Geschrieben von Montag, 25 Mai 2009 19:52

Thrash And Burn Festival - Münster / Tryptichon



Münster, 24.04.09 -Wenn ein so hochkarätiges Lineup in der relativen Nachbarstadt aufspielt, muss man wohl seinen Hintern einfach in Bewegung setzen. Leider war selbiger und der Rest von mir vorher noch auf diesem notwendigen Übel namens Arbeit festgehalten worden, weswegen ich erst gegen ca. 19 Uhr im Tryptichon sein konnte. Und damit hatte ich dann leider bereits SUCCESS WILL WRITE APOCALYPSE ACROSS THE SKY und ARSONISTS GET ALL THE GIRLS verpasst.

Nun gut, zumindest von letztgenannter Band haben wir noch von draußen den letzten Song mitbekommen (die klangen doch einiges mehr nach Hardcore, als ich sie von Platte her in Erinnerung hatte), als wir uns noch wunderten, warum das Konzert nicht in der größeren Sputnik-Halle stattfand. Aber im Laufe des Abends wurde klar, dass hier wohl die optimale Größe für dieses Konzert gefunden wurde. Denn es war am Schluss wirklich gut gefüllt, aber eben nicht zu vollgestopft. Trotzdem wundert es mich ein wenig, dass diese Bands nicht mehr Fans gezogen haben - A DAY TO REMEBER hatten vor ein paar Wochen die größere und benachbarte Sputnikhalle ausverkauft.

Im Laden selber angekommen, waren auch schon direkt WAR FROM A HARLOTS MOUTH an der Reihe (obwohl ich eigentlich vermutet hatte, sie würden als einzige deutsche Band die Bühne ein wenig später betreten) und legten auch direkt mit „They Come In Shoals" vom neuen Album los. Während der ersten beiden Songs wippte das Publikum eher nur etwas mit, freute sich über die gute Band und überließ das Rumgehaue zwei, drei Hardcorekids. Aber ab dem dritten Song hatten die Berliner das Publikum in der Tasche, und die Show wurde merklich lebhafter. Der „neue" Sänger ließ die Kids in der ersten Reihe immer wieder gerne ein paar Schreie durch sein Mikro übernehmen, und man sah der Band an, wie viel Spaß ihnen der Gig machte. Und bei „Uptown Girl" gab es dann wirklich kein Halten mehr: Kids und Band rasteten völlig aus, und ich war heilfroh, nicht in der Mitte des Pits stehen zu müssen - soviele Arme und Beine flogen hier durch die Luft. Die Berliner waren schwer angetan, und das Publikum sich vermutlich größtenteils einig, eine verdammt gute Show gesehen zu haben, die meinetwegen auch gerne hätte später am Abend und vor mehr Publikum stattfinden dürfen!

Als nächstes standen CARNIFEX auf dem Programm. Irgendwie hatte ich nie sonderliche Lust, mich mit dieser Band zu beschäftigen, aber nach diesem Gig könnte es sich ändern. Denn die Amis haben hier in der Tat die Bude abgerissen. Ihre Musik erinnerte mich stark an Bands wie SUICIDE SILENCE, und auch das Publikum brachte klar zum Ausdruck, dass ihnen der DeathCore des Fünfers mehr als gut gefiel. Und so wurden auch direkt zu Beginn ihres Sets die Arme und Beine durch die Luft geschwungen, als gäbe es kein Morgen mehr. Aber die Band ist ja mittlerweile nicht das erste Mal auf Deutschlandtour und hat sich somit vermutlich schon einige Fans machen können - und ich kann das jetzt auch nachvollziehen. Klar gibt es originellere Musik, aber dennoch haben die Jungs gewaltig Arsch getreten.

Wo wir grade bei individuellerer Musik sind: BENEATH THE MASSACRE habe ich leider verpasst, weil ich in einem Gespräch mit dem Gitarristen von SWWAATS vertieft war, der mir zunächst den Film „Naked Lunch" erklären wollte (den ich mit 15 gesehen und definitiv nicht verstanden habe) und sich danach doch noch ein paar Klischees bezüglich seiner Südstaatenherkunft hingegeben hat. Eventuell (ich will hier niemandem etwas unterstellen) gehört er schon noch zu denjenigen Südstaatlern, die sich eventuell etwas schwer tun mit der Artenvielfalt, und außerdem ist er ein stolzer Waffenträger - zumindest theoretisch, da seine wunderbare Verfassung ihm das ja ausdrücklich erlauben würde. In Gesprächen mit Amis bin ich ab und zu immer wieder mal verblüfft...
Gut, einen Song von BTM habe ich dann doch noch mitbekommen und war wie vor die Wand gefahren. Meine Güte sind die Jungs schnell und präzise. Ein reines Riffgewitter mit wesentlich mehr Noten pro Sekunden als die meisten Bands des Abends. Das nenne ich Brutalität. Auf der anderen Seite fand ich die Musik aber auch durchaus anstrengend - vor allem, wenn man die Songs vorher nicht kennt. Wer auf der Suche nach frickeligster Auf-Die-Fresse-Mukke ist, sollte auf jeden Fall mal diese Band antesten!

Nun war es aber endlich soweit und die Band, auf die ich mich am meisten freute, betrat endlich die Bühne. DARKEST HOUR legten auch direkt los. Ab dem ersten Ton gab es kein Halten mehr, was nahezu verwunderlich war, da die Musik ja nichts mit MetalCore zu tun hat und auch nicht in diese Extrem-Schiene geht wie SWWAATS oder BTM. Aber es wurde gekämpft, gedrängelt, mitgesungen, gestagedivt und einfach alles gemacht, zu was einem solche Musik verleiten kann. Und ähnlich wie beim letzten Mal als ich die Amis sah, war ich auch dieses mal wieder überrascht, wie sehr die Jungs auf der Bühne abgehen, obwohl sie nicht grade wenig auf ihren Instrumenten zu tun haben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bands des Abends wippten sie nicht nur im Breakdowntakt mit, sondern wirbelten eher wie eine Punkband über die Bühne und standen dabei meist am Rand der Bühne, was ihnen eine große Portion Fannahbarkeit bescherte. Musikalisch wurden die letzten Alben bedient, Songs wie „Convalescence" schienen Gemeingut zu sein, und so wurde das Mikro auch gerne mal in die Menge gehalten. Wie zu erwarten glich der Auftritt dieser Band einem Triumphzug, und sie hatte das Publikum ohne Probleme im Griff! Geiler Gig!

Mit BLEEDING THROUGH kam dann wieder etwas mehr Tough Guy-Attitüde auf die Bühne zurück. Und irgendwie war ich bereits von DARKEST HOUR mit einer Vollbedienung gesegnet worden (und natürlich auch mit Fußtritten derjenigen, die ohne vorher zu gucken von der Bühne ins Publikum gesprungen sind) und konnte mich erst gar nicht richtig auf die Herren und die Dame am Keyboard einstellen. Aber durch ein gutes Set konnten auch BT begeistern. Am meisten wunderte es mich allerdings, dass der Sänger seine Cleanparts tatsächlich gar nicht mal so schlecht gelöst hat. Auf Platte kann man ja bereits hören, dass dies nicht unbedingt sein absolutes Element ist, aber soweit es der Sound im Tryptichon hergab, schien er gar keine so schlechte Figur zu machen. An und für sich müsste ich jetzt vermutlich von „keine schlechte Figur" auf die Keyboarderin zu sprechen kommen, die mit ihrem Aussehen definitiv dem ein oder andern im Publikum eine Freude gemacht hat - aber was soll man auch bei soviel Testosteron in einem Raum erwarten. BLEEDING THROUGH als Ganzes konnten sich bereits durch einiges Songmaterial durchspielen, aber für mich waren die Stücke der „This Is Love..." die Favoriten an diesem Abend (auch das Sample von „Der blutige Pfad Gottes" wurde eingespielt). Der Sänger entpuppte sich aber auch über das gesamte Set als guter Fronter und machte einen wirklich guten Job - ich hatte den ja immer eher für einen übertriebenen Muskel-Spakko mit Dumbatz-Attitüde gehalten, was ich jetzt auf jeden Fall wieder schnell vergessen werde.

Obwohl ich eigentlich mit noch mehr Publikum gerechnet hatte, war der Abend definitiv eines der Konzerthighlights des Jahres und hat wirklich gute Band in unsere Breitengrade gebracht. Und auch die Stimmung unter den Bands schien recht gut zu sein, man konnte recht einfach und locker mit Leuten ins Gespräch kommen. Die Tour wird diese Bands jetzt noch durch halb Europa bringen und mit Sicherheit noch viel gute Laune und tonnenweise Schweiß sorgen!