Geschrieben von Sonntag, 07 Oktober 2012 12:10

Empowerment, Final Prayer & Beneath The Wheel - Münster, Lorenz Süd

finalprayer empowermet tour

Münster, 30.09.12 Lorenz Süd - „Hey, ich hol dich dann kurz vor acht ab" stand in der SMS, die ich meinem Kollegen am Sonntag geschrieben hatte. Abends war ja Konzert. Um 17 Uhr bekam ich dann den Anruf: „Wo bleibst du denn?" Zwei Minuten später hatte ich gelernt, dass in Münster solche Konzerte auch mal zu eher ungewöhnlichen Zeiten stattfinden können. Und deshalb war ich dann bereits eine halbe Stunde später in Münster.

Gerade noch rechtzeitig, um die (wie ich glaube erste) Show von BENEATH THE WHEEL zu sehen. Schicke, metallische Hardcoreriffs und ein Schlagzeuger, der sich gar nicht von den Songs losreißen konnte. Die Band aus Ibbenbüren legte ein kurzes aber knackiges Set vor. Sie hatten auch direkt ihre Pärchen-Barefoot-Mosh-Crew vor der Bühne und konnten bereits einige Leute zum Mitwippen bringen. Leider gab es noch wenig Interaktion mit dem Publikum, und warum sie METALLICAs „For Whom The Bell Tolls" angespielt aber nicht ganz umgesetzt haben verstehe ich bis heute noch nicht. Hätten sie daraus jetzt einen thrashigen Hardcoresong gemacht, hätten sie mich damit gehabt. So wirkte das Teil etwas verloren. Na egal, denn es war sehr ordentlich für den ersten Auftritt und alles andere wird sich noch einspielen.

Danach kamen FINAL PRAYER aus Berlin, die zum ersten Mal in Münster gastierten und wohl schon einiges über die wirklich gute Szene dort gehört hatten. Münster machte seinem Ruf alle Ehre: für die frühe Uhrzeit war der Laden echt voll und auch die Band war begeistert, dass auf einen Sonntag mal eben ca. doppelt so viele Zuschauer da waren, als am Samstag davor. FINALY PRAYER sind mit EMPOWERMENT zusammen unterwegs und konnten hier vermutlich bereits zu Beginn der Tour eines der Highlights mitnehmen.

Denn sowohl Band als auch Publikum waren extrem guter Laune. Die Band war tight und druckvoll ohne Ende, hatte gute Ansagen und kam einfach nur sympathisch rüber. Der leicht metallische NY-Hardcore der Hauptstadtjungs war gut gespielt und schien sowohl alte als auch neue Bewunderer zu finden. Beim Publikum schien es einen Zusammenhang zwischen Karate und Textsicherheit zu geben, da diejenigen, die ihre Moves präsentieren mussten, auch zumeist diejenigen waren, die das Mikro des Sängers (was für eine geile Stimme der auch live hat!) belagerten. Der war einfach nur froh, vor einem Publikum zu spielen, welches mit den Songs (sie gaben einen schönen Querschnitt) vertraut und bewegungsfreudig war. So ging es bei FINAL PRAYER auch ziemlich ab und ich war beeindruckt, wie gut die Band ihr Set live umsetzte. Das Schlagzeug war sehr präzise und präsent, die Saitenfraktion stand dem in nichts nach und konnte ebenfalls mit wirklich druckvollem Sound glänzen. Auch wenn EMPOWERMENT klasse waren: FINAL PRAYER haben an diesem (frühen) Abend echt gezeigt, wo es lang geht.

EMPOWERMENT kommen aus eher südlicheren Gefilden (Raum Stuttgart) und spielten zwar auch New York beeinflussten Hardcore, aber weniger metallisch und technisch nicht ganz so ausgefuchst. Der größte Unterschied ist aber vermutlich die Nutzung der deutschen Sprache, welche zwar nicht immer ganz durchkam, der Band aber doch etwas Identitätsstiftendes gab – erinnert mich in dem Zusammenhang etwas an 47 MILLION DOLLARS. Auch EMPOWERMENT (einer der Gitarristen sah in heller Hose, Pullover und Bart zunächst aus wie der Sohn von Volker Pispers) waren sehr begeistert von der Anzahl der Zuschauer, die sich bereits vor sechs Uhr auf eine Show eingefunden hatten. Auch den Veranstaltern wurde für die gute Organisation und das tolle vegane Essen gedankt. Und obwohl FP etwas länger dabei sind als EMPOWERMENT (soweit ich weiß), schienen die Süddeutschen doch noch einen Tacken bekannter zu sein, da das Mikro jetzt von noch mehr Menschen belagert wurde, die sich wieder einmal sehr textsicher gaben.

Auch hier gab es wieder den Zusammenhang zwischen Rumtreten, Leute anpöbeln und Textsicherheit – vielleicht wäre das mal was für ne Diplomarbeit? Die Band selbst war begeistert, welche Resonanz Münster zeigte und gab sich in den Ansagen ziemlich punkig, was sehr unterhaltsam ankam. Dass dies durchaus eine Rolle für die Band spielt, machten sie durch ein V-MANN JOE-Cover und die Erwähnung der berüchtigten Schlachtrufe-BRD-Sampler klar (ich kann vermutlich zu beiden Themen noch was in meinem alten Plattenschrank finden ... Oh Mann ...). Zum Schluss durfte das Publikum sogar noch über die letzten Songs mit abstimmen, und die Band wurde ordentlich vom Publikum gefeiert. Bei den guten Songs und der authentischen Außenwirkung auch kein Wunder.

Ich habe hier auf jeden Fall gelernt, dass man auf Konzertflyern doch noch auf die Uhrzeit achten sollte, dass FINAL PRAYER eine unglaubliche Liveband sind, dass EMPOWERMENT in der Tat so gut rüberkommen wie auf Platte und dass es eine fantastische Idee ist, Kalle Grabowski auf Bandshirts zu drucken: 30 Minuten Hardcore! Echte Gefühle!