Geschrieben von Sonntag, 11 April 2010 13:14

Katatonia & Swallow The Sun – Berlin / Lido


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Am Karfreitag legen KATATONIA und SWALLOW THE SUN im ausverkauften Lido einen schweren, vor Melancholie triefenden Nebelschleier über den frühlingshaften Himmel Berlin-Kreuzbergs. Dank großartiger Leistungen der Bands geht das Publikum anschließend trotzdem glücklich und zufrieden nach Hause.

Nachdem um 19 Uhr die Türen geöffnet wurden, füllt sich der mittelgroße Club in Rekordtempo. Schon eine Viertelstunde später ist die Hütte voll und LONG DISTANCE CALLING entern die Bühne. Leider bekomme ich davon nichts mit, da ich noch entspannt plaudernd in der Lounge sitze und mich mit einem ersten Bier in Stimmung bringe.
Da es Freitagabend und im Lido ab 23 Uhr Disco angesagt ist, muss heute auf eine strenge Einhaltung des Zeitplans geachtet werden. Entsprechend stehen SWALLOW THE SUN bereits um 20 Uhr auf der Bühne, als es draußen gerade erst dunkel wird.

SWALLOW THE SUN werden wohl niemals ihr ureigenes Problem der Publikumsabstinenz loswerden. Schon bei früheren Konzerten ist mir aufgefallen, dass sich regelmäßig die Hälfte der Besucher zum Rauchen und Bierholen aufmacht, wenn die sechs Finnen spielen. Leider ist das auch wenig verwunderlich, denn trotz ihrer tollen Musik haben SWALLOW THE SUN auf der Bühne die Ausstrahlung eines Sacks Kartoffeln. Mehr als ein bisschen Headbangen und Scheinwerferflackern ist an Bewegung nicht drin. Nichtsdestotrotz großen Respekt an die Herren, denn spielerisch gibt es an diesem Auftritt nichts auszusetzen.

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Nach erstaunlich kurzer Umbaupause erklingt um 21 Uhr das Intro von KATATONIA. Lächelnd und winkend betreten die Musiker die Bühne und werfen sich sofort in den Opener „Forsaker“, dem ersten Song auf dem aktuellen Album „Night Is The New Day“. Mit wenigen Ansagen aber umso mehr Bewegung geht es Song um Song weiter, wobei KATATONIA sich in der ersten Dreiviertelstunde vornehmlich in den letzten drei Alben bewegen. Sänger Jonas Renkse hält sich dabei sehr zurück – anfangs sagt er nur ein paar Songtitel an und lässt nicht vom Mikroständer ab.
In der zweiten Hälfte taut die Band merklich auf. Zwischen vermehrt älteren, selten live gespielten Songs beginnt Jonas, mehr zu erzählen und auch Gitarrist Anders Nyström lässt sich zu einigen Scherzen mit dem Publikum hinreißen. Dazwischen werden die neuen Bandmitglieder Niklas Sandin (Bass) und Per Eriksson (Gitarre) vorgestellt, die die Band nach dem Abgang der Norrman-Brüder komplettieren. Per „Sodomizer“ Eriksson, der mit Anders und Jonas auch bei BLOODBATH spielt, hat zudem Geburtstag, was vom Publikum mit lautem Beifall und mehreren Wurfgeschenken beglückwünscht wird.

Angenehm fallen bei KATATONIA vor allem der grandiose Sound und die bemerkenswerte Spielfreude auf. Die Band spielt ihre Songs fehlerfrei und mit viel Verve, wobei ruhige, filigrane Parts auch ruhig und filigran rüber kommen und die Heavy-Parts entsprechend heavy. Das ehemalige Lichtspielhaus Lido erlebt mit KATATONIA noch einmal 90 Minuten ganz großes Kino.

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Fotos (c) by BurnYourEars / Fabien Blackwater