12 Februar 2012 19:12

Das Pack - Weinheim, Café Central

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07.02.2012 - DAS PACK, bestehend aus den drei lustigen Zwei namens Pensen und Flozze, haben ins Café Central in Weinheim geladen. Allerdings nicht zu Kaffee und Kuchen, sondern zu Bier und Mucke. Die Kälte aus dem Norden haben die beiden mitgebracht (-15 Grad Außentemperatur...), sie schaffen es aber trotzdem, in dem kleinen Café für muckelige Stimmung zu sorgen. Die Band hat gerade ihr zweites Album „Macht Doch Was Ihr Wollt" veröffentlicht, und beim Titel scheint es sich auch um das Motto von DAS PACK zu handeln.


Als ich das Café Central ungefähr 30 Minuten vor dem geplanten Konzertbeginn betrete, sind nur noch vier Sitzplätze frei. Hört sich jetzt gefährlich nach „brechend voll" an, oder? War es auch, aber das Café Central ist jetzt auch nicht der Konzertbunker Nummer eins. Sagen wir es mal so: Es waren weniger als 100 Leute da, aber auch mehr als 25 Leute... und die Crew und die Leute, die in dem Weinheimer Laden arbeiten. Aber allen, die nach dem Motto denken: „Wenig Zuschauer, mieses Konzert", denen sei gleich zu Anfang  gesagt: „Nö, nö, nö, nicht so bei DAS PACK!". DAS PACK kann man „noch" getrost als Geheimtipp bezeichnen.

Vorband gibt es keine, weil die Band so was gar nicht nötig hat. Punkt. Wenn DAS PACK mal etwas nicht brauchen, dann ist es einen Anheizer für gute Stimmung. Grundsätzlich kann man die Mucke vom PACK als „Lustigen Punk" bezeichnen, und wer unbedingt Anhaltspunkte braucht, der könnte sich an den frühen DIE ÄRZTE (deren Song "Grace Kelly" sie im Laufe des Abends coverten) orientieren, an der Zweitband von Sänger Pensen namens MONSTER OF LIEDERMACHING oder an Bands wie SONDASCHULE und Co. Spaßige Texte mit Hang zum Vulgären, die aber niemals in üble Plattitüden abrutschen. Die beiden treten „nur" zu zweit auf, eigentlich wie DIE ÄRZTE... ach ne, die sind ja zu dritt.

Ungefähr 20 Minuten später als erwartet (und nachdem der Roadie auf die Bühne kommt, um die Gitarre zu stimmen, und ein Gast meint: "Ist das schon einer von der Band?") kommen DAS PACK auf die Bühne. Das Intro für den Abend ist die Titelmusik der 90er Jahre Teenieserie „Beverly Hills 90210", und keine Serie könnte weiter vom Lifestyle von DAS PACK entfernt sein. Pensen trägt ein Shirt der Band SONDASCHULE mit dem Backprintaufdruck „Wer säuft hat Recht" und eine Jogginghose. Flozze trägt eine stylische Regenbogentrainingsjacke, wie sie Ottmar Zittlau glücklich machen würde, und ebenfalls Jogginghosen (ein Hosenbein hochgezogen...). Sein Haupt krönt eine orangefarbene Mütze, die verdächtig nach einer old school Erstklässlermütze zum Zweck der Verkehrserziehung aussieht.

Musikalisch sind DAS PACK einfach top und sehr professionell! Es fällt keine Sekunde auf, dass die beiden lediglich zu zweit sind, sie produzieren in der kleinen Location einen fetten Sound. Sehr bemerkenswert, da ich schon bei mehrbesetzten Bands und in größeren Hallen viel schlechteren Sound gehört habe. Derbe genug, um als punkig durchzugehen, aber kein Klingel- oder Rauscheffekt im Ohr. Dass es sich nicht um vollkommene Chaoten handelt, merkt man gleich nach dem ersten Song, als Flozze darauf hinweist, dass er gerne so klingen würde wie beim Soundcheck und ob man da mal was lauter drehen könnte. „Soundcheck?!" sagt einer der Gäste verwundert laut zu sich selbst. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, unterschätzt werden ist auf jeden Fall besser, als zu hohe Erwartungen zu fördern.

DAS PACK trägt mit Songs wie „Mein Schwan(z)" natürlich bewusst dazu bei, dass man sie gerne für planlose Chaoten hält. Teils derbe Texte wie „Woher hast du Angst? Doch nicht etwa vor meim Schwooonz? ...gut Ding will Scheide haben". Allerdings ist die musikalische Umsetzung und die Performance so mitreißend, dass es eigentlich total piepe ist, was man da mitsingt. Eine Mischung aus Punk Rock und Death Metal, gemischt mit spaßigen Texten, die einfach nur gute Laune machen. Songs wie „Weils Geils", „Waschzwang" , „Unsterblich", „Heavy Metal Kind" oder „Schwach Sein" gehen sofort ins Ohr. Textzeilen wie „Waschzwang, Waschzwang, alle waschen mit, Waschzwang, Waschzwang, waschen ist der Shit" oder „...doch was will man mehr(yer), als Kumpels, Bier und Slayer" sind problemlos in verschiedensten Alltagssituationen unterzubringen.



DAS PACK legen vor allem Wert auf Details, das sieht man in der Art und Weise, wie sie sich und auch die Bühne präsentieren. Ein Dia an die Wand projeziert, Flozze spielt im Stehen Schlagzeug unter einem regenbogenfarbigen Regenschirm, und die Lichteffekte sind auch nicht eindimensional. Beeindruckend ist auch das Selbstbewusstsein, das Pensen und Flozze an den Tag legen. Man hat den Eindruck, dass es beiden so was von schnuppe ist, ob hundert oder zehn Leute zum Konzert gekommen sind. Die beiden hätten auch nur für ihre Crew gespielt.

Pensen, die alte Laberbacke, schnackt sich bestens gelaunt durch das Konzert. Der Mann hat enorme Entertainerqualitäten und „die Meute" im Griff. Ein Typ fühlt sich dazu berufen, zwischen fast jedem Song unkontrolliert das Wort „Penis" in die Menge zu brüllen, was Pensen kommentiert mit „Hier sind die Intelligenten... und da seid ihr". Man merkt DAS PACK an, dass sie einfach Bock haben zu spielen und dummes Zeug zu schwätzen. Pensen baut Traumüberleitungen zwischen den einzelnen Songs, erzählt von einem (Justin) Bi(e)ber, der durch den Timberlake schwamm und beherrscht auch sonst jede Situation mit herrlicher Situationskomik. Die Gedankensprünge des Sängers, Gitarristen und Bassisten von DAS PACK sind so konfus, dass man sie erlebt haben muss, aber leider nicht authentisch wiedergeben kann. Auch Merchandisemann Urs muss dran glauben, als Pensen ausplaudert, dass dieser ständig nach der Uhrzeit gefragt wird.

Ich würde DAS PACK wärmstens empfehlen, schnell eine Liveplatte zu machen, da die beiden live um einiges überzeugender sind als „nur" auf Platte. Die Verneigung in Richung HELGE SCHNEIDER war deutlich. Am besten nachvollziehbar bei Songs wie „Pferdeapfel", und wer auch richtig zugehört hat, konnte von Flozze das ein oder andere Helgezitat hören. DAS PACK nehmen sich selbst nicht so ernst, was Zitate wie "Wir laben so viel, weil wir uns gedacht haben, wenn schon die Musik scheiße ist, dann müssen wenigsten die Typen witzig sein" belegen.

Wer ein Konzert von DAS PACK besucht, kann also damit rechnen, dass er in den nächsten Wochen extrem ohrwurmgeplagt ist. Mir hat das Konzert der beiden Nordlichter auf jeden Fall sehr gut gefallen, etwas mehr Leute wären nett gewesen. Verdient haben das die Jungs und wuppen können DAS PACK sicher auch mehrere hundert Besucher. Wer jetzt noch zögert, warum er ein Konzert von DAS PACK besuchen sollte: Weils geils!

©Video und Fotos von Nadine/BurnYourEars
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