Geschrieben von Montag, 29 Januar 2007 04:13

Hate Squad, Doom Day, Bloodstain & Hate Edge - Hannover / Faust


Review


Link: www.h8forthemasses.com
www.myspace.com/doomdayhardcore
www.bloodstain.de
www.myspace.com/hateedgexxx

17.01.07 - Das Faust ist mal so eine richtig fiese Hinterhof Kaschemme allererster Kajüte. Hier können definitiv nur geile Konzerte stattfinden. Die Malereien an der Wand zum Eingangstor lassen darauf schließen, dass hier bereits einige Generationen vor dem Häuschen standen und Einlass begehrt haben. Heute ist dem nicht so. Gähnende Leere, auch der Flaschen-Pfandjäger musste heute mit leeren Tüten wieder nach Hause abziehen. Da bereits seichte Klänge nach draußen an mein Ohr dringen, gebe ich mich der Hoffnung hin, ein volles Haus vorzufinden. Doch auch das trifft leider nicht den berühmten Nagel zwischen die Beine... ähhh, auf den Kopf natürlich. 

Drinnen angekommen sehe ich den Rest von HATEXXXEDGE. Eine Combo mit einem imposanten Frontmann und einem brachialen Hardcore Sound. Straight Edge scheint wieder in zu sein, jedenfalls schmückt sich der Sängerknabe mit dem aussagekräftigen Symbol. Es ist zwar nur ein Song, dem ich lauschen und visuell beiwohnen kann, doch der geht voll nach vorne los. Sehr laufstark präsentiert sich der Sänger und sorgt bei den - leider nur sehr wenigen - Leutchen für ein freundliches und zustimmendes Kopfnicken. 

Im Anschluss daran entern bereits BLOODSTAIN die Bretter des Faust. Wie in den News zu lesen war, gab es einen kleinen Line-Up Wechsel an der Gitarre, und zusätzlich konnte Burkhart (HATE SQUAD) als zweiter Brüllwürfel dazu gewonnen werden. Nunmehr ist die BLOODSTAIN Familie zu sechst unterwegs und die Verstärkung im Line-Up fällt gleich beim ersten Song sehr positiv auf. Mittlerweile sind ein paar mehr Gäste in dem Laden erschienen, der sich für dieses Konzert leider als viel zu groß erweist. Schade, denn das Billing dürfte gerade für den eingefleischten Hardcore-Fan ein Zuckerschlecken sein. Die Hannoveraner knallen dennoch ohne Rücksicht auf Verluste den wenigen Fans mit „Power Of Suffering“ gleich eine amtliche Salve um die Ohren. Vom ersten Augenblick an machen sie deutlich, dass sie bereit sind, heute alles zu geben und den Fans ein knüppelhartes Feuerwerk abzubrennen. Kompromissloser Hardcore, der die Gehörgänge auf eine neue Belastungsprobe stellt. Der Soundmann justiert noch etwas nach, und aus den Boxen erwischt mich auch schon die geballte Faust direkt in die Magengrube. Noch hält sich Tim (der neue Gitarrist) etwas im Hintergrund, doch wenn man eine so attraktive Bassistin vor sich stehen hat, dann muss das nicht unbedingt Lampenfieber sein.
Auch BLOODSTAIN können schon wie ihre Vorband keine Minute auf einem Fleck verharren, und es wird gemosht, gepost und durch die Gegend gesprungen wie bekloppt. Das Gesangsduo geht in seiner Rolle voll auf. Die beiden harmonieren unheimlich gut zusammen und liegen stimmlich auf einer Brülllänge. Rein äußerlich betrachtet sind die beiden ein Pärchen, das unterschiedlicher nicht sein kann: Langhaariger durchtrainierter Mosher trifft auf Basecape tragenden Stiernacken und beide brüllen um die Gunst des Publikums. Die Anwesenden wollen natürlich in erster Linie hören: Was gibt´s Neues aus dem Hause BLOODSTAIN? Der Wissensdurst der Anhängerschaft wird prompt bedient mit: „Assassi“, „Goldrush City“, „Angel Of Vengeance“, um nur einige Songs zu nennen. Jeder von ihnen - ein amtliches Brett, das von der Intensität her nochmal einen drauflegen kann. Brachiales Gitarrenwerk und unbarmherziges Geknüppel lassen die PA Funken sprühen. Die Stücke strotzen nur so vor Brutalität und Aktionismus. BLOODSTAIN zeigen handfest, dass sie im Hardcore-Bereich an die ganz großen Blumentöpfe ran wollen. Ein wirklich starker Auftritt, der die alte Faust mächtig zum Wackeln bringt. Zum Schluss gibt´s dann mit „Fuck You All“ noch mal ordentlich einen auf die Mütze, bevor die Band sich von der Bühne bewegt. 

Nach der Show ist erst einmal ein Abkühlung nötig. Ein paar Pils und ein Small-Talk am Merchandise Stand verkürzt die Wartezeit bis DOOM DAY die Bühne besteigen. Über hohe Preise für Shirts etc. braucht sich hier wirklich niemand zu beschweren. Alle Bands zeichnen sich mit durchweg fanfreundlichen Preisen aus. Ein Shirt mit EP für € 15,-, da kann man nun wirklich nicht meckern. 

Ursprünglich sollten DOOM DAY die Headliner Position bekleiden, da Burkhard aber erst mal eine kleine Stimmbandkühlung benötigt, haben die beiden Bands kurzerhand getauscht. Die Combo um den Ex-PRODIGY Gitarristen schließen sich dem vorgelegten, hohen Tempo an und legt von Beginn an druckvoll los. Man muss schon auf seinen Ohren sitzen um zu überhören, dass es sich bei dieser Band um gestandene Musiker handelt. Sehr routiniert gehen die Herren zu Werke und zocken einen souveränen Gig. Die Songs sind mir bis dato weitgehend unbekannt, doch live rocken sie mächtig das Haus. Solides und direktes Handwerk präsentiert das Quartett und lässt sich ebenfalls nicht von der geringen Meute beeindrucken, schließlich ist das hier die Auftakt-Show, und da will man auch den wenigen Leuten zeigen, dass mit DOOM DAY künftig zu rechnen ist. Am 23. Februar wird das Debüt-Album in den Läden stehen und ein Jeder wird sich von den hochklassigen Songs selbst überzeugen können. 

HATE SQUAD beschließen diesen Hardcoreabend der Gefühle. Ohne lange zu fackeln brettern die Fünf los und versuchen dem Publikum ein temporeiches Finale zu bieten. In nichts will man den Vorbands nachstehen, und obwohl nur noch ein handvoll Leute das Faust bevölkern, liefern HATE SQUAD eine Show, als wäre der Laden komplett ausverkauft. Die Band spielt einen schönen Querschnitt des bisherigen Schaffens. Wer die SQUAD kennt, der weiß, dass sie kompromisslose und ebenso extreme Musik spielen wie die drei Combos davor auch schon. Wer HATE SQUAD noch nicht kennt, der sollte sie auf jedenfall kennen lernen. Songs wie „H8 For The Masses”, “Not My God”, “Bastard” und “We Are Amused” rocken auf Scheibe schon wie sau, live lärmen die Stücke aber noch einmal mehr. 

So geht ein sehr geiler Konzertabend zu Ende. Für Bands und Fans ist es extrem bedauerlich, dass so wenig Zuschauer den Weg ins Faust gefunden haben, wobei € 10,- eigentlich niemanden abschrecken dürften. Dennoch ein großes Lob an alle Bands, die ausnahmslos Vollgas gegeben haben und trotz der wenigen Zuschauer aufgespielt haben, als gäbe es kein Morgen mehr. Auch die Zusammenstellung der Bands ist wirklich großartig gelungen, mag vielleicht auch daran liegen, dass alle bei Swellcreek Records unter Vertrag stehen. Mir hat´s gefallen und ich glaube, den übrigen Leutchen ebenfalls.