Geschrieben von Montag, 01 April 2019 09:45

Deserted Fear, Carnation, Hierophant - Der Bericht aus dem Metzinger Club Thing

Foto: Manuel Glatter Foto: Manuel Glatter

24.03.2019, Metzingen – Mit DESERTED FEAR hält ungewohnte Härte in der schwäbischen Provinz Einzug. Lest hier den Bericht eines Abends, bei dem nicht nur der Headliner zu brillieren wusste.

Schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche muss die schwäbische Fashion-Outlet-Metropole Metzingen einen Sturm metallischer Klänge über sich ergehen lassen. Nachdem PESTILENCE schon unter der Woche den kleinen Club Thing am Stadtrand in Schutt und Asche gelegt hatten, geben sich an diesem lauen Sonntagabend die Thüringer Death Metaller von DESERTED FEAR die Ehre. Lederjacke statt Markenshirt, Biergeruch statt Erdbeerparfum – manch einer würde von Fortschritt reden. 

Hierophant

Mitgebracht haben die metallischen Lieblingsossis an diesem Abend zudem die Italiener von HIEROPHANT. Das bedeutet düsteren Sludge-Black-Metal-Verschnitt mit ordentlich Abwechslung und viel Atmosphäre. Zwar ist der ein oder andere Ausbruch klassischer Metal-Theatralik zu viel des Guten, doch an der musikalischen Umsetzung lässt sich nichts bemängeln. Dank hervorragender Sound-Techniker geht das Kalkül des Trios voll auf, die wenigen Anwesenden schwingen ihre Haare im Takt. Toller Auftakt, dessen Akteure man im Auge behalten sollte.

Carnation

Eine Beurteilung, welche ebenso auf den Auftritt des belgischen Quintetts CARNATION passen würde. Grooviger Old-School-Death bricht aus den Boxen und über den voller werdenden Club herein, während der kunstblutüberströmte Sänger Simon Duson eine unfassbar intensive Performance zum Besten gibt. Nackenbrecher wie "Hellfire“, "Hatred Unleashed“ oder "Necromancer“ bringen das Publikum ohne Umschweife auf Hochtouren, "Fathomless Depths“ setzt schließlich den atmosphärisch-grandiosen Schlusspunkt. CARNATION haben zweifellos Headlinerpotenzial.

Deserted Fear 

Der heutige Line-Up-Kopf braucht dann jedoch einige Songs, um auf Touren zu kommen. Kein Wunder, nach dem vorherigen Abriss und der moderneren Ausrichtung der Thüringer. Doch der unwiderstehliche Humor und die handwerklichen Fertigkeiten des Trios bleiben nicht ohne Wirkung, mit jedem Stück kommt mehr Leben in die Bude. Dabei müssen sich die Stücke des neuen Albums "Drowned By Humanity“ keineswegs verstecken und werden vom Publikum ebenso begeistert empfangen wie älteres Material.

Darüber hinaus bieten DESERTED FEAR eine für die Hallengröße beeindruckende Bühnenshow auf. Neben den üblichen Aufstellern haben es auch Nebelfontänen in das Repertoire der Ostdeutschen geschafft. Deren inflationärer Gebrauch schränkt nach wenigen Songs zwar die Sichtverhältnisse leicht ein, der musikalischen Abreibung tut dies jedoch keinen Abbruch. Zahlreiche Späße und Nackenübungen später geht das Set mit "Bury Your Dead“ zu Ende, eine Zugabe gibt es allerdings noch oben drauf.

Was war jetzt eigentlich das Highlight?

Unter dem Strich bleibt nicht mehr viel zu sagen. DESERTED FEAR machen dank ihrer sympathischen Art – und dem selbstverständlich starken Songmaterial – live ordentlich Laune. Dem standen allerdings weder HIEROPHANT noch CARNATION spürbar nach, sodass sich die "Drowned By Humanity“-Tour als allumfassender Erfolg bezeichnen lässt. Dementsprechend lassen an diesem Abend noch einige Besucher Geld in der Fashion-Stadt, die Bands haben es sich redlich verdient.