Geschrieben von Donnerstag, 17 August 2006 09:59

Sabaton, Custard & Children Of Wrath - Hamburg / Ballroom


sabaton
16.08.2006 - Hamburg Fischmarkt. Ich bibbere erbärmlich, weil aus der lauen Sommerluft urplötzlich ein ekliger kalter Wind wird, und meine Jacke bereits gemütlich im Ballroom liegt, ich aber nicht ran komme, weil noch kein Einlass ist. Man trinkt ein Bierchen und trifft erfreut Bekannte aus dem Ruhrpott, die extra wegen der jungen schwedischen Metalkapelle SABATON nach Hamburg gefahren sind. Als Support sollen die deutschen CUSTARD spielen.


Gegen 20:30 thrasht allerdings wer völlig anderes auf der Bühne herum. Ich wundere mic,h wer das denn nun sein soll, und bekomme mehrere Antworten. Entweder CHILDREN OF WRATH oder jetzt GODS OF HATE, das weiß keiner so genau. Die ersteren haben sich in zwotere umbenennen wollen, weil der erste Name abgekürzt "Cow" lautet und die das untrue finden, oder weiß der Geier. Ich hingegen finde diese Bandpolitik des Ballrooms immer ärgerlich, einfach noch eine Band draufzupacken, nichts zu sagen und der arbeitende Besucher steht dann da und weiß schon vor der Show, dass er den Headliner nicht zu Ende gucken kann. Sehr unschön.

COW spielen jedenfalls recht ordentlichen Thrash/Death-Metal  Das kommt recht kraftvoll rüber, der Gesang pendelt zwischen Growls und normalem Singen, und die überschaubare Schar vor der Bühne macht freundlich mit. Irgendwie will das zwar kein Ende nehmen, aber man unterhält sich halt über dieses und jenes, während die Leute lustig weiterrätseln, wer das da auf der Bühne ist, über das grade vergangene WackenOpenAir herziehen und ein wenig mit dem Fuß wippen. Ich denke die Herren, die seit 1998 als Band fungieren, machen zwar guten, aber leider nicht eindrucksvollen Metal. Klingt irgendwann alles ähnlich.

Als „most underrated band from Germany“ bezeichnen sich CUSTARD aus Herne. Seit 1987 sind die Herren auf der Bühne zu finden, aber so richtig geschnackelt es irgendwie nie. Man kennt sie, man mag sie, aber der Knoten will nicht platzen. Auf dem diesjährigen Rock Hard Festival boten sie einen überzeugenden Auftritt, man konnte also auf die anstehende Tour mit SABATON gespannt sein. Spielfreudig wie immer erscheinen CUSTARD auf der kleinen Bühne und bieten ihre Songs auf den Punkt gebracht dar. Sänger Guido ist gut bei Stimme und die Band spielt tight und kraftvoll. Die ersten vier bis fünf Reihen (was halt so vor die Säule im Ballroom passt) mosht erfreut mit und feiert die Herner ab, der Rest der Gäste hält sich am Tresen fest und fachsimpelt ein wenig. Im Laufe der Show hat der Soundmischer dann wohl irgendwas Falsches gegessen, weil der bis dahin recht gute Sound unerträglich wird. Es wird immer lauter und die Stimme von Guido immer schriller. Die Leute flüchten teilweise vor dem undefinierbaren Soundmatsch. „In Union We Stand“ als letzter Song kommt dann so gruselig rüber, dass man hinterher erleichterte „Plopps“ hörte, als die Leute sich die Stöpsel wieder aus den Ohren rupfen. Superschade. 

Laut Stageplan sollen SABATON um 22:45 auf die Bühne, um 23:20 ist es dann soweit. Ich knurre innerlich, weil ich die Jungs wirklich sehr gerne mal mit dem vollen Programm sehen wollte und die letzte Bahn nach Hause um kurz nach Mitternacht fährt. Na bravo. Die Stimmung bei den Fans ist aber gut angeheizt. Dem Mischer scheint es aber noch nicht besser zu gehen, weil  der Sound breiig ist. Davon lassen die jungen Helden sich aber mal gar nicht stören und verbreiten eine unglaubliche Spielfreude. Sänger Joakim sagte im vorhergehenden Interview zwar, dass sie zu Beginn einer Show entsprechend dem Thema Krieg eher ernst und böse rüberkommen wollen, aber hier und da ein breiter Grinser blitzt doch auf. Bereits beim zweiten Song „In The Name Of God“ vom aktuellen Album „Attero Dominatus“ singt die Schar frenetisch mit und reckt die Fäuste gen Betondecke. Die Performance von Joakim erinnert mich sehr an den jungen Geoff Tate, und auch stimmlich hat der Kerl einiges zu bieten. Obwohl einige Songs stark keyboardlastig sind, brettern die Schweden einem ihre Epen um die Ohren, dass die Elbe überschwappt. Was für ein Einstand auf der ersten eigenen Tour außerhalb Schwedens. Die Grinsebacken werden immer breiter und die Meute feiert, singt und bangt glücklich mit. Den Jungs um Pär und Joakim merkt man die Spielfreude bei jedem Song an, das ist gradezu herzerwärmend, wie sehr sie sich ob ihres Erfolges freuen. Die Gitarren-/ Drumarbeit harmoniert wunderschön, und selbst um den Tresen herum sieht man hier und da die Matten fliegen. Das Publikum ist für so eine Band viel zu schwach vertreten, es kommt einem der Ausdruck „Perlen vor die Säue“ in´s Gedächtnis. Aber so kann man vielleicht in ein, zwei Jährchen stolz von sich sagen: “Ja, ich war damals dabei, als SABATON ihren ersten Headliner-Gig in Hamburg spielten…“ Das hat sich wohl auch der Mischer gedacht, weil der Sound plötzlich wieder besser wird. Gottseidank. Und wenn es am schönsten ist, soll man ja gehen, in diesem Fall muss man gehen. Sehr schweren Herzens schnapp ich mir Jacke und Tasche, richte den Bookern von BlueSteel noch einen lieben Gruß an die Band aus und renne zur S-Bahn. Blöder Abschluß eines sehr netten Konzertabends mit einer der ansprechendsten Jungkapellen, die ich seit langem genießen durfte. Ich freu mich jetzt schon auf die GRAVEDIGGER/THERION/SABATON-Tour im Spätwinter 2007. Die endet nämlich in Hamburg, und nächsten Tag nehme ich mir Urlaub, egal was kommt! 

Setlist SABATON

Panzer Battalion
In The Name Of God
Attero Dominatus
Nuclear Attack
Rise Of Evil
Into The Fire
Wolfpack
Purple Heart
Back In Control
Light In The Black

Primo Victoria
Metal Medley