Geschrieben von Freitag, 08 Februar 2008 22:02

Obituary, Holy Moses & Avatar – Hamburg / Markthalle



06.01.2008 – Das war er nun also, der letzte Tag des zweiwöchigen Weihnachts- bzw. Neujahrsurlaubs. Leicht wehmütig ob des Wissens, am nächsten Morgen wieder früh raus zu müssen, betrat ich gegen 21:00 Uhr die Markthalle und kam gerade noch rechtzeitig, um den letzten beiden Songs der den Abend eröffnenden AVATAR zu lauschen.


... Jedenfalls hatte ich dies in aller Ruhe vorgehabt, was aber den für den Ton verantwortlichen Menschen hinter den Reglern anscheinend nicht wirklich kümmerte. Dieser schien gerade frisch Papa geworden zu sein und in dieser Rolle voll aufzugehen; die Kost, die er da anbot, erinnerte auf jeden Fall sehr an die breiige Dosennahrung unserer kleinen, sabbernden Zeitgenossen.
AVATAR
schenkten den offensichtlichen Vaterfeuden des Tontechs aber glücklicherweise keine Beachtung, ließen ordentlich die Matte kreisen und machten so wenigstens optisch einen recht positiven Eindruck. Was sich klanglich heraushören ließ, konnte man getrost irgendwo zwischen IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY ansiedeln; mit dem einzigen Unterschied, dass es bei AVATAR um einiges weniger originell daherkam. Was die fünf Schweden da musikalisch boten, hatte man schon tausend Mal zuvor gehört, nur eben auch schon tausend Mal um Längen besser.Ungeachtet dieser Tatsache war das Publikum vor der Bühne aber recht rege, und so gab es am Ende des Sets auch etwas mehr als nur höflichen Applaus.

Nach einer überraschend kurzen Umbaupause war es nun an HOLY MOSES, das Publikum für sich zu begeistern - und um es gleich vorweg zu nehmen: Wirklich geschafft haben sie das nicht. Für die erneute Dosis Babybrei seitens des Tontechnikers konnte die Band zwar nichts, doch selbst als dieser dann nach dem zweiten oder dritten Song endlich verdaut war, war das Dargebotene nicht besser anzuhören. Teilweise ist ja der schön schnelle, alte Thrash sogar ganz nett; wie man aber einigen Gesichtern im Publikum entnehmen konnte, gingen nicht nur mir die Ansagen der Miss Classen gehörig gegen den Strich.
Die "Holy Moses"-Sprechchöre selbst anzustimmen grenzte schon an Selbstbeweihräucherung, wenn man aber von niemandem sonst gefeiert wird, kann man das ja schon mal machen. Von den drei (männlichen) Fans in der ersten Reihe einmal abgesehen, die der blonden Fronterin sowieso aus der Hand fraßen, erbarmten sich dann immerhin noch zwei, drei Leute zusätzlich, den Namen der Band zu zitieren - um dann darauf hin ein "für Hamburg nicht schlecht" zu hören zu bekommen, bei dem selbst ich mich als Kurzzeit-Hamburgerin gehörig auf den Schlips getreten fühlte. Das auf diese Aussage folgende ungläubige Kopfschütteln seitens des Publikums und die zunehmende Massenabwanderung an die Bar müssten zwar eigentlich zu Denken gegeben haben, Frau Classen ließ sich aber hiervon nicht beirren und rief im Anschluss an diesen Spruch lieber zu einer "Wall of Thrash" auf. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass sie auch hiermit nicht den Geschmack des Publikums traf, immerhin kamen aber die bereits erwähnten drei Hansel der Aufforderung nach und stürzten sich begeistert aufeinander. Ich selbst hatte spätestens an dieser Stelle keine Lust mehr, dem Geschehen auf der Bühne zu folgen und gesellte mich zu den restlichen Leidensgenossen an die Bar. Dort fühlte ich mich dann bei dem einen oder anderen Bier auch weitaus besser unterhalten als zuvor bei HOLY MOSES.
Einzig wirklich nett anzusehen war der Schlagwerker, der hinter seiner Knüppelbude ordentlich Spaß zu haben schien und in einer Tour am Grinsen war; ansonsten war es schade um die Musik, die zu Beginn unter dem wirklich schlechten Sound und später unter den den grottigen Ansagen von Frau Classen zu leiden hatte, welche einem das genauere Zuhören irgendwie unmöglich machten.
Nachdem ich mir nun die Bierpause selbst auferlegen musste, gestaltete sich natürlich auch die Wartezeit auf den Headliner ein wenig länger. Glücklicherweise, und das war nach dem bisherigen Verlauf des Abends auch nur zu erhoffen gewesen, hatte sich das Warten aber gelohnt.
Als die Mannen von OBITUARY die Bühne enterten, tobte der Mob vor der Bühne schon, ehe noch die ersten Klänge des Openers „Find The Arise“ erklangen. Auch die Band zeigte sich von Beginn an frisch und spielfreudig, und da auch beim Sound plötzlich alles stimmte, war es nicht schwer, sich von der allseits herrschenden, fast greifbaren Euphorie einfach mitreißen zu lassen. Aufgrund des wie immer recht wortkargen John Tardy und des daraus resultierenden Fehlens jeglicher Ansagen, ballerte der Fünfer aus Florida dem Publikum ein Brett nach dem anderen um die Ohren, welches es in soweit dankte, dass sowohl altes als auch neues Material aus vollem Halse mitgesungen wurde und kaum eine Mähne nicht durch die Lüfte flog. Sehr nett mit anzusehen war Mr. Tardy, der ohne eine Pause einzulegen in seiner unnachahmlichen Art über die Bühne stampfte, ab und an mal kurz hinter eben dieser verschwand, um dann an einer anderen Stelle wieder hervorzukommen und breit über beide Ohren zu grinsen. Sowieso schien der Mann während des kompletten Konzertes kaum eine Sekunde still zu stehen. Als gegen Ende des Sets die Band die Bühne verließ, um diese dem zweiten Tardy und seinem Schlagzeugsolo zu überlassen, konnte man hinter der Trennwand dann das ein oder andere Mitglied beobachten, wie es das Solo in der Luft mittrommelte – kurzum, es machte an diesem Abend einfach einen tierischen Spaß, die Band zu beobachten.
Da es auch an der Setlist kaum etwas zu bemängeln gab, der Ton, wie erwähnt, keine Probleme mehr bereitete, und man sah, dass OBITUARY eindeutig ihren Spaß hatten, kann ich mir diesen Abend, trotz der schwächeren Vorbands, getrost als „gelungen“ im Kalender verewigen und erwarte voller Vorfreude den nächsten Abstecher der fünf Jungs nach Hamburg. 


Setlist OBITUARY:

Intro Find The Arise On The Floor Chopped In Half Turned Inside Out Intro Cause Of Death Threatening Skies By The Light Face Your God Lasting Presence Insane Black Inside Evil Ways Drop Dead Contrast The Dead Stand Alone Slow Death Second Chance Slowly We Rot


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