Geschrieben von Samstag, 27 Dezember 2014 16:36

Parkway Drive, Heaven Shall Burn, Carnifex & Northlane – Hamburg, Sporthalle

Es ist der vierte Advent und wie bei sicherlich vielen anderen auch, steht bei mir ein familiäres Adventskaffeekränzchen mit "Last Christmas", Plätzchen, Weihnachtsbaum und Kerzen an. Dieses Jahr liefert mir das im Vorfeld als "Tour Of The Year" angekündigte Doppel-Headliner-Event mit den zwei Hauptakteuren Heaven Shall Burn und Parkway Drive allerdings einen perfekten Grund, frühzeitig das Feld zu räumen.

Laut Ticket beginnt der Abriss um 19:30 Uhr, doch als wir zehn Minuten später die gut gefüllte, wenn auch lang nicht ausverkaufte Alsterdorfer Sporthalle betreten, haben die Aussie Hardcore Punks NORTHLANE bereits ihren Auftritt hinter sich und ein paar schwarz gekleidete, bleiche Gestalten stehen vor einem mit blutrotem Licht bestrahlten Schriftzug mit dem Namen CARNIFEX.

Die "Scharfrichter" zerlegen bereits im Vorfeld mit ihrem markerschütternden Geballer, gutturalem Gegrunze und Death-Metal-Gekeife die Sporthalle in Schutt und Asche. Ihre Mukke ist mir definitiv einen Zacken zu brutal – teilweise klingt es, als würde gerade ein Tier oder Ähnliches geschlachtet werden. Daher bin ich mir auch sicher, dass der von Frontmann Scott geäußerte "letzte" Wunsch "Hell Chose Me" ganz sicher erhört werden wird. Ich für meinen Teil freue mich jetzt nur noch mehr auf das kurz bevorstehende große Aussie / Ossie Battle.

Und Battle trifft es ziemlich gut, denn HEAVEN SHALL BURN und PARKWAY DRIVE teilen sich den heutigen Headliner Slot. Direkt zu Beginn stehen bereits die Drumkits beider Bands auf der Bühne, um einen fließenden Übergang zwischen beiden Sets gewährleisten zu können. Das Bühnenbild ist mega aufwänding und macht richtig was her: im Hintergrund prangt auf dem Backdrop eine wahrscheinlich australische oder amerikanische Großstadt und der Rest der Bühne sieht aus wie eine Art Schrottplatz. Durch oranges Licht und Qualm hinter der Bühne wirkt das ganze absolut apokalyptisch und erinnert sofort an die Mad Max Triologie mit Mel Gibson.

Auch das Intro zum ersten Block von Parkway Drive mit Hubschraubergeräuschen und zerberstenden Scherben deutet auf Endzeitstimmung hin. Bevor das Ende der Welt eingeläutet wird, lassen es sich die Scherzkekse aber nicht nehmen, ihren Gitarristen Jeff komplett alleine auf die Bühne rennen zu lassen, was dieser tatsächlich überhaupt nicht mitbekommt. Als der Groschen fällt, Jeff abwinkt und die Bühne wieder verlässt, hagelt es aus der belustigten, stimmungsgeladenen Menge "Zugabe"-Rufe. Dann lassen sich die Jungs auch nicht länger bitten und Fronter Winston gegrüßt uns mit einem freundlich-energischen "What's up, Hamburg? Let's go, let's go, let's go!"

Der Opener ist passenderweise "Wild Eyes", denn im dazugehörigen Video wird ebenfalls die Mad Max Thematik aufgegriffen. Der anfänglich hymnenartige "Oh oh oh" Chorgesang zum unverschämt eingänigen Anfangsriff wird direkt von den Fans aufgenommen und nach dem folgenden Konfettischauer ist absolut kein Halten mehr. Dass die Leute am Ausrasten sind, bekomme auch ich am eigenen Leib zu spüren, denn mitten aus der Menge kommt ein Schuh auf mich zugeflogen, der mich unschön und mit voller Wucht am Schlüsselbein trifft. Absolute Scheißaktion, das hätte auch anders ausgehen können!

Beim jetzt folgenden "Sleepwalker" wird es anscheinend vor der Bühne auch immer gewalttätiger, denn Winston ermahnt die Meute, doch bitte aufeinander aufzupassen. Nach meinem Lieblingssong "Karma" sind PWD von der tobenden Menge überwältigt und Winston kommentiert dies nur mit "Holy Shit, Hamburg". Belohnt werden wir außerdem durch Pyroflammen und Winston verspricht noch etliche weitere Überraschungen am heutigen Abend. Eine gibt es bereits zum Ende des ersten PWD Blocks, denn die Aussies covern "The Weapon They Fear" von ihren Mitstreitern Heaven Shall Burn, die direkt im Anschluss die Bühne übernehmen.

Ich muss sagen, dass ich persönlich bisher nicht sonderlich angetan war von den Thüringern, da sie mir immer eine Nummer zu heftig waren. Aber ich sollte heute eines Besseren belehrt werden. Im Vergleich zu den australischen Frohnaturen wirkt die Mukke der Saalfelder allerdings wesentlich ernster und verstörender und man hat den Eindruck, dass erstmal alles über einem zusammenbricht. Der Sound ist allerdings glaslar und es ist nicht zu fassen, wie vernichtend der zierliche Frontmann Marcus gröhlen und schreien kann.

Da die Band bei ein paar Shows der Tour offensichtlich nicht vollzählig war und einige der Carnifex Mukker erfolgreich aushelfen mussten, dürfen diese zum heutigen Tourabschluss noch einmal mit Heaven Shall Burn die Bühne rocken. Sänger Marcus ist ähnlich wie Winston sichtlich beeindruckt von der Größe der Halle und den Fanreaktionen und wirft daher nur so mit Superlativen um sich. Auch Heaven Shall Burn covern am Ende ihres ersten Sets einen Song von Parkway Drive („Unrest“) und verpassen dem Song einen absolut abartig fetten Breakdown am Ende, der mich sprachlos macht.

Für Ihr zweites Set bekommen Parkway Drive ihr eigenes Backdrop und stürmen die düstere, qualmende Bühne mit „Dark Days“. Ohne Luft holen zu können geht es weiter mit "Deliver Me" und dem Klassiker "Romance Is Dead". Die Hymne "Home Is For The Heartless" im Anschluss ist immer noch eines meiner absoluten Highlights und auch die übrigen Fans lieben diesen Song und gröhlen ihn textsicher mit. Die Stimmung könnte einfach nicht besser sein.

Um 21:45 Uhr wird es wieder etwas frostiger und blaues Licht und Schneeflocken schmücken das jetzt hochgezogene Backdrop von Heaven Shall Burn. Es geht los mit dem wunderbaren "Hunters Will Be Hunted", dessen Gitarrenmelodie ich auch am folgenden Tag nicht mehr aus dem Kopf bekomme – so herrlich! Diesmal eilt Jordan von Carnifex der Band zur Hilfe und Sänger Marcus fordert drei statt dem bisherigen einen Circle Pit, was seine Anhänger sofort artig umsetzen. Laut den Thüringern ist Hamburg wohl immer ein Highlight für die Band und wurde daher auch als krönender Abschluss gewählt.

Während des Sets wird noch ein Fan namentlich genannt, der am heutigen Tag sein 60. HSB Konzert besucht. Viel zu schnell rast die Zeit und vor dem letzten Song fordert die Band von den Männern die Metalhorns und die Mädels dürfen als Belohnung fürs Durchhalten der Metalshow auf die Schultern der Herren. Großartigerweise bescheren uns beide Bands im Wechsel dann noch jeweils eine Zugabe, wobei Parkway Drive ihren Klassiker „Carrion“ und Heaven Shall Burn, getreu dem Motto des Abends, das großartige "Endzeit" präsentieren, welches von theatralischen Streichern eingeleitet wird.

Es war ein fantastischer Abend mit einem tollen neuen Konzept, super motivierten, sympathischen Musikern und einer unersättlichen, begeisterungsfähigen Menge. Ich bin definitv für eine Zugabe im nächsten Jahr!

Setlist Parkway Drive:

Block 1

Wild Eyes
Sleepwalker
Karma
Dream Run
Idols And Anchors
The Weapon They Fear (Heaven Shall Burn Cover)

Block 2

Dark Days
Deliver Me
Romance Is Dead
Home Is For The Heartless
Horizons
Swing

Zugabe

Carrion

Photocredits © Mirco Meyer - lieben Dank an dieser Stelle!

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