Geschrieben von Montag, 25 September 2006 13:38

D-A-D & The Answer - Hamburg Fabrik


Review

 

25.09.2006 - Ein warmer Spätsommerabend in Altona, vor der Fabrik tummeln sich einige wenige Fans der dänischen Ex-Cowpunks D-A-D. Ich bin zum Interview mit den Jungs verabredet, und als ich ziemlich breit grinsend wieder rauskomme (hell yeah, der Soundcheck lies einiges versprechen...) war der Vorplatz erstaunlich gut gefüllt. Vor allem ein ganzer Bus aus Dithmarschen sorgte für Heiterkeit, weil die Jungs und Deerns anscheinend auf dem Dithmarschen-Open-Air einige Wochen vorher großen Gefallen an den Cowpunks gefunden hatten. Naja, Kühe und Ditschiland passt ja auch, ich komme da ja selber her...

Der Einlaß verzögert sich mal wieder, aber so nach und nach ist man dann doch in der gemütlichen Fabrik. Ich hatte (genau wie die Band) mit bummelig 500 Nasen gerechnet. D-A-D haben den ehrwürdigen Laden dann fast ausverkauft.

Von dem Support THE ANSWER aus Irland hatte ich noch nichts gehört, sie erfreuten aber ziemlich. Irgendwas zwischen FREE und BLACK CROWES in Verbindung mit einem an einen haarigen Zitteraal erinnernden Hippie-Sänger machte Laune auf mehr. Gefälliger Rock mit sehr alten Einflüssen, dazu eine symphatische Band. Jedenfalls eine nette Einstimmung auf D-A-D und alles andere als langweilig. Man wippte umher und ich schob mich allmählich Richtung erste Reihe, die immer voller und enger wurde.

Nach relativ kurzer Umbaupause geht gegen 22:30 und einigen Pfiffen (es ist Montag und viele müssen morgens wieder früh raus bzw. nach Dithmarschen zum Kohlpflücken) das Saallicht aus, und die ersten Reihen ersticken bald im Bühnennebel. Schön, so eine Ladung ins Gesicht zu bekommen, das mögen die Kontaktlinsen. Halb blind drängelte man nach vorne und hat nach den ersten Takten Stress, Müdigkeit und Augenbrennen vergessen. 
Was für eine Show, Hölle und Tausendschönchen! Mit einem Stück von „Scare Yourself“, „Lawrence of Suburbia“ legen die Herren um Jesper Binzer los. Stig Pedersen, seit vielen Jahren bekannt für seine putzigen Zwei-Saiten-Bässe, die aber im Unfang eher wie Kontrabässe aussehen, kommt in schwarzem Lack daher und den Damen wird es warm um´s Herz. Jesper´s Bruder Jacob macht den ruhigeren Gegenpart an der Klampfe und Drummer Laust Sommer rockabillyt hinten umher. Und was haben die Spaß, die Dänen. Es sollte keine „Scare Yourself“-Tour werden, sondern eher ein „Back To the Roots“ und das gelingt. Beim dritten Song „Girl Nation“ lässt man seelig die Hüften kreisen und macht eine Zeitreise zurück in die bekannteste Phase von D-A-D. Abwechselnd werden neue Songs mit den alten Krachern wie „Sleeping My Day Away“ gesungen und die Fabrik wackelt mit, singt und jubelt und feiert sich teilweise selber mehr als die Band.

Laut kreischend wird „Riding With Sue“ begrüsst und meine Begleitung wundert sich gar sehr, als ich wie vom Wikinger gepiekst nach vorne renne, um den Rest tanzend mitzumachen. Sitzenbleiben unmöglich. Nach „Bad Craziness“ ist erstmal Schluß, aber die Herren kommen noch zweimal wieder zurück, Stig hat jetzt nur noch die Lackhose an, genau wie Laust. Mit Fluppe im Mund daddelt Jacob sich durch großartige Versionen von „Overmuch“, sie variieren Songs gemeinsam und man merkt die lange Erfahrung der ehemaligen Autodidakten.

Noch ´ne Zugabe? Jawoll, „It´s After Dark“ und der Fabrik reissts dann doch fast das Dach ab. Mit einem dezenten Schniefen stehe ich da und singe mir fast die Lunge aus dem Leib. Schön, einfach nur schön. Und dann der unerwartet Tritt mit „Jihad“ und „No Fuel Left For The Pilgrim“. Rau und dreckig und Tschüß. Großartig, das war das beste Konzert was ich von den Dänen jemals gesehen habe. Trotz drei Stunden Schlaf und einer anschließenden Zwölf-Stunden-Schicht grinste ich nächsten Abend immer noch. So muß Rock´n Roll klingen.

Allerdings ein kleiner Wehmutstropfen: kein „Laugh N 1/2“ und kein „Grow Or Pay“. Und seine Haare wollte Jesper auch nicht schnitzeln, Mist. Aber mal gucken, vielleicht kommen sie ja nochmal wieder, und dann werden auch die Haare dran sein. Hoffentlich.