Geschrieben von Samstag, 24 Oktober 2009 03:10

Y&T & Charing Cross - Z7, Pratteln (CH)

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Y&T gehören zu den Bands der US Hard Rock Szene, die in ihrer Heimat einige große Jahre hatten, den internationalen Durchbruch aber nie wirklich schafften und hierzulande vor allem auf Festivals wie dem Bang Your Head oder Rock Of Ages von sich reden machten. Ein Grund mehr die Chance zu nutzen, die Band um die beiden Gründungsmitglieder Dave Meniketti (Gesang, Lead-Gitarre) und Phil Kennemore (Bass, Gesang) mal über die volle Distanz anzusehen.


21.10.09 - Den Anfang machen, wie bereits am Sonntag vor Herman Frank, die Schweizer von CHARING CROSS. Vor der heute immerhin etwa zu einem Drittel gefüllten Kulisse des Z7 kommt das Quintett dem Job als Anheizer nach. Die Jungs nutzen ihren Heimvorteil und auch die recht große Zahl an Zuschauern mit CHARING CROSS T-Shirts und Kappen zeigt, dass sie selbst auch einige Fans mitgebracht haben. Als sie die Bühne nach einer guten halben Stunde Hard Rock nach amerikanischem 80er Vorbild wieder verlassen, dürften sie einige dazugewonnen haben.

Dann wird es nach einer kurzen Umbaupause aber auch Zeit für Y&T. Im Vergleich zu ihrer Vorband kommen die Amerikaner sehr viel bluesverwurzelter und mit deutlich höherem Balladenanteil daher. Ich hatte Y&T bisher nur auf Festivals und mit einem auf die härteren Songs beschränkten Konzentrat ihres Programms gesehen und muss, so viel schon mal vorweg, sagen, dass ich auf die eine oder andere Power Ballade auch hätte verzichten können.
Zunächst aber geht es mit Schwung los. Dave Meniketti beweißt, dass ihm in Sachen Bluesstimme und Bluesgitarre so schnell keiner etwas vormachen kann. Zwischendurch wir dann mal verkündet, dass Bassist Phil am Tag zvor Geburtstag hatte, worauf er sich gleich ein nachträgliches Ständchen abholen und den nächsten Song aussuchen darf.

Was mir von Anfang an auffällt: Es gibt praktisch keine Interaktion zwischen den Musikern. An einer schlechten Stimmung scheint das nicht zu liegen, denn die Musiker blödeln zwischen den Songs immer wieder herum. So kommen Dave und Phil während der Soli von Drummer Mike Vanderhule mit Besen auf die Bühne und fegen schon mal aus, Mike und Rhythmusgitarrist John Nymann tauchen zur Zugabe erstmal nicht auf der Bühne, sondern im Fotograben auf, und den Vogel schießt immer wieder der Roady ab, der sich mit Gaffa-Tape im Gesicht als verschiedene Bandmitglieder „verkleidet“, bei der Ballade „I’ll Cry For You“ theatralisch zu Weinen beginnt und auch sonst am laufenden Band herumalbert.
Doch sobald die Musik beginnt, scheinen die drei mobilen Musiker (Drummer Mike kann man seinen Bewegungsradius verzeihen) in einem Korridor von ihrem Verstärker bis zu ihrem Mikrofon gefangen und der Luftraum der anderen wird nur äußerst selten verletzt. Das nimmt dem ganzen sehr viel Dynamik und lässt den Auftritt statisch und hüftsteif wirken, auch wenn zumindest Dave und Phil jeweils für sich schon recht bewegungsfreudig sind.

Zugegeben, an Klassikern mangelt es nicht, aber als Y&T die Bühne nach über zwei Stunden und Songs wie „Midnight In Tokyo“, „Eyes Of A Stranger“  - nachdem das Publikum Bassist Phil mit netten Mitsingspielchen („Hey Motherfuckers“ – „Fuck You Phil“) davon überzeugt hat, dass es noch mehr will auch „Rescue Me“ als Abschluss - ist es für mich auch genug. Bei aller spielerischen Klasse und allen Hits in der Hinterhand schaue ich mir die Band das nächste Mal lieber wieder mit einem kürzen und knackigeren Festivalprogramm an.

Fotos (c) Thorsten Beermann / BurnYourEars