Geschrieben von Sonntag, 26 Oktober 2008 10:04

Epica & Amberian Dawn - Essen / Turock


epica_-_promo


Link: http://www.epica.nl 
http://www.amberiandawn.com

25.10.08 Turock / Essen: Eigentlich stand das Package EPICA und AMBERIAN DAWN nicht so wirklich auf meinem Tourkalender, vor allem weil am selben Abend in Köln mit URIAH HEEP und  THIN LIZZY eigentlich eher meine Faves spielten. Aber einem Freund, der bekennender EPICA Fan ist, hatte ich vor Monaten erzählt, dass EPICA nach Essen kommen - und ihn gefragt, ob wir dort hin gehen sollen, ohne dabei an den anderen Gig zu denken. Dumm gelaufen, aber zugesagt ist zugesagt. Oder vielleicht ja auch doch nicht so dumm gelaufen. Der Abend sollte es zeigen. 

Das Turock in Essen war richtig gut gefüllt, und durch die lange Schlange am Einlass verzögerte sich der Beginn um 20 Minuten. Um 19:50h kamen unter großem Beifall die Finnen AMBERIAN DAWN auf die kleine Bühne, die laut eigenen Aussagen ihren ersten Gig außerhalb von Finnland spielten. 
Stilistisch passten die fünf Nordmänner und die Nordfrau perfekt zu EPICA, und auch optisch lassen sich zwischen AMBERIAN DAWN Sängerin Heidi Parviainen und Simone Simons von EPICA durchaus Gemeinsamkeiten feststellen. 
Die sehr kraftvollen Kompositionen der Songs, die bis auf das neue Stück „Shallow Waters“ von ihrem Debüt-Album „River Of Tuoni“ stammten, kamen auch live sehr gut rüber, was aber auch am wirklich guten Sound lag, den der Mann am Mischpult der Band mit auf den Weg gab. Aber auch an den beiden Gitarristen Tuomas Seppälä und Kasperi Heikkinen, sodass ich meine Befürchtung vom Keyboardklängen umwabbernden klassischen Gesang direkt nach den ersten Tönen als unbegründet über Bord werfen konnte. 
Und so rockten sich AMBERIAN DAWN wirklich klasse und durchaus professionell durch ihre Setlist und konnten das Publikum im Turock, das sie an sich schon mit offenen Armen empfangen hatte, immer mehr auf ihre Seite ziehen. Besonders haben mir „My Only Star“ und vor allem „Shallow Water“ gefallen, das einen schönen Vorgeschmack auf das nächste Album abgab. (Im Frühjahr 2009 soll es fertig sein, bisher fehlt aber ein Titel). 

Für den ein oder anderen Lacher sorgte immer mal wieder Bassist Tommi Kuri, der sich als nicht besonders sattelfest zeigte, was die eigenen Songtitel anging, aber auch gleichzeitig erhebliche Schwierigkeiten zu haben schien, die Titel von der Setlist abzulesen. Um 20:30h verließen AMBERIAN DAWN dann unter verdientem, lauten Beifall die Bühne des Turock und haben mit Sicherheit einige Fans dazu gewinnen können. 

Dass die meisten Fans aber tatsächlich wegen EPICA nach Essen gekommen waren, zeigte sich deutlich, als gegen 20:50h erneut die Hallenbeleuchtung ausging, und die einzelnen Musiker unter frenetischen Beifall zum Intro „Indigo“ die Bühne betraten. Da hier und heute der eigentlich Tourauftakt stattfand, war ich gespannt, wie eingespielt die Band sich zeigen würde, aber auch, ob Sängerin Simone Simons ihre ernste Erkrankung mit der MRSA Infektion vollends weggesteckt hatte. Um es vorweg zu nehmen, sie hat die Krankheit stimmlich 100%ig überstanden und wie der Rest der Band auch an diesem Abend eine tolle Leistung abgeliefert. 
Den Schwerpunkt hatten EPICA logischerweise auf ihr aktuelles Album „The Divine Conspiracy“ gelegt, von dem sie nicht weniger als sieben Songs spielten, wohingegen vom 2005er Album „The Score“ nicht ein Song Berücksichtigung fand. Hinter der Band wurde als Backdrop eine Leinwand aufgehängt, auf der während des gesamten Gigs bewegliche Bilder mittels eines Beamers geworfen wurden, welche die sowieso schon vor Atmosphäre strotzenden Songs passend untermalten. Das galt ebenso für die zwar klein gehaltene, aber sehr passende Lightshow.
Der Sound war mir persönlich bei den ersten drei Songs etwas zu basslastig, und ich hatte Probleme, die Gitarren wirklich differenziert herauszuhören. Das pegelte sich aber spätestens bei „Fools Of Damnation“ so weit ein, dass man alle Instrumente wirklich heraushören konnte. 

Highlights der kompletten Show waren für mich, neben meinen Faves „Cry For The Moon“, „Chasing The Dragon“ und dem ultralangen und live mit Sicherheit schwer zu spielenden „Consign To Oblivion“, immer wieder das gesanglichen Zusammenspiel von Simones klaren, klassischen Klängen und den Grunts und Growls von Gitarrist Mark Jansen, die sich einfach perfekt ergänzten. 
Ganz nebenbei entwickelte sich Mark zum Dauergrinser, der offensichtlich mächtig Spaß auf der Bühne hatte. Gitarrist Ad Sluijter spielte unauffällig aber souverän, Bassist Yves Huts ebenfalls, hatte aber den ganzen Gig über einen Gesichtausdruck, als wüsste er gar nicht genau, was er eigentlich hier auf der Bühne machen sollte. Drummer Arien van Weesenbeek entpuppte sich als echtes Tier hinter den Kesseln und trieb mit seinem tighten und punktgenauen Drumming seine Musikerkollegen im wahrsten Soinne des Wortes vor sich her.
Keyboarder Coen Janssen sorgte neben seinem Spiel mit seinen Grimassen ebenfalls für gute Laune, und über Simone Simons braucht man in dieser Form eigentlich kaum ein Wort zu verlieren. Ihr fressen die Fans förmlich aus der Hand, sie ist zu jederzeit der Chef im Ring, bangt bei den schnellen Passagen was das Zeug hält und leidet bei den ruhigeren Stelle mit ihrer Mimick und Gestik förmlich mit. In dieser Form sollte eigentlich  auch der kommerzielle Erfolg nicht lange auf sich warten lassen. Ich würde es den sympathischen Holländern von Herzen gönnen.

Fazit: Ein lohnender Abend mit zwei starken Bands, wobei mir AMBERIAN DAWN, die ich bis dahin noch gar nicht kannte, verdammt gut gefallen haben. EPICA habe das gespielt, was ich von ihnen auch erwartet hatte, und haben mich daher nicht überrascht, aber trotzdem mit ihren epischen und atmosphärischen Songs in ihren Bann gezogen. 
Zum Glück waren mit ca. 350 Metallern, die für einen sehr stimmungsvollen Rahmen sorgten, mehr Fans anwesend, als ich im Vorfeld vermutet hatte. Das lag aber auch daran, dass extrem viele Fans aus unserem Nachbarland Holland anwesend waren, die ihre Landsleute von EPICA beim Tourauftakt  unterstützen  wollten. 
Die Shirtpreise waren ok, auch wenn es anscheinend keine EPICA-Shirts mit Tourdaten gab. Vielleicht hab ich die aber auch einfach nur nicht gesehen. 
Wirklich einziger Kritikpunkt, wenn einem sonst nichts aufgefallen ist: Es gibt immer noch kein Altbier im Turock, und ich hab zum ersten mal seit Jahren einen THIN LIZZY Gig  verpasst. 

Setlist AMBERIAN DAWN: 
Intro 
Curse 
Sunrise 
Valkyries 
My Only Star 
Shallow Water (neuer Song)
Passing Bells 
My Wings Are My Eyes 
Fate Of The Maiden 
--- 
Lullaby 
River Of Tuoni 

Setlist EPICA: 
Indigo 
The Obsessive Devotion 
Sensorium 
Menace Of Vanity 
Fools Of Damnation 
Cry For The Moon 
Solitary Ground 
Quietus 
Seif Al Din 
Facade Of Reality 
Chasing The Dragon 
The Phantom Agony 
--- 
Sancta Terra 
Beyond Belief 
Consign To Oblivion