Ex-GENESIS-Sänger und STILTSKIN-Mitglied RAY WILSON bat um rege Teilnahme, und alle kamen: Der Auftritt im Siegburger Club Kubana war restlos ausverkauft. Die schicke Location – eine Mischung aus stilvollem Restaurant, Bar und Konzertsaal – war kurz vor Einlass überfüllt, der Gig wurde um eine halbe Stunde auf 21:30 nach hinten verlegt, erst eine weitere Viertelstunde später stand das Quartett auf der Bühne. Vermutlich deshalb, weil Wilson und seine Begleitband mehrere Stunden im Stau verbrachten. Nachdem sich die bunt gemischte Menge durch ein Labyrinth aus verwinkelten Gängen im Saal eingefunden hatte, konnte es dann endlich losgehen.
Die Tourankündigung machte stark den Eindruck einer GENESIS-Tribute-Reihe mit vereinzelten Ausreißern in die Solo- und STILTSKIN-Geschichte Wilsons, doch obwohl es viele Songs von GENESIS zu hören gab, kamen auch andere Nummern aus der Geschichte Wilsons nicht zu kurz.
Den Anfang machten die GENESIS-Klassiker "No Son Of Mine", "Land Of Confusion" und "That's All", die mit der perfekten akustischen Umsetzung und der Gänsehaut-Stimmung des überragenden Sängers einen tollen Einstieg bildeten. Das Publikum taute erst im Laufe der Zeit ein wenig auf, generell war es aber mal eine schöne Erfahrung, ein Konzert zu erleben, bei dem man nicht unbedingt den besten Blick auf die Bühne haben möchte, sondern nur da stehen und zuhören kann, ohne dass einem sehr viel Action entgeht.
Das soll aber nicht heißen, dass sich Wilson und seine drei Begleitmusiker nicht engagiert und spielfreudig gezeigt hätten. Mit "Propaganda Man", "Bless Me" (funktioniert auch live hervorragend) und "Razorlite" wurden drei Songs des neuen Albums "Propaganda Man" präsentiert, von GENESIS kamen unter anderem noch das wunderschöne "Not About Us", "Carpet Crawlers" und "Jesus He Knows Me" zum Zuge. Sehr dumm und blöd fand ich die Reaktion dreier Hardcore-GENESIS-Fans, die bei "Follow You Follow Me", das Wilson verschmitzt als den Song ankündigte, wegen dem sich erstmals Frauen für die Band interessiert hätten, ihre Mittelfinger in die Höhe reckten, buhten und sich geschlossen den Weg an die Bar bahnten. Das muss wirklich nicht sein, wer eine reine Performance der alten, eher unkommerziellen Klassiker hören möchte, soll einfach ein Tribute-Konzert besuchen.
Auch Songs von STILTSKIN und anderen GENESIS-Mitglieder ("Another Cup Of Coffee", die viel umjubelten PHIL COLLINS-Hits "Another Day In Paradise" und "In The Air Tonight") wurden gespielt. Nach einer kleinen Pause konnte aber nicht mehr wirklich von einem Unplugged-Auftritt die Rede sein, da verstärkt die E-Gitarre zum Einsatz kam. Einer der Höhepunkte war die Gänsehaut-Version von "Wish You Were Here", die anfangs vom zweiten Gitarristen gesungen wurde.
Der Sound ging für den kleinen Club völlig in Ordnung, war aber nach der Pause ziemlich übersteuert und zu laut. Wilson selbst gab sich als charmanter und witziger Entertainer, zu der großartigen Stimme dieses Mannes muss man nichts mehr sagen. Wer Angst hat, dass Wilson nicht gegen die Stimmen von Gabriel oder Collins ankommt, wird sich auf dem nächsten Konzert eines Besseren belehren lassen müssen.
Leider mussten wir das Konzert vor den Zugaben verlassen, dem ÖPNV sei Dank… Übrig bleibt die Erkenntnis, dass Wilson mit seiner Band einen schönen, intimen Auftritt zum vorrangigen Zuhören und nicht -schauen geboten hat und auf Entfernung einem gewissen Stephan Weidner nicht unähnlich sieht.
Setliste:
No Son Of Mine
Land Of Confusion
That’s All
Propaganda Man
Not About Us
Carpet Crawlers
Sarah
Solsbury Hill
In The Air Tonight
Bless Me
Another Day
Lemon Yellow Sun
Wish You Were Here
Another Day In Paradise
Another Cup Of Coffee
Follow You Follow Me
Ripples
Change
Jesus He Knows Me
Razorlite
Airport Song
Shipwrecked
Constantly Reminded
Inside
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