Geschrieben von Samstag, 21 Januar 2012 00:00

Chickenfoot - Mitsubishi Electric Halle / Düsseldorf

Chickenfoot Konzert_1

19.01.2012 - Wenn eine Band wie CHICKENFOOT, die mit ihren beiden Alben „Chickenfoot" und „Chickenfoot III" Maßstäbe in Sachen bluesiger Hard Rock gesetzt hat, nur ein Konzert in Deutschland (und quasi vor der Haustür) spielt, dann stellt sich erst gar nicht die Frage, ob man 47 € für das Ticket bezahlen möchte oder nicht. Man kauft es und geht hin. Ende. Und wir nehmen es vorweg: Die Band war jeden einzelnen Cent der Eintrittskarte wert.


Da ich im Vorfeld nirgendwo etwas über eine Supportband gefunden hatte, bin ich auch nicht sonderlich erstaunt, dass die Bühne direkt für CHICKENFOOT vorbereitet ist. Um 20:20h geht mit leichtem Delay das Hallenlicht aus, und die ca. 3.000 bis 3.500 Fans in der mächtig abgetrennten Mitsubishi Electric Halle – selbst die Seitenränge sind fast auf halber Länge komplett abgehängt – werden zum ersten Mal laut. Michael Anthony, Joe Satriani, Sammy Hagar und Chad Smith Vertreter Kenny Aronoff werden lautstark begrüßt und steigen mit „Lighten Up" in ihr Set ein.
Was mir sofort auffällt, ist der hammermäßige Sound, für den diese Halle ja nicht gerade berühmt ist. Laut, druckvoll und perfekt gemischt rocken die Vier völlig entspannt und spielfreudig drauflos. Sammy Hagar, man darf nicht vergessen dass der Mann schon über 60 Jahre alt ist, singt wie ein junger Gott und ist ständig unterwegs und sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum. Meine Befürchtung, diese aus genialen Einzelkönnern zusammengesetzte Supergroup würde vielleicht nur lustlos ihren Stiefel runterspielen, ist bereits jetzt schon wie weggeblasen.

„Alright, Alright" folgt, und Joe Satriani soliert als wäre es das Einfachste der Welt. Unglaublich, wie die Finger dieses Mannes über das Griffbrett jagen, ohne dass er auch nur einmal darauf guckt. Und er ist nicht nur sauschnell, sondern spielt auch in den Passagen die es verlangen, wahnsinnig gefühlvoll. Zum Niederknien. Sammy Hagar, der sich zwischendurch immer mal den Schluck aus einer Flasche Alt gönnt, preist das Bier unserer Stadt mehrmals und beweist damit, dass er nicht nur singen und Gitarre spielen kann, sondern auch einen verdammt guten Geschmack hat. Überhaupt kommen die lockeren Ansagen zwischen den Songs von ihm immer sehr sympathisch rüber. Gesangstechnisch finde ich ihn sogar live noch stärker als auf den CDs.

Die Spaßnummer „Big Foot" macht nicht nur der Band enorm viel Spaß, sondern auch im Publikum wird die Stimmung von Song zu Song euphorischer. Auch bei „Sexy Little Thing" wird der Refrain lautstark mitgesungen. „Soap On A Rope" folgt mit einem grandiosen Gitarrensolo von 7-Saiten-Gott Joe Satriani, der mit seiner Performance den vielen anwesenden Freizeit- und Hobby-Gitarristen die Kinnlade runterfallen lässt.
„Up Next" ist John Carter, dem Co-Manager der Band gewidmet, der während der Aufnahmen zu „Chickenfoot III" seinem Krebsleiden erlag. Der Song ist aber alles andere als eine schwermütige Ballade, sondern ein Kracher vor dem Herrn und genau das, was sich John Carter laut Sammy Hagar auch gewünscht hätte. „My Kinda Girl" und „Down The Drain" begeistern nicht weniger. Aber die Band hat nicht nur Spaßsongs am Start, denn mit „Three And A Half Letter" gehen CHICKENFOOT den sozialkritischen Weg und zeigen sich eher nachdenklich.

Absolut geil kommt auch „Future In The Past", bei dem Sammy Hagar sich die rote Les Paul umhängt und ein grandioses Solo spielt, während sich Joe dezent im Hintergrund hält. Die Zeit ist bis hierher wirklich geflogen, denn der offizielle Teil der Show ist schon vorbei. Logisch, dass CHICKENFOOT nochmal rauskommen, schließlich hören die Fans nicht auf, die Band zu feiern, wovon sich Sammy Hagar sehr beeindruckt zeigt und sich artig bedankt. Nicht, ohne dabei wie bei dem ganzen Gig bisher grinsend seine Zahnreihen zu präsentieren. Ich meine, man hört solche Dankesreden ja öfter, aber hier und heute klingt das mehr als glaubwürdig.

Als Zugabe kommen mit den fulminanten „Different Devil" und „Oh Yeah" gleich zwei meiner Faves am Stück, und danach das Jimmy Hendrix Cover „Foxy Lady", an dem der Altmeister mit Sicherheit seine wahre Freude gehabt hätte. Mit seiner Interpretation des Songs lässt Joe Satriani die Fans erneut mit offenen Mündern zurück. Überhaupt fällt mir auf, dass CHICKENFOOT ihre Songs nicht einmal identisch wie auf den Alben spielen, sondern improvisieren bis der Arzt kommt
Langsam aber sicher gehen mir die Superlative aus. Das sehen die begeisterten Fans offensichtlich ebenso, denn erneut nehmen der Jubel und die „Chickenfoot! Chickenfoot!" Rufe kein Ende, was die Band dazu bringt, noch einen Song rauszuhauen. Mit der tollen Ballade „Come Closer" von „Chickenfoot III", bei der Sammy Hagar alles Gefühl in seine Stimme legt, zaubert die Band nicht nur bei mir eine fette Gänsehaut auf die Arme und schließt ein einmaliges Konzert ab, das, wenn es nach mir gehen würde, gerne nochmal von vorne hätte losgehen können.

Fazit: Das kann ja nur ein geiles Konzertjahr werden, wenn es schon mit so einem Hammer losgeht. CHICKENFOOT machen alles richtig, spielen mit unglaublichem Spaß ihre tollen Songs nicht einfach nur runter, sondern zelebrieren ihr komplettes Set. Und das durfte man ja nicht unbedingt erwarten, denn um meinen Kumpel Stefan zu zitieren: "Die legen so eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, und das ist so untypisch für eine amerikanische Band". Recht hat er.
Für mich ist dieses Konzert jetzt schon ein fettes Highlight in diesem noch jungen Jahr, und ich bin verdammt froh, diese Ausnahmekönner live gesehen zu haben. Für all diejenigen, die es aus was für Gründen auch immer verpasst haben, sei gesagt, dass der Gig vom ROCKPALAST mitgeschnitten wurde und bestimmt bald im TV, wenn nicht sogar als DVD zu bewundern sein wird.
Dass CHICKENFOOT auf ihrer Homepage den Gig als „Sold out" anpreisen, ist dann aber doch eher ein schlechter Witz, denn selbst trotz abgehängter Seitenränge waren noch genug Lücken auszumachen, was für mich die einzige wirkliche Enttäuschung an diesem Abend ist – die Band hätte definitiv eine ausverkaufte Hütte verdient.

Setlist:

Lighten Up
Alright Alright
Big Foot
Sexy Little Thing
Soap On A Rope
Up Next
My Kinda Girl
Down The Drain
Three And A Half Letters
Something Going Wrong
Turnin' Left
Future In The Past (guitar solo Sammy Hagar)
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Different Devil
Oh Yeah
Foxy Lady (The Jimi Hendrix Experience cover)
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Come Closer

http://www.chickenfoot.us