Geschrieben von Dienstag, 15 Dezember 2015 16:59

Such Gold, The Uprising, Muncie Girls - Münster / Cafe Lorenz

Die New Yorker Band Such Gold Die New Yorker Band Such Gold
04.12.15 – Münster / Cafe Lorenz. Manchmal kann man auch einfach auf gut Glück auf eine Show gehen und sich dabei gut amüsieren. So geschehen an diesem Freitag in Münster, denn die einzige Band, die ich vorher überhaupt gehört hatte, waren die MUNCIE GIRLS aus England – und selbst von denen kannte ich nur zwei Songs (wovon einer auch noch ein RAMONES-Cover ist).

Diese Band eröffnete den Abend in Münster, obwohl der Laden noch ruhig etwas voller hätte sein dürfen. Das Trio scheint grade etwas größer zu werden, was man daran erkennt, dass sie bei uns auf Uncle M gelandet sind und bereits eine Split mit den GREAT CYNICS veröffentlichen konnten.

Und wenn man sich den Poppunk der Dame und ihrer zwei Männer so anhört, ist das auch nicht der schlechteste Splitpartner. Sehr sachte klingt das, vor allem auf den Gesang ausgelegt. Der war mir allerdings ein wenig zu „nett“ auf Dauer. Das habe ich so ähnlich schon mal druckvoller von den ebenfalls britischen CAVES gehört.
Was es allerdings wieder rausgehauen hat, war das Drumming. Die Musik war zwar zu keinem Zeitpunk schnell oder heftig, aber der Schlagzeuger hat sehr dynamisch, ideenreich und druckvoll gespielt und damit die komplette Band nach vorne gebracht. Auch die Gitarrenarbeit war gut und verdammt sauber, aber es war eben der Drummer, der dieser Band die Energie gegeben hat.

Die MUNCIE GIRLS selber hatten hier ihren letzten Tour-Tag und haben sich noch nicht so wirklich auf die lange Heimfahrt gefreut – dafür um so mehr, dass sie in Münster gut ankamen und vor allem von den anderen beiden Bands ziemlich abgefeiert wurden. Sie bedankten sich stets nach den Songs und man sah ihnen die Freude am Spielen an. Ein bisschen mehr Wumms hätte ich mir dennoch gewünscht.

Auf THE UPRISING hatte ich es bei dieser Show eigentlich nicht so wirklich abgesehen, da sie meines Wissens nach aus der Asche von RADIO DEAD ONES entstanden sind, mit denen ich noch nie etwas anfangen konnte. Aber die Berliner konnten mich dann doch überraschen.

Zum einen damit, dass ich ihren Bassisten kannte (Pesky, der bei FAR FROM FINISHED und den HUDSON FALCONS gespielt hat) und zum anderen damit, dass ihre Musik gar nicht so sehr nach simplem Streetpunk meets English Punk Rock klang, wie ich vermutete. Zwar kamen sie klar aus diesem Feld und die Nieten und der leopardfarbene Kopf des Sängers sprachen dafür, aber musikalisch hatten die vier Berliner mehr zu bieten, als nur drei Akkorde und die ewig gleichen Melodien. Vor allem der Einsatz zweier Gitarren, die eben nicht nur das Gleiche spielen, hat mir gefallen.

Auch THE UPRISING scheinen davor zu stehen, ihren Namen in aller Munde zu bekommen. So sind sie u.a. auf einer Split mit GET DEAD und TOYGUITAR vertreten, was man auch nicht einfach so aus dem Stand hinbekommt. Zwar sah mir einiges bei der Band noch stark nach „Attitüde“ aus, aber dennoch haben sie mir musikalisch wesentlich besser gefallen, als ich erwartet hätte. Die Band selbst war ebenfalls froh, spielen zu können, war auch von ihren Kollegen-Bands sehr begeistert und sammelte den ein oder anderen Sympathie-Punkt.
Im Gegensatz zu den MUNCIE GIRLS brachten die Berliner auch viel Bewegung auf die Bühne, wobei sich das leider nicht zwingend aufs Publikum übertrug – aber Münster ist auch nicht unbedingt eine Hochburg für diese Form des Punks.

SUCH GOLD kannte ich auch nur vom Namen her und war gespannt, weil mir der Name zur Zeit irgendwie überall entgegen springt. Ich selber hatte die Band gar nicht auf dem Radar und war überrascht, dass die Amis bereits im siebten Bandjahr sind. Das merkte man ihnen auch an, da sie ihre Version des melodischen Hardcores ziemlich tight und druckvoll performten. Vor allem der Bassist ging die ganze Zeit ab.
Musikalisch liegen sie irgendwo zwischen PROPAGANDHI, A WILHELM SCREAM und SET YOUR GOALS. Die Vocals sind clean und gehen ab und zu mal ins Shouten über, und zwischendurch darf immer mal wieder eine Prise Chaos in der Musik ausbrechen. An den Stellen werden sie dann noch mal etwas härter. Aber überhaupt haben sie eine schöne Mischung aus Melodie, Härte und Geschwindigkeit, ohne nach Schema F zu klingen.

Auch auf dem technischen Level gefielen mir die New Yorker ziemlich gut. Lediglich vom Schlagzeug hätte ich mehr erwartet. Zwar war das immer schön schnell unterwegs, aber solche Feinheiten wie bei den Saiteninstrumenten konnte ich nicht ausmachen. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch: Münster feierte jetzt SUCH GOLD und brachte sogar einen CirclePit in dem Laden – der auch extrem sympathisch von der Band angeleiert wurde. Aber mit viel Witz und Understatement kamen sie eh auf der menschlichen Seite gut an.

Mir kam das Set relativ kurz vor, aber das ist ja immer so, wenn man sich bestens unterhalten fühlt. Und genau das schafften SUCH GOLD auch. Abwechslungsreich und versiert beendeten sie den Abend im Lorenz und ließen mich beeindruckt zurück. Auf jeden Fall eine Band, die man sich gönnen sollte, wenn man mit melodischem Hardcore zurecht kommt.

Auch wenn mich nicht jede der drei Bands absolut begeistert hat, wurde ich doch von keiner enttäuscht. Und wie SUCH GOLD richtig feststellten, handelte es sich hier um drei ziemlich unterschiedliche Bands, die dennoch einen runden Abend besorgten.