Geschrieben von Samstag, 15 November 2008 10:12

Deep Purple & Gotthard - Oberhausen / KöPi-Arena


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13.11.2008 - DEEP PURPLE haben zu ihrem 40jährigen Bühnenjubiläum geladen, was alleine schon Grund genug wäre, an diesem Abend zur König-Pilsener Arena nach Oberhausen zu pilgern, denn diese Leistung verdient es tatsächlich, gefeiert zu werden. 
Ganz nebenbei gelten die Briten aber auch als Gründungsväter des Hard Rock und haben unzählige nachfolgende Bands maßgeblich beeinflusst. Ein weiteres Argument, sich dieses Konzert nicht entgehen zu lassen, wurde mir aber erst in der Halle klar, denn endlich war ich mal wieder einer der jüngeren Besucher eines Konzertes. 
Vor DEEP PURPLE hatten aber zuerst die Schweizer GOTTHARD die Ehre, das Publikum warm zu spielen. Die Jungens blicken ja mittlerweile auch schon auf eine über 15jährige Bandhistorie zurück, und haben sich bis auf die ca. 2 Jahre, in denen sie sich mehr um Airplay und Balladen gekümmert haben als um deftigen Hard Rock, mit jedem Album gesteigert. 

Die KöPi Arena in Oberhausen war satt gefüllt, aber von der Optik her nicht ganz ausverkauft, als es pünktlich um 20:00h dunkel wurde und das Intro für die Eidgenossen ertönte. GOTTHARD legten mit „Masters Of Illusion“ einen blendenden Start hin, wobei der Sound wie immer in Oberhausen recht gut und transparent, nur für meine Begriffe eine Spur zu leise war. Logisch, dass die volle Leistung der PA für den Headliner reserviert war, aber trotzdem hätte es ein Pfund mehr sein dürfen. Sei’s drum, die Jungens rockten ordentlich los, und Sänger Steve Lee ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass er einer der besten aktuellen Live-Sänger ist, die zurzeit unterwegs sind. 
Der Mann singt auf der Bühne noch besser als auf den Alben, was man leider von vielen anderen Sängern heutzutage nicht gerade behaupten kann. 
Bassist Marc Lynn, der Mitte des Jahres durch die Folgen eines Motorradunfalls noch außer Gefecht gesetzt war, stand glücklicherweise ebenfalls wieder mit auf der Bühne, wodurch die Band in gewohntem und sehr eingespielten Line Up agieren konnte. 
Leider war das Publikum in Oberhausen ziemlich verhalten und applaudierte nur zwischen den einzelnen Songs. Während der Lieder kam eigentlich so gut wie nie richtige Live-Stimmung auf, was aber bestimmt nicht an der Performance von GOTTHARD lag, denn die gaben tatsächlich alles, um das Publikum aufzurütteln. Und wer bei so geilen Live Granaten wie „Mountain Mama“, „Top Of The World“, „The Oscar Goes To…” und “Said And Done” die Arme nicht nach oben bekommt, ist es selber Schuld, oder tatsächlich wirklich nur wegen DEEP PURPLE angereist. 
Wie dem auch sei, GOTTHARD haben mir mal wieder verdammt gut gefallen, wobei mir eine Ballade bei einer Spielzeit von knapp 60 Minuten auch gereicht hätte, denn „Falling“, live nur vom Piano begleitet, war der absolute Hammer. Stattdessen hätten die Jungens besser noch „Fist In Your Face“, „Standing In The Light“ oder „Mighty Quinn“ einbauen sollen. Aber welche Band mit so vielen Alben im Rücken kann es den Fans mit der Setlist überhaupt Recht machen? 

Um 21:10 war dann Schluss, und zumindest jetzt erhielt die Band ihren wohl verdienten Schlussapplaus, was hoffen lässt, dass sie mit diesem energiegeladenen Gig doch noch den ein oder anderen „älteren“ Fan erreicht haben. Und ich war jetzt gespannt, ob sich die mangelnde Begeisterung bei DEEP PURPLE ändern würde. 
Für ein Konzert dieser Größenordnung war die Umbaupause erfreulich kurz, denn bereits 20 Minuten nach dem GOTTHARD die Bühne verlassen hatten, gingen erneut die Lichter aus, und Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Steve Morse und Don Airey kamen unter großem Jubel auf die Bühne. Geht also doch. 

Der Sound war jetzt zwar wie erwartet lauter, dafür allerdings nicht so perfekt gemischt, denn die Vocals von Ian Gillan waren mir etwas zu sehr im Hintergrund und konnten sich zumindest bei den ersten drei bis vier Songs kaum gegen den Rest der Band durchsetzen. Ab „Rapture Of The Deep“ wurde es dann aber besser. Einen großartigen Bühnenaufbau hatten sich die Briten ebenfalls gespart, was dann wohl auch der Grund für die kurze Umbaupause war. 
Dafür hatten sie eine wirklich gelungene Lightshow am Start, welche die Songs atmosphärisch sehr schön unterstrich. Die beiden Videowände, die rechts und links neben der Bühne platziert waren, sorgten dafür, dass man von jedem Punkt der Halle einen guten Blick auf die Show hatte. Überraschenderweise waren relative viele „junge“ Songs wie „Sometimes I Feel Like Screaming“, „Knockin’ At Your Backdoor“, „Perfect Stranger“, „Wrong Man“ oder auch „Rapture Of The Deep“ in der Setlist, die aber vom Publikum genauso gefeiert wurden wie die alten Klassiker. Der Trend, der schon bei GOTTHARD zu erkennen war, nämlich sich während der Songs eher ruhig zu verhalten, und nur zwischen den Titeln laut und frenetisch zu jubeln, setzte sich beim Publikum auch bei DEEP PURPLE leider fort, was mir auf Grund von Songs wie denen von meinem persönlichen DEEP PURPLE Lieblingsalbum „Machine Head“, von dem sie mit „Pictures Of Home“, „Highway Star“, „Space Truckin’“ und natürlich „Smoke On The Water“ satte vier Tracks spielten, eigentlich unerklärlich war. 
Vielleicht lag es dann doch auch an dem etwas höheren Durchschnittsalter im Publikum, dass der Abend relativ locker, gemütlich und entspannt über die Bühne ging. Die Band zumindest gab alles, zeigte sich durch permanentes Dauergrinsen bei allen Mitgliedern äußerst gut gelaunt, auch wenn Drummer Ian Paice sein Grinsen öfter mal durch Luft schnappende Mundbewegungen unterbrechen musste. Sein Spiel war aber trotzdem über jeden Zweifel erhaben, und der Mann steckt mit Sicherheit auch heute noch viele Drummer dieses Genres in die Tasche. 

Absolutes Highlight war für mich persönlich das Gitarrenspiel von Steve Morse. Unglaublich, was der Mann für Töne aus seinem Instrument zaubert, und vor allem mit welcher Leichtigkeit er dies tut. Selbst absolut verfrickelte Soli spielt er mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen. 
Diese Performance war reif für die Lehrbücher. Was GOTTHARD mit ihrer Setlist schon nicht schaffen konnten, ist bei einer Band wie DEEP PURPLE schlichtweg unmöglich. Ich denke, nicht nur mir haben einige Songs wie zum Beispiel „Soldier Of Fortune“, „Stormbinger“, „Child In Time“ oder auch „Mistreated“ gefehlt, um nur einige zu nennen, aber mit 40 Jahren Bandgeschichte im Rücken wären wahrscheinlich auch nach 5 Stunden Spielzeit nicht alle Faves der Fans zum Zuge gekommen. 
Mit dem obligatorischen „Smoke On The Water“ verabschiedeten sich die vier Briten und der eine Amerikaner von der Bühne, wurden aber natürlich durch laute „Zugabe, Zugabe“ Rufe noch einmal zurück geholt. 
Es folgte noch ein absolut geniales „Hush“ und ein ebenso fettes „Black Night“, die mit einem netten Bass-Solo von Roger Glover verbunden wurden, bevor sich die Band ein letztes Mal vor ihren treuen Fans verbeugte. 

Fazit: Auch wenn mir viele widersprechen werden, finde ich dass DEEP PURPLE und GOTTHARD als Package auf einem Konzert super zusammen gepasst haben. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass hier zwei verschiedene Generationen an Musikern auf der Bühne gestanden haben, und dass es GOTTHARD ohne DEEP PURPLE mit 100%iger Sicherheit gar nicht geben würde. 
DEEP PURPLE haben 40 Jahre Musikgeschichte auf dem Buckel und vielen Bands den Weg geebnet, wofür ihnen alleine schon mein absoluter Respekt sicher ist. Dass sie nach so vielen Jahren immer noch so motiviert und mit dermaßen offensichtlichem Spaß an der Sache auf der Bühne agieren, spricht nur noch mehr für sie. 

Setlist GOTTHARD: 
Masters Of Illusion 
Gone Too Far 
Top Of The World 
The Call 
Solo Freddy Scherer 
Mountain Mama
 All We Are 
Solo Leo Leoni 
Sister Moon 
Falling 
Let It Be 
Said And Done 
The Oscar Goes To… 
Lift You Up 
Anytime Anywhere 

Setlist DEEP PURPLE: 
Pictures Of Home 
Things I Never Said 
Into The Fire 
Strange Kind Of Woman 
Rapture Of The Deep 
Wrong Man 
Contact Lost 
Solo Steve Morse 
Knocking At Your Back Door 
Sometimes I Feel Like Screaming 
Wring That Neck 
The Battle Rages On 
Solo Don Airey 
Perfect Strangers 
Space Truckin' 
Highway Star 
Smoke On The Water 
--- 
Hush 
Solo Roger Glover 
Black Night 

http://www.deep-purple.com 
http://www.gotthard.com