Geschrieben von Montag, 11 Dezember 2006 23:17

Iron Maiden, Trivium & Lauren Harris - Schleyer Halle, Stuttgart


07.12.2006 - Nach der letzten Tour kündigten IRON MAIDEN an, ihre Liveaktivitäten zurückfahren zu wollen, und prompt gibt es auf der aktuellen Tour nur zwei Konzerte in Deutschland. Und so freue ich mich, doch noch einen Platz in der ausverkauften Schleyer-Halle in Stuttgart ergattert zu haben und nach drei Jahren Pause die Eisernen Jungfrauen mal wieder live zu erleben.



Den Anfang macht Steve Harris’ Tochter Lauren, die mit ihrer Band die Show eröffnen darf. Zugegeben, was die zierliche, junge Frau und ihre Jungs da fabrizieren, hat mit Metal relativ wenig zu tun, eher schon mit Hard Rock, aber zum Mitwippen reicht es allemal. Der große Wurf ist ihre Show heute sicher noch nicht, aber vielleicht legt sie ja noch die Angst ab, beim Bangen ihre Frisur durcheinander zu bringen und entwickelt eine eigene Bühnenpersönlichkeit.

IRON MAIDEN hatten in der Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen bei der Wahl ihrer Vorbands (wer bei der 2003er Tour eines der Konzerte mit FUNERAL FOR A FRIEND im Vorprogramm erwischt hat, weiß was ich meine), und bei TRIVIUM, die ich bisher wie die meisten Bands aus der modernen Schublade eher gemieden habe, war ich im Vorfeld entsprechend misstrauisch.
Den Stempel „modern“ kann man getrost vergessen, denn TRIVIUM bieten eine reinrassige Metalshow und wecken teilweise Erinnerungen an die jungen METALLICA. Insbesondere bei Leadsänger und Gitarrist Matt Heafy stimmt teilweise sogar die Körperhaltung vor dem Mikrofon mit der Hetfields überein. Alles in Allem machen die vier Amerikaner mit ihrer motivierten und spielfreudigen Show einiges an Boden beim im Vorfeld allgemein eher zurückhaltenden Publikum gut, und dürfen sich über mehr als nur Höflichkeitsapplaus freuen.

Dann ist es nach einer weiteren, dieses Mal etwas längeren, Umbaupause so weit. IRON MAIDEN entern die Bühne. Das Bühnenbild ist an ein Schlachtfeld angelehnt. Auf der obligatorischen Rampe im Hintergrund stehen Barrikaden mit Stacheldraht und einige uniformierte Skelette. Dahinter sind wie gewohnt einige bewegliche Albumcover angebracht, die ausgewechselt werden. Neben dem Schlagzeug stehen auf beiden Seiten Module, die erst als hinter der Rampe ein riesiger Kanonenturm mit Eddie darin herauf gefahren wird, als Ketten des Panzers zu erkennen sind, den die ganze Bühne darstellt. An den Ausläufern der von Bruce Dickinson weniger intensiv als sonst genutzten Rampe finden sich noch zwei Flagscheinwerfer, mit denen der Frontmann die Zuschauerränge ausleuchtet. Da im Vorfeld bereits bekannt gegeben wurde, dass die Band das ganze aktuelle Album spielen würde, war es zunächst keine Überraschung, dass die Show mit einigen neuen Stücken begann, ähnlich wurde es ja auch schon bei vergangenen Touren gehandhabt. Ob  die eisernen Jungfrauen allerdings sich und ihrem Publikum einen Gefallen getan haben, als sie entschieden, das Album am Stück zu spielen, ohne es durch den einen oder anderen Klassiker aufzulockern, weiß ich nicht. Als Bruce sich schließlich zu Wort meldet, und, nachdem er sich bei den Fans für ihre Treue und den Charterfolg des Albums bedankt hat, das Vorhaben der Band erklärt, regt sich hier und da Unmut. Zwar war die Setlist in einschlägigen Foren bereits bekannt und heiß diskutiert worden, hatte sich aber scheinbar noch nicht bis zu allen Zuschauern herumgesprochen. Mutig ist die Entscheidung, A Matter Of Life And Death ohne Unterbrechung zu spielen, so oder so. Die Band beweist, dass ihr aktuelles Material live tadellos funktioniert und auch die Kritiker (das Album war immerhin nicht gerade unumstritten) überzeugen sollte. Trotzdem zeigt sich, dass große Teile des Publikums in der Arena mit den neuen Songs noch nicht so vertraut sind. Eine Ausnahme bildet ein junger Mann neben mir, der bei den aktuellen Stücken jedes Wort mitsingt, aber später bei den Klassikern in tiefes Schweigen verfällt. Ich dagegen wünsche mir nach einer Stunde dann doch mal ein Stück zum Mitgrölen, und den Reaktionen der Umstehenden nach bin ich damit nicht allein. Nachdem Eddie schließlich erst in seinem Panzer (der zu Verwunderung Vieler nicht schießt) und schließlich auch in einer englischen Uniform auf der Bühne aufgetaucht is,t und Bruce mit den Scheinwerfern das Publikum in Augenschein nehmen konnte (besonders scheint es ihm eine in hautenger Lackhose bekleidete junge Dame am rechten Tribünenrand angetan zu haben), kommt nach 75 Minuten dann aber mit Fear Of The Dark endlich ein Hit. Sofort steigt die Stimmung um einige Grade, und die Fans stimmen einen Chor an, der wohl jedem in der Halle eine Gänsehaut über den Rücken jagen dürfte. Das folgende Iron Maiden wird ebenso abgefeiert, damit ist das offizielle Programm aber bereits zu Ende. Natürlich lassen sich IRON MAIDEN nicht lange bitten und geben mit 2 Minutes To Midnight, The Evil That Men Do und Hallowed Be Thy Name noch drei weitere Gassenhauer zum Besten, bevor sie abermals von der Bühne verschwinden. Das kann doch aber noch nicht alles gewesen sein, oder? Ein weiter Zugabenblock mit Stücken wie The Number Of The Beast, Run To The Hills und The Trooper (immerhin wurde das Cover als Backdrop an diesem Abend genutzt) mußten doch noch kommen. Doch nach einigen Minuten und immer lauter werdenden Pfiffen gingen die Lichter an und ließen die Besucher in der ausverkauften Halle etwas ratlos zum Ausgang stapfen.

Sicher, IRON MAIDEN sind auch wenn sie nicht unter Volldampf stehen immer noch besser als viele Konkurrenten, die 100 Prozent geben. Trotzdem war dieses Mal alles etwas weniger als gwohnt… weniger Show, weniger Hits, weniger Spielzeit, weniger Eddie… nur Janick Gers hat mindestens so viel gehampelt wie immer und mich mittlerweile überzeugt, dass er über weite Teile mit dem, was da aus den Boxen kam, wenig bis nichts zu tun hatte, aber immerhin ein paar Soli durfte er beisteuern. Mit einigen ihrer Übersongs mehr wäre an diesem Konzertabend nichts, aber auch wirklich nichts auszusetzen gewesen, so aber bleibt doch ein kleiner Wehrmutstropfen und die Vorfreude auf die nächste Best-Of Tour mit dem gewohnten Hitfeuerwerk.

Setlist Iron Maiden:
Different World
These Colours Don't Run
1000 Suns
The Pilgrim
The Longest Day
Out of the Shadows
Benjamin Breeg
Greater Good of God
Lord of Light
The Legacy
Fear of the Dark
Iron Maiden

2 Minutes to Midnight
The Evil that Men Do
Hallowed Be Thy Name

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