Geschrieben von Donnerstag, 26 Juni 2008 10:51

Judas Priest & Iced Earth - Philipshalle / Düsseldorf


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23.06.08. - Eine Woche nach der Veröffentlichung ihres neuen und sehr zwiespältig aufgenommenem Konzeptalbum “Nostradamus” gaben sich JUDAS PRIEST in der Düsseldorfer Philipshalle die Ehre, das Metal Publikum davon zu überzeugen, dass sie immer noch die Metal Gods sind. 
Die Frage, ob sie das komplette Album durchspielen würden, wurde vor der Halle und an den Bierständen am häufigsten gestellt, und man konnte an den Reaktionen schon sehen, dass „Nostradamus“ die Fangemeinde von JUDAS PRIEST tatsächlich in zwei Lager gespalten hat. Es gab eigentlich nur „genial“ oder „Schrott“, gemäßigtere Meinungen die dazwischen lagen. hörte man so gut wie nie, was die Spannung auf den Gig im Endeffekt aber nur erhöhte, weil eigentlich keiner wusste, was jetzt genau passieren würde. 

Um 19:45 gingen die Lichter in der Philipshalle aus, die zwar nicht ausverkauft, aber richtig prall gefüllt war, und ICED EARTH enterten als Special Guest der Priester die Bühne, deren Hintergrund vom Cover der „Framing Armageddon“ CD überragt wurde. Dass Matt Barlow wieder zur Band zurückgekehrt ist, war wohl die beste Idee, die ICED EARTH Chef Jon Schaffer jemals hatte, denn auch wenn Tim Owens ein begnadeter Sänger ist, ihm fehlte einfach das Charisma, und ich hatte bei den Gigs die ich mit ihm gesehen habe immer das Gefühl, dass er nie richtig zur Band gehört hat. 
Das ist bei Matt Barlow ganz anders, denn der Mann stellt einfach etwas dar und passt auch stimmlich viel, viel besser zu den Songs. Auch die Titel wie zum Beispiel „Declaration Day“, die Tim Owens auf dem Album eingesungen hat, wurden live auf der Bühne durch Barlow nochmals zusätzlich gepusht. 
Dass sich ICED EARTH in diesem Line Up am wohlsten fühlen, konnte man zu jeder Sekunde sehen, denn die komplette Band zeigte sich sehr eingespielt und bewegungsfreudig und hatten sichtlich Spaß auf der Bühne, wozu der sehr gelungene Sound mit Sicherheit auch beigetragen hat. 
Neben Matt Barlow tat sich da im Besonderen Basser Freddy Vidales hervor, der nicht eine Sekunde still stand und bangte, was die Nackenmuskeln hergaben. Und mit Hymnen wie „Ten Thousand Strong“, „Coming Course“, „Dracula“, der aktuellen Single „I Walk Alone“ und dem als Zugabe gespielten „Melancholy (Holy Martyr)“ kann man dann auch nichts mehr falsch machen, und so wurden ICED EARTH zu Recht für einen energiegeladenen Gig, den sie nach genau einer Stunde Spielzeit beendeten, frenetisch abgefeiert. Mir hat eigentlich nur das melancholische „Watching Over Me“ gefehlt, das sich im Laufe der Jahre zu meinem absoluten Lieblings-Song von ICED EARTH entwickelt hat. 

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause und ein paar Altbierchen später, wurde es erneut dunkel in der Philipshalle, und als Intro ertönte „Dawn Of Creation“ vom aktuellen Album aus den Boxen der P.A., gefolgt von „Prophecy“ einem der live-kompatibelsten Songs der Scheibe. 
Untermalt von einer sehr stimmigen Lightshow kam Rob Halford in einer silbernen Robe gewandet auf einem der vielen Podeste von unten auf die Bühne gefahren. Mit einem Priesterstab in der Hand und der Kapuze auf dem Kopf wurde gleich klar, dass der Mann mal wieder verdammt gut bei Stimme war. 
Und, man höre und staune, der Song wurde im Refrain fast von der kompletten Fanschar in der Halle mitgesungen. Und mit dem nächsten Song beantwortete sich auch die Frage, ob JUDAS PRIEST das Konzeptalbum komplett durch spielen würden, denn es folgte der lautstark bejubelte Klassiker „Metal Gods“, wobei ich jetzt nicht sicher bin, ob die meisten Anwesenden wegen des Songs jubelten, oder aus Erleichterung, dass „Nostradamus“ doch nicht komplett gespielt wurde. Das lass ich jetzt einfach mal offen. 

Wie man das von JUDAS PRIEST Konzerten kennt, hielt sich Rob Halford nicht mit langen Reden zwischen den Songs auf, sondern führte die Band nahtlos durch „Eat Me Alive“, dem genialen „Between The Hammer And The Anvil“ und „Devil’s Child“. 
Zu „Breaking The Law“ kam dann überraschender Weise Doro Pesch zur Band auf die Bühne, und teilte sich mit Rob Halford die Vocals. Ich hab dann nur noch Haare fliegen sehen, allerdings nicht die von Doro Pesch sondern die von meinem Kumpel, der, sagen wir es mal vorsichtig, kein großer Fan der Düsseldorfer Blondine ist, und im Laufschritt den Bierstand in der Vorhalle aufsuchte. 
Rechtzeitig zu „Hell Patrol“ war er dann aber wieder da, und er hätte definitiv etwas verpasst, denn der Song knallte mächtig, und die gute Stimmung in der durch die hohen Außentemperaturen eh schon brütend warmen Philipshalle steigerte sich weiter und weiter. Glenn Tipton, K.K. Downing und Ian Hill praktizierten das JUDAS PRIEST typische Synchron-Posen, in das auch Rob Halford immer öfter mit einstieg. 
Im Grunde hätte zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Stromausfall verhindern können, dass der Abend zu einem Triumphzug für die Metal Gods werden würde. Band, Sound, Lichtshow und die Stimmung unter den Fans waren einfach vorbildlich. 

Da JUDAS PRIEST natürlich ihr neues Album promoten wollten, wurde mit „Death“ ein weiterer Song gespielt, und auch hier zeigte sich der Großteil der Fans bereits sehr textsicher. Nach „Dissident Aggressor“ folgte mit „Angel“ für mich persönlich das Highlight des Abends, weil ich diesen Song einfach abgöttisch liebe, obwohl er live nicht gerade ein Kracher ist, bei mir aber jedes Mal, wenn ich ihn höre, eine Gänsehaut hinterlässt. Absolut klasse. Spätestens jetzt wäre mir auch der bereits erwähnte Stromausfall egal gewesen. Aber glücklicherweise kam es ja nicht dazu, und bereits bei dem unverwechselbaren zweistimmigen Gitarren-Intro zu „The Hellion / Electric Eyes“ waren alle Pommesgabeln in der Luft. 
„Rock Hard, Ride Free“ habe ich auch schon lange nicht mehr live gesehen, und mit „Sinner“ wurde der zweite Song von „Sin After Sin“ zelebriert. Mittlerweile glichen die Temperaturen in der Philipshalle die einer Sauna, da die Stimmung auf dem Siedepunkt angelangt war. 

Dachte ich. Das war aber doch noch nicht der Fall, denn bereits nach den ersten Schlägen von Scott Travis auf sein Drumkit, das übrigens sehr erhöht auf einem Podest über dem Rest der Band thronte, wusste jeder, dass die Zeit jetzt reif war für den „Painkiller“. Und spätestens jetzt bestätigte sich die Aussage vom Beginn, dass Rob Halford gut bei Stimme war. Um genau zu sein habe ich den Mann noch nie besser singen hören. Es gibt Songs, die verlieren niemals ihren Reiz, egal wie oft man sie schon gehört oder live gesehen hat, und „Painkiller“ ist mit Sicherheit einer davon. 
Unter lauten „Priest, Priest, Priest“ Rufen verließen die Briten die Bühne, und diese Rufe ebbten auch nicht wirklich ab, sondern mutierten zu einem Jubelsturm, als Rob Halford mit der Harley auf die Bühne fuhr, was natürlich den „British Steel“ Klassiker „Hell Bent For Leather“ als erste Zugabe zur Folge hatte. 
„The Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown)“ wurde wieder von lauten Fangesängen begleitet, was vielleicht auch der Grund dafür war, dass Rob Halford sich dazu entschloss, zu „You’ve Got Another Thing Coming“ mit einer Deutschlandfahne um die Schultern auf die Bühne zu kommen, und damit ein absolut geniales JUDAS PRIEST Konzert zu beenden. 

Fazit: JUDAS PRIEST sind Heavy Metal, und in dieser Form einfach unschlagbar. Die beiden Songs vom neuen Album haben sich super in die Setlist integriert, und ich denke mit „Nostradamus“ oder auch „Future Of Mankind“ hätten noch zwei weitere Tracks des Albums das Zeug, live richtig in den Arsch zu treten. 
Rob Halford war schon immer ein begnadeter Sänger, aber zurzeit ist er offensichtlich in der Form seines Lebens. Sound gut, Lightshow gut, Bier gut, der Special Guest ICED EARTH gut, JUDAS PRIEST so spielfreudig wie selten zuvor, rund herum ein gelungener Abend. 
Einziges Manko waren für mich die T-Shirt Preise von 30€ an aufwärts, aber das ist ja mittlerweile leider schon normal. 

Setlist JUDAS PRIEST: 

01. Intro: Dawn of Creation 
02. Prophecy 
03. Metal Gods 
04. Eat Me Alive 
05. Between the Hammer and the Anvil 
06. Devil's Child 
07. Breaking the Law (mit DORO PESCH)
08. Hell Patrol 
09. Death 
10. Dissident Aggressor 
11. Angel 
12. The Hellion / Electric Eye 
13. Rock Hard, Ride Free 
14. Sinner 
15. Painkiller 
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16. Hell Bent for Leather 
17. The Green Manalishi (With the Two-Pronged Crown)
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18. You've Got Another Thing Coming 

http://www.judaspriest.com 
http://www.icedearth.com