Geschrieben von Donnerstag, 06 November 2008 10:08

Firewind, Stormwarrior & Kiuas - Essen / Turock


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05.11.08. - Nachdem ich FIREWIND im Frühjahr leider verpasst habe, war ich umso erfreuter als ich las, dass sie Ende des Jahres noch einmal in Deutschland als Headliner spielen. Mit ihrem aktuellen Album „The Premonition“ haben sie die Aufmerksamkeit vieler neuer Fans gewonnen, daher war ich auch ziemlich gespannt, wie voll es im Turock in Essen werden würde. 
Das letzte Mal, als ich FIREWIND Live gesehen habe, haben sie als Support von DRAGONFORCE im noch kleineren Underground in Köln vor vielleicht 200 Leuten gespielt. 
Vorher sollte es aber mit den Norddeutschen Power Metallern STORMWARRIOR, die mit „Heading Northe“ ebenfalls ein saustarkes Album haben, die powermetallische Vollbedienung geben. Die Finnen von KIUAS zogen mit „The New Dark Age“ im Gepäck als erste auf die Bühne.

Für einen Ticketpreis von 13€ sollte das Turock mit diesem Package eigentlich aus allen Nähten platzen. Im Endeffekt waren es aber vielleicht großzügig geschätzte 200 Fans, die um 20:00h beim leicht verspäteten Abschalten der Hallenbeleuchtung die Arme nach oben rissen, und die Finnen KIUAS begrüßten. 
Die hatten von der ersten bis zur letzten Minute richtig Spaß auf der Bühne und profitierten von dem wieder mal hervorragenden Sound im Turock. Neben Sänger Ilja Jalkanen, der durch eine unglaubliche Livestimme und Perfomance auf der Bühne beeindrucken konnte, glänzte vor allem Gitarrist Mikko Salovaara immer wieder mit schnellen Läufen, die er offensichtlich aus dem nicht vorhandenen Ärmel zu schütteln schien. 
Drummer Marku Nreneva und der von Sänger Ilja als „Legolas“ vorgestellte Keyboarder Atte Tanskanen, beim dem sich gewisse Ähnlichkeiten mit der Figur aus dem Film „Herr Der Ringe“ tatsächlich nicht verleugnen ließen, spielten souverän ihre Parts, waren aber auf der Bühne eher unauffällig. Mittelpunkt der Show von KIUAS ist definitiv der Sänger, der immer wieder seine Dreadlocks kreisen lies und wahrscheinlich jeden Zentimeter der wirklich kleinen Bühnen im Turock ausnutzte. 
Die Setlist der Finnen zog sich durch alle bisher erschienen Alben, wobei mir die „älteren“ Songs wie „Of Ancient Souls“, „The Spirit Of Ukko“, aber vor allem das grandiose „Warriors Soul“ besonders gefallen haben. Verdienter Applaus des Publikums, als nach 35 Minuten die Hallenbeleuchtung anging. 

Nach einer Umbaupause legten um 20:50 Lars Ramcke und Co. unter dem Banner STORMWARRIOR mächtig los und sorgten mit viel Elan, Power und Spielfreude für ständig in Richtung Hallendecke gestreckte Pommesgabeln. Bei den ersten beiden Songs war der Sound noch nicht zu 100% ok, was aber auch vom Mann am Mischpult erkannt wurde, der fieberhaft daran arbeitete, vor allem den Gitarrensound zu optimieren.  Spätestens beim dem dritten Song bekam er es hin, und so konnten auch STORMWARRIOR ihre Titel in absolut transparenter Soundqualität ins Publikum schleudern. 
“Heavy Metal Fire“, „Thunderer“ vom ersten Album der Band, „The Holy Cross“, "Into The Battle“, „Odinn’s Warrior“ und natürlich der Titeltrack des aktuellen Albums „Heading Northe“, der sich live zu einer richtiggehenden Hymne mauserte und im Refrain lauthals von den Fans mitgesungen wurde, machten ordentlich Stimmung. 
Auch die Jungens von KIUAS hatten sich mittlerweile am Merchandiser-Stand eingefunden und bangten lustig mit den Fans um die Wette. Mark Cross, der Drummer von FIREWIND, hatte es sich dagegen hinter dem Mischpult etwas bequemer gemacht, war aber offensichtlich ebenfalls von STORMWARRIOR begeistert. 
Die Jungens aus dem hohen Norden stellten aber auch eindrucksvoll ihren Ruf als energiegeladener Liveact unter Beweis, den sie sich im Laufe der letzten Jahre erspielt haben, und sind mittlerweile viel mehr als nur ein Geheimtipp. Klasse Performance und tolle Songs. 
Spätestens jetzt hatte sich die Fahrt nach Essen schon gelohnt, und das, obwohl der Headliner noch gar nicht gespielt hatte. 

Die Umbaupause war wieder überraschend kurz, aber schließlich musste ja auch die Verspätung wieder etwas aufgeholt werden. Um 22:00 war es aber soweit, und die Lichter wurden erneut unter den Klängen des Intros heruntergefahren. Petros Christo, Bob Katsionis, Mark Cross, Apollo Papathanasio und Gus G. betraten unter lautem Jubel die Bühne und legten mit „Into The Fire“ einen absoluten Traumstart hin. 
Als ich FIREWIND das letzte Mal in Köln gesehen habe, war Sänger Apollo gerade neu in der Band und wirkte noch ein wenig deplatziert. Heute Abend, fast auf den Tag genau zwei Jahre und wahrscheinlich hunderte Gigs später, zeigten sich FIREWIND als homogene Einheit, die sich nicht eingespielter hätte präsentieren können. 
Bob, Gus und Apollo waren die Aktivposten auf der Bühne, wohingegen Bassist Petro nur gelegentlich aus sich herausging und bangte, ansonsten aber eher den ruhenden Pol darstellte. Drummer Mark Cross, der ja für sein wirklich punktgenaues Spiel bekannt ist, trieb den Rest der Band gewohnt souverän nach vorne und hatte während „The Silent Code“ auch die Möglichkeit, mit einem Solo zu glänzen, wobei ich feststellen muss, dass es sich zwar cool anhörte, aber auch nicht vermisst worden wäre. 
„My Loneliness“ hat mich dann fast umgehauen, weil es a) einer meiner Lieblingssong vom neuen Album ist und b) weil ich niemals gedacht hätte, dass Apollo diesen Track live so geil singen kann. Hut ab! Bei den Fans und der Band schaukelte sich von Song zu Song die Begeisterung höher, und man konnte gut am Dauergrinsen von Apollo erkennen, dass ihm der Gig auch Spaß machte. 
Bei "Mercenary Man" ging mir bei der Album-Version schon durch den Kopf, dass ich selten mehr THIN LIZZY Einflüsse bei einer so jungen Band gehört habe. Das toppen zur Zeit eigentlich nur GLYDER.  Live kamen die zweistimmigen Leadgitarren und die Melodieführung aber noch eine Ecke genialer als auf der CD. Gary Moore, Scott Gorham und John Sykes lassen grüßen. 
Tja, und was soll man über Gus G. und sein Gitarrenspiel noch großartig sagen? Der Mann ist einfach ein Virtuose, der die schwierigsten Läufe mit einer Leichtigkeit spielt, als wäre es die einfachste Sache der Welt. Er schafft es spielend, die Fans in seinen Bann zu ziehen, und ich habe bei vielen Soli offene Münder der Bewunderung unter den Zuschauern sehen können. 
Wenn die Zeit auf einem Konzert wie im Fluge vergeht, ist es meisten gut, und so war ich auch diesmal wieder total überrascht, als die Band sich nach „I Am The Anger“ verabschiedete und bereits 15 Songs gespielt hatte. Natürlich kamen sie aber noch mal zurück, allerdings mit dem Song, auf den ich liebend gerne hätte verzichten können, nämlich der Coverversion von „Maniac“. Der Rest der Fans sah das anscheinend anders und sang den Song lauthals mit und feierte die Band nach allen Regeln der Kunst ab. „Falling To Pieces“ beendete dann einen denkwürdigen Gig, an den ich bestimmt noch lange denken werde. Unter den vielen Konzerten in 2008 war dieser Abend mit Sicherheit einer der Besten. 

Fazit: Wenn ihr die Möglichkeit habt, dieses geniale Package in eurer Nähe zu sehen, dann solltet ihr nicht länger überlegen, sondern sofort ein Ticket kaufen, selbst wenn die Bands nicht zu euren Faves gehören. Für unter 15€ drei so hochklassige Livebands zu sehen, ist ja wirklich fast geschenkt. KIUAS haben mich sehr überrascht, STORMWARRIOR haben die energiegeladene Show gespielt, die ich von ihnen erwartet habe, und FIREWIND haben mich mit ihrer Frische und Unbekümmertheit, mit der sie trotzdem auf so hohem Niveau spielen, mal wieder restlos begeistert. 
Und zur Richtigstellung vom letzten Konzertbericht aus dem Turock: Es gibt doch Altbier! Man muss nur die richtige Bedienung fragen, dann klappt es auch in Essen mit einem Stück Düsseldorf. ;-)

Setlist FIREWIND: 

Intro „Steeler“ (Radio Zap) 
Into The Fire 
Head Up High 
Kill To Live 
Allegiance 
Angels Forgive Me 
Silent Code (mit Drum Solo) 
Circle Of Life 
Fire & Fury 
My Loneliness 
Brothers Keeper 
Mercenary Man 
Tyranny 
Till The End Of Time 
Between Heaven & Hell 
I Am The Anger 
--- 
Maniac 
Falling To Pieces 

http://www.firewind.gr 
http://www.stormwarrior.de 
http://www.kiuas.net