Geschrieben von Sonntag, 25 März 2007 09:40

Thunder & Glyder - Bochum / Matrix


thunder_live


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24.03.2007 – Mal wieder war das Matrix in Bochum der Tatort des Geschehens, und mal wieder fand zeitgleich ein Länderspiel unserer Jogi-Buben statt. Und da es diesmal bei diesem Spiel um etwas ging, hatte ich im Vorfeld mit nicht wirklich viel Resonanz gerechnet. Wie man sich doch irren kann, denn anscheinend zieht richtig guter, bluesgetränkter Hard Rock immer noch die Massen in die Hallen, denn die Matrix war richtig gut gefüllt. 

Da ich überhaupt nicht mit einer Support Band gerechnet hatte, und diese auch nirgendwo angekündigt wurde, war ich mehr als überrascht, als vier junge Iren unter dem Namen GLYDER gegen 19:45 Uhr die Bühne enterten, und sich mit ihrem stark an THIN LIZZY anlehnenden Stil mächtig viele Freunde machten. Tony Cullen (vocals), Bat Kinane (guitars & backing vocals), Pete Fisher (guitars) und Davy Ryan (drums) machten auch keinen Hehl daraus, dass sie große THIN LIZZY Fans, aber auch von der ganzen Hard Rock Szene der 70er Jahre sind. Allerdings bringen sie auch eine ganze Menge Eigenständigkeit mit in die Songs ein, und so klangen Stücke wie „Colour Of Money“, „Stargazer“ oder „PUP (Pretty Useless People)“ ziemlich frisch und modern. 
Vor allem die zweistimmigen Gitarrenleads ließen bei einem THIN LIZZY Fan wie mir das Herz höher schlagen. Die knapp dreißig Minuten, die die Jungens (übrigens mit vollem Licht und Sound) Zeit hatten, sich dem deutschen Publikum zu präsentieren, haben sie meiner Meinung nach perfekt genutzt. Dem Applaus nach zu urteilen ging es dabei nicht nur mir so, denn der war doch intensiver als nur aus der Höflichkeit geboren. Klasse. Selbst wenn THUNDER jetzt nur einen mittelmäßigen Gig spielen würden, hätte sich der Abend für mich schon gelohnt. 

Nach einer knappen halben Stunde Umbaupause ging dann endlich das Hallenlicht wieder aus, und unter großem Jubel kamen Danny Bowes (vocals), Chris Childs (bass), Ben Matthews (rythm guitars), Harry James (drums) und Mastermind Luke Morley (guitars) auf die Bühne, um direkt mit „Backstreet Symphony“ mächtig Gas zu geben. Der Sound war vom allerfeinsten, sehr klar, transparent, druckvoll und laut, was zwar der ganzen Band gut zu Gesicht steht, aber  vor allem der brillanten, rauen Stimme von Danny Bowes zu Gute kam. Und dass er nebenbei auch noch ein verdammt guter Entertainer ist, bewies er, wie immer eigentlich, ebenfalls direkt von der ersten Minute an. Denn schon beim Opener animierte er die Fans zum Mitsingen und kommunizierte permanent mit ihnen. Ein Frontman der alten Schule eben, von dem sich einige der jungen „Möchtegern“ Stars locker zwei oder mehr Scheiben abschneiden können. Und das bezieht sich nicht nur auf die eben genannten Fähigkeiten, sondern auch auf den körperlichen Einsatz. Der Mann ist permanent in Bewegung und bleibt nicht eine Sekunde mal ruhig auf einer Stelle stehen. Verdammt gut in Form, der Gute. Respekt. 

Mit „Dirty Dreams“ kam dann direkt das erste Stück des aktuellen Albums, was der Resonanz nach zu urteilen auch bei den Fans hoch im Kurs zu stehen scheint, denn es wurde genauso frenetisch abgefeiert wie die Klassiker der Band. 
Insgesamt hatten es vier Stücke der neuen Scheibe in die Setlist geschafft, die sich nahtlos in den Reigen der älteren Songs einreihten. Danach griff die Band in ihren reichen Fundus an Klassikern, und ging mit „Higher Ground“, Low Life I High Places“, „Laughing On Judgement Day“ sowie „Gimme Some Lovin’ “ absolut kein Risiko ein.
Ich habe THUNDER schon mehrfach live gesehen, und jedes mal waren sie absolut ihr Geld wert. Doch im Vergleich zu den Auftritten in der Vergangenheit, hatte ich das Gefühl, die Band noch nie fitter, eingespielter und spielfreudiger gesehen zu haben, denn sie präsentierten sich als absolute Einheit, die enorm viel Spaß rüberbrachte. Dieser Spaß übertrug sich auch von der ersten Minute an auf das Publikum, denn auch hier waren permanent Bewegung und Singeinlagen angesagt.

„Robert Johnsons Tombstone“, der Titelsong des neuen Albums und als eine Hommage für den legendären Bluesmusiker gedacht, kam live noch viel intensiver als auf CD rüber, und wurde von einem etwas längeren blues harp solo von Luke Morley beendet, welches mehr als hörenswert war, und von den Fans mit lang anhaltendem Applaus bedacht wurde. 
Nach „A Million Faces“ kam dann mit „River Of Pain“ einer meiner Lieblingstracks von THUNDER, gefolgt von dem ebenfalls starken „The Devil Made Me Do It“. 
Und immer wieder spielte Danny Bowes mit dem Publikum, animierte zum Singen oder bestach durch witzige Ansagen und Bemerkungen. 
Nach „Fade Into The Sun“ war dann mit der Halbballade „Love Walked In“ zum ersten mal richtig Gänsehaut angesagt, und die Handys gingen reihenweise in die Höhe. 
Übrigens für mich eine ziemlich bescheuerte Entwicklung, denn es geht doch wirklich nichts über die gute, alte Feuerzeugflamme. Oder wer stellt zum Beispiel bei einem romantischen Abendessen ein Handy mit eingeschaltetem Display anstelle einer Kerze auf den Tisch? Eben. 

Die Spaßnummer „I Love You More Than Rock’n Roll“ beschloss dann den ersten Teil des Konzerts, das bis hier hin äußerst kurzweilig war. Aber natürlich kamen sie noch mal auf die Bühne zurück, und für „A Better Man“ durfte der, während des Gigs immer wieder lautstark gefeierte Drummer Harry James, mit einer Gitarre bewaffnet an die vorderste Front. 
Wie so häufig ist auch bei THUNDER der Drummer der Spaßvogel der Band, was ihn hier auch gleichzeitig zum Publikumsliebling macht. 
„Can’t Keep A Good Man Down“ und “Dirty Love”, DER THUNDER-Song schlechthin, beschlossen ein megageiles Konzert mit zwei Bands, die auch stilistisch prima zusammen passten. Und wenn sich dann auch noch die Rahmenbedingungen wie Licht, Sound und Publikum diesem hohen Level anpassen, kann man nach dem Gig eigentlich nur sagen: Wow, was für eine Abend. 

THUNDER sind in dieser Form einfach unschlagbar in ihrem Genre, und immer noch das Maß aller Dinge. Schön, dass sie es sich doch noch einmal anders überlegt haben, und die Instrumente noch nicht an den Nagel gehängt haben, denn so werden wir noch mächtig viel Spaß mit dieser Band haben.
 
Einziges Manko an diesem Abend: Es war einfach zu kurz. GLYDER hätten gut und gerne ihr ganzes, selbstbetiteltes Debütalbum spielen können, und bei THUNDER fehlten auch noch ein paar Klassiker im Programm. Aber darüber kann man eigentlich hinweg sehen, wenn der Rest so beeindruckend dargeboten wurde wie heute Abend. 
Wer auf bluesgtränkten Hard Rock der gehobenen Klasse steht, und auch einer jungen Band mit ihrer, an die Siebziger angelehnte Musik, eine Chance gibt, sollte sich das Package THUNDER / GLYDER irgendwo auf dieser Tour noch einmal reinziehen. Es lohnt sich. Wirklich.


Setlist THUNDER: 

Backstreet Symphony 
Dirty Dreams 
Higher Ground 
Low Life In High Places 
Laughing On Judgement Day 
Gimme Some Lovin’ 
Robert Johnson’s Tombstone 
A Million Faces 
River Of Pain 
The Devil Made Me Do It 
Fade Into The Sun 
Love Walked In 
I Love You More Than Rock’n Roll 
----------------------- 
The Girl Is Alright
A Better Man 
Can’t Keep A Good Man Down